"Völlig störungsfrei"

Wieder Corona-Demo in Nürnberg: Polizei meldet etwa 4200 Teilnehmer - deutlich mehr als geplant

4.1.2022, 07:10 Uhr
"Keine Impfpflicht" steht auf dem Transparent, das die Demonstranten durch die Südstadt trugen. 

© NEWS5 / Oßwald, NEWS5 "Keine Impfpflicht" steht auf dem Transparent, das die Demonstranten durch die Südstadt trugen. 

Die Polizei war auf alle Eventualitäten vorbereitet. Zahlreiche Kräfte in voller Montur hatten sich an der Meistersingerhalle versammelt. Sie trugen Sturmmasken, Helme, Körperpanzerung. Grundsätzlich ist das bei größeren Demonstrationen wie der, die am Montagabend unter dem Motto "Wiederherstellung unserer Grundrechte" durch den Stadtsüden zog, Standard. Nachdem vor wenigen Tagen aber Kritik am Umgang mit Corona-Demonstrationen aufkeimte, schaute so mancher jetzt etwas genauer hin. Kritiker warfen der Polizei vor, unangemeldete Kundgebungen zu unterstützen, die Gegner der Pandemiemaßnahmen zu sanft zu behandeln. Der Innenminister Joachim Herrmann verteidigte das Vorgehen der Beamten.

Jetzt, nur vier Tage nach der letzten Kundgebung, zogen wieder Corona-Demonstranten durch Nürnberg. Rund 4200 waren es nach Angaben der Polizei. Die Versammlung verlief störungsfrei, erklärte das Polizeipräsidium Mittelfranken am Montagabend. Bilder, die unserer Redaktion vorliegen, dass teilweise Mindestabstände nicht eingehalten wurden. Gegen 20.30 Uhr endete der Zug dort, wo er begann - an der Meistersingerhalle. Zuvor marschieren Tausende über die Wodanstraße, die Allersbergerstraße und die Schweigerstraße durch den Süden der Stadt. Zahlreiche Autofahrer und Anwohner bekamen die Auswirkungen der Verkehrssperrungen zu spüren. Das große Chaos brach aber nicht aus.

Veranstalter warnen vor unangemeldeten Spaziergängen

Das "Team Menschenrechte", das in sozialen Netzwerken als Veranstalter der Demonstration auftritt, warnte vor unangemeldeten Spaziergängen in Nürnberg. "Ein solches Vorgehen nützt unseren Gegnern und schadet uns massiv", schrieben die Organisatoren auf Telegram. Bis zum frühen Abend meldete die Polizei auch keinerlei Verstöße und Spontan-Kundgebungen im Zentrum der Stadt.

Die Demonstration begann gegen 19 Uhr an der Meistersingerhalle in Nürnberg. 

Die Demonstration begann gegen 19 Uhr an der Meistersingerhalle in Nürnberg.  © NEWS5 / Oßwald, NEWS5

Anders als etwa in Schweinfurt, wo sich immer wieder Menschen unangemeldet versammelten und Polizisten attackiert wurden, wird in Nürnberg bereits seit Wochen in Kooperation mit den Behörden und der Polizei demonstriert. Die sogenannten Spaziergänge finden jeden Montag statt, bis zu 3000 Menschen liefen in den vergangenen Wochen etwa vom Kornmarkt bis zum Plärrer und wieder zurück. Laut dem Präsidium Mittelfranken kam es dabei nur ganz vereinzelt zu Verstößen gegen geltende Auflagen.

Kritik in Nürnberg: Unterstützung für Corona-Demonstranten?

Zuletzt keimte in Nürnberg Kritik an der Polizei auf. Vergangenen Donnerstag versammelten sich mehrere Hundert Menschen vermeintlich spontan in der Altstadt - kurz zuvor wurde eine angemeldete Kundgebung offiziell abgesagt. Die Polizei ließ die Demonstranten gewähren, deklarierte den Zug durch die Stadt als Spontanversammlung. Die Behörden als Wegbereiter illegaler Demonstrationen? Innenminister Joachim Herrmann wies die Kritik zurück. "Es war die richtige Entscheidung", sagte der CSU-Politiker. "Von Unterstützung kann keine Rede sein. Die Polizei hat versucht, das in geordnete Bahnen zu lenken und das ist auch gelungen"

Die Demonstration in Nürnberg war nicht die einzige am Montagabend in Franken. In Ansbach gingen mehrere Hundert nach einem Aufruf der Gruppierung "Ansbach steht auf" auf die Straße, in Roth trafen mehrere Hundert Impfskeptiker auf Gegendemonstranten. In Bamberg waren es nach ersten Angaben der Polizei über 2000 Maßnahmenkritiker. "In der Versammlung wurden vier Verstöße nach dem Versammlungsgesetz festgestellt, da zwei Teilnehmer vermummt waren, ein Teilnehmer Bewaffnung in Form von Pfefferspray und Kubotan mitführte sowie eine Teilnehmerin mit einer Reichskriegsflagge", teilt die Polizei mit. Auch in Altdorf, Bad Windsheim, Eschenau, Feucht, Fürth, Gunzenhausen, Dinkelsbühl, Hersbruck, Heroldsberg und Neustadt an der Aisch hat es laut Polizei Zusammenkünfte gegeben, diese waren allerdings unangemeldet.

Dieser Artikel wurde am 4. Januar um 7.10 Uhr aktualisiert.

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