Wieder eine neue Masche: Diebe fangen Scheine ab

18.12.2010, 07:01 Uhr
Wieder eine neue Masche: Diebe fangen Scheine ab

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Kaum tritt ein Phänomen auf, gibt es den passenden englischen Begriff dazu. „Cash trapping“ nennt es die Polizei, wenn Diebe Bares am Geldautomaten abfangen. Diese Masche ist nicht gerade elegant, sie erfordert auch nicht so viel technisches Verständnis wie beispielsweise das Ausspähen von EC-Karten-Daten. Die Täter kommen trotzdem ans Ziel.

Die Diebe pappen einfach eine täuschend echt aussehende Blende auf den Ausgabeschacht am Geldautomaten; manchmal wird diese einfach mit doppelseitigem Klebeband aufgeklebt. Der Aufsatz verhindert die Sicht aufs ausgeworfene Geld. Der Kunde sucht irritiert seine Scheine und glaubt am Ende, die Auszahlung sei gescheitert.



In den vergangenen Tagen sind der Kripo laut Polizeisprecher Peter Schnellinger im Stadtgebiet rund ein Dutzend Fälle gemeldet worden. Geldautomaten verschiedener Banken waren betroffen. Kunden wollten Geld abheben. Sie gingen vor wie immer. Karte, Geheimzahl, Betrag. Sie bekamen ihre EC-Karte zurück, die Scheine bekamen sie nicht zu Gesicht. Denn die blieben hinter der Blende versteckt liegen.

Die Geldautomaten schalteten sich ab und signalisierten einen Fehler. Die Kunden reagierten irritiert und verließen die Bank — im Glauben an eine technische Störung. Weil die Täter diesen Trick nur dann anwenden, wenn die Banken schon geschlossen sind, können sich die Bestohlenen nicht sofort ans Personal wenden.

Kaum sind sie weg, tauchen die Diebe auf und fischen die Geldscheine aus dem Automaten. Die Kripo geht laut Schnellinger davon aus, dass mehrere Täter am Werk sind — das war auf den Videoaufzeichnungen zu sehen. Die Vorweihnachtszeit dürfte besonders lukrativ sein für die Diebe, weil häufiger hohe Geldbeträge abgehoben werden.

Mehrere Banken sind betroffen. Laut Detlef Puchelt, Sprecher des Bayrischen Landeskriminalamtes, sind allerdings nicht alle Geldautomaten anfällig für diese Manipulation. Automaten, die das Geld über einen Schlitz ausgeben, seien nicht betroffen — im Gegensatz zu denen, die das Geld in einen Schacht regelrecht auswerfen.

Auch in München und Schwaben Fälle registriert

Im LKA hat man den Eindruck, dass die Masche wieder im Kommen ist. In München und im Schwäbischen wurden neben Nürnberg ebenfalls einige Fälle registriert. Die Methode ist nicht neu. Schon vor einem Jahr sei es in Nürnberg zu ähnlichen Fällen gekommen, so Peter Schnellinger. Auch in der Oberpfalz waren Diebe aktiv, die es auf Geld aus dem Automaten abgesehen hatten. Diebe, die für ihre Taten eingereist waren und am Ende geschnappt wurden.

Die Kripo rät Betroffenen, sofort die Polizei über den Notruf 110 zu alarmieren und das Geldausgabefach möglichst nicht mehr zu berühren, um keine Spuren zu zerstören. Außerdem sollte schnell das jeweilige Geldinstitut informiert werden.

Bislang sieht es so aus, als bliebe der Kunde auf dem Schaden sitzen. Laut Puchelt vom LKA ist die rechtliche Einschätzung noch unklar. Die Banken können sich auf den Standpunkt zurückziehen: Das Geld wurde ausgegeben.