Ein Hahn im Hort

Wie Kinder in Nürnberg zu Hühnerpaten werden

Rurik Schnackig

Lokales

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22.3.2023, 11:00 Uhr
Josi und Struppi - die beiden haben sich angefreundet und vertrauen einander.

© Rurik Schnackig Josi und Struppi - die beiden haben sich angefreundet und vertrauen einander.

Das Modell Rent a Huhn, an dem unter anderem der Zentralhort in der Veilhofstraße teilnimmt, ist auch im zehnten Jahr noch ein voller Erfolg. Unter den Kindern in der Veilhofstraße gibt es so viele Freunde des Federviehs, dass auch in den Ferien eine optimale Betreuung gewährleistet wird.


Wo sind sie nur wieder? Die beiden Mädchen Josi und Leni müssen erst einmal suchen „Manchmal spielen die Hühnerle uns einen Streich“, lachen die Freundinnen, „und verstecken sich dann irgendwo.“ Denn die „Hühnerle“, wie sie liebevoll im Hort genannt werden, haben hier die freie Wahl, wo sie sich aufhalten möchten. Geschützt steht ihr Zuhause in der Mitte eines Carrés bestehend aus Zentralhort, Sebastianspital, Musikhochschule und Wöhrder Wiese. „Weit gehen sie ja nicht weg“, wissen die beiden Mädchen. Aber wenn sie etwa einen Greifvogel gesehen haben oder einfach nur spielen wollen, dann müsse man sie suchen.

Tatsächlich wird die kleine Gruppe kurz darauf von den Tierfreundinnen hinter einem nahen Streukasten entdeckt. Nun trippeln sie hervor - Zeit für eine kurze Vorstellungsrunde.

Herbert ist kein Kuscheltier

Da sind die Hennen Struppi, Michaela und Julia sowie der stolze Hahn Herbert. Letztgenannter sei eigentlich ein freundlicher Genosse, finden die Kinder, aber allzu nahe wollen sie ihm nicht kommen. „Wenn er wütend ist oder sich angegriffen fühlt, dann könnte er einen auch mit seinen scharfen Krallen anfliegen“, weiß Josi. Das wolle sie lieber nicht riskieren. Die Hennen hingegen lassen sich durchaus auch mal streicheln oder mal auf den Arm nehmen.

Erfolg über Jahre

Die ersten einstigen Kinder, die das Hühnerle-Modell des Hortes kennenlernen dürften, sind mittlerweile gut 18 Jahre alt. Ein Erfolg war es über all die Jahre. Auch wenn der Aufwand nicht gering ist. Sowohl im Team des Hortes sind einige zu regelrechten Hühner-Experten avanciert als auch unter den Kindern. Alle sehen es als großen Segen, mitten in der Stadt solch eine Begegnung mit den Tieren haben zu können.


Die Hühnerle machen aber keinen Urlaub. Und so musste beispielsweise auch in den Weihnachtsferien die Betreuung gewährleistet bleiben. Schnell fanden sich Kinder zusammen, die gern bereit waren, sich im Wechsel täglich um die Tiere zu kümmern.

Mamas koordinieren die Betreuung

Um das Ganze zu koordinieren gründeten die Mütter der kleinen Hühnerpfleger eine Whats-App-Gruppe: „Die wilden Hühner“. Hier wurde abgesprochen, wer wann vor Ort ist, man verabredete sich und wenn Fragen auftraten, wusste immer jemand Rat. Die Mütter waren begeistert, denn mitten in der Stadt ist das mit der Tierhaltung zu Hause oft nicht möglich.

„Unsere Tochter lernt dabei aber eine ganze Menge“, berichtet eine Mama. „Sie weiß nun, was es heißt, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen und dass Pflege und Versorgung zwar sehr schön, aber manchmal anstrengend sind.“
Denn wie Josi feststellt: „Die legen nicht nur Eier!“. Heißt: Auch der Brutkasten muss täglich gesäubert werden, verschmutztes Stroh raus, frisches rein.

Dank mit Ei

Die Hühner bedanken sich für die Pflege brav mit Eiern, die natürlich für die Kinder einen Geschmack und eine Qualität haben, wie es ein Exemplar aus dem Supermarkt niemals erreichen würde.

Eine wichtige Funktion von Julia, Michaela, Struppi und Herbert muss noch erwähnt werden: Das Quartett verbindet sogar Generationen. Denn die freiheitsliebenden Tiere sind auch im Gartenbereich des Sebastianspitals unterwegs und dort bei den Senioren ebenso gern gesehen. Schnell kommen Jung und Alt hier ins Gespräch. Hühnerle-Experten unter sich.

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