Fall 11 der Weihnachtsaktion

Wie ein Engel für Obdachlose: Fürther Wärmestuben-Chef kümmerte sich immer um "das Nötigste"

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

E-Mail zur Autorenseite

24.11.2022, 09:45 Uhr
Beratung mit sicherem Abstand: Im Fürther Treffpunkt unterhält sich der  scheidende Leiter Wolfgang Sperber am Fenster des großen Saals mit einem  Klienten.

© Wolfgang Heilig-Achneck, NNZ Beratung mit sicherem Abstand: Im Fürther Treffpunkt unterhält sich der scheidende Leiter Wolfgang Sperber am Fenster des großen Saals mit einem Klienten.

Er steht sicher für viele andere und darf doch als einer gelten, der stets an der "Armutsfront" unterwegs war, nämlich in der Hilfe für Obdach- und Wohnungslose. Am Mittwoch, 23. November, aber sagte Wolfgang Sperber Lebewohl: Nach 23 Jahren endete sein Dienst in der Fürther Wärmestube. Sie einzurichten, war nicht zuletzt seine Idee, er hat sie mit aufgebaut und dann auch geleitet. Was aber in einer solchen Einrichtung immer auch bedeutet, als Mädchen für alles gefragt zu sein.

„Ich habe mich stets gefragt: Was ist notwendig? Also: Was brauchen die Menschen? Und dafür habe mich einzusetzen versucht“, sagt der Sozialpädagoge, der jetzt in Ruhestand geht. Für jene, die Arbeit und Halt, soziale Bindungen und oft auch ihre Wohnung verloren haben, ist ein Tagestreff das Wichtigste.

Aus der lange so genannten „Wärmestube“ wurde vor ein paar Jahren der „Fürther Treffpunkt“ - nicht nur, weil das weniger stigmatisierend klingt, sondern auch, weil das Angebot in einem Altbaukomplex im Herzen von Fürth längst mehr umfasst als eine geheizte Stube und eine warme Mahlzeit. Dazu kommen vor allem Beratung und Vermittlung, zum Beispiel in eine Suchttherapie.

Erfolgreiche Nachbarschaftshilfe

„Oberstes Ziel ist eigentlich, den Menschen zu einer festen Bleibe zu verhelfen, aber bei manchen müssen auch dafür erst die Voraussetzungen geschaffen werden, dass ein Mietverhältnis nicht gleich wieder scheitert.“ Viel Kraft und Herzblut hat Sperber daher in die Unterstützung von Bedürftigen bei der Wohnungssuche und in die Nachbarschaftshilfe gesteckt. Die vor allem half, Probleme und Konflikte rechtzeitig zu entschärfen und es gar nicht er zu Kündigungen kommen zu lassen.

„In der Spitze hatten wir bis zu sieben Ein-Euro-Kräfte im Einsatz“, erzählt er. Leider bleibe es ungemein schwierig, eine Finanzierung für diese wichtige Arbeit zu finden. Dabei lassen sich die Erfolge leicht belegen: Mit der Begleitung aus dem Treffpunkt konnte eine ansehnliche Zahl von Klienten wieder in eigene vier Wände vermittelt werden - und das auf dem auch in Fürth höchst angespannten Wohnungsmarkt.

So konnte auch Leo G. (Name geändert) wieder Fuß fassen - schon vor acht Jahren. Der frühere Mitarbeiter eines kommunalen Bauhofs ist seit einem Arbeitsunfall so gehandicapt, dass er keine Beschäftigung mehr finden und aufnehmen konnte. Jetzt ist er 57 Jahre alt - und hat mit den Unfallfolgen und weiteren gesundheitlichen Problemen nicht mehr die geringste Chance auf eine Rückkehr ins Arbeitsleben. Und auch privat ist er ziemlich isoliert. Aber dank der Unterstützung des Treffpunkt-Teams ließ sich verhindern, dass er auch noch obdachlos wird.

„Er ist ein durchaus typisches Beispiel: Wie ihm geht es vielen unserer Besucher und Klienten“, stellt Sperber fest. Dazu gesellt sich seit einiger Zeit ein neues Problem: Viele Bewerbungen für eine Wohnung sind nur noch online möglich - da sind alle aufgeschmissen, die weder über einen PC noch ein Handy verfügen.

Ungezählte Stunden hat Sperber schließlich damit zugebracht, sich bei Problemen mit Ämtern für seine Klienten einzusetzen. Und auf Ansprechpartner und verlässliche Gewährsleute in Fragen sozialer Not wie ihn war und bleibt die Aktion „Freude für alle“ stets angewiesen.


Die „Freude für alle“-Spendenkonten: Sparkasse Nürnberg: DE 63 7605 0101 0001 1011 11; Sparkasse Erlangen: DE 28 7635 0000 0000 0639 99; Sparkasse Fürth: DE 96 7625 0000 0000 2777 72.

Verwandte Themen


Keine Kommentare