Wird der Frankenschnellweg zu einem ,Nürnberg 21‘?

16.10.2010, 00:00 Uhr
Wird der Frankenschnellweg zu einem ,Nürnberg 21‘?

© Eduard Weigert

Natürlich verspüren die Gegner Aufwind. Die Debatte über „Stuttgart 21“ spielt ihnen, so glauben sie, in die Hände. Auch wenn es heißt: „Wir wollen kein Nürnberg 21“, so ÖDP–Stadtrat Thomas Schrollinger, einer der Initiatoren. Dennoch nennt Bündnis-Sprecher Felix Geismann das Vorhaben „fränkischen Schwabenstreich“. Der Vorsitzende des Bürgervereins St. Leonhard/Schweinau sucht verbal die Nähe zu den Protesten in Stuttgart.

Während dort das Projekt bereits begonnen hat, steckt der Ausbau des Frankenschnellwegs noch im Planverfahren. Bis zum 26. Oktober liegen die Dokumente aus (Servicebetrieb Öffentlicher Raum, Peuntgasse 5, Zimmer 112), bis zum 9. November können betroffene Bürger und Verbände Einwendungen abgeben. Daher nutze das Bündnis „die heiße Phase“, so Geismann, um Kritik vorzubringen und Bürger zu ermutigen, auch ihren Protest zu artikulieren. Hier die wichtigsten Punkte der Gegner:

Kosten:

Aktuell liegen die Schätzungen für den Ausbau des Frankenschnellwegs bei knapp 400 Millionen Euro (wie berichtet). Dafür sollen, vereinfacht gesagt, zusätzliche Spuren angelegt und der Durchgangsverkehr durch einen Tunnel geführt werden. Geplant ist auch eine neue Stadteinfahrt in Kohlenhof und Lärmschutz.

Die Stadt hofft auf 80 Prozent Zuschuss durch das Land. Bliebe ihr bei 400 Millionen eine Eigenbeteiligung von 80 Millionen. „Sie werden aber 70 oder 60 Prozent bekommen“, mutmaßt Günther Rass, Vorsitzender des Bund Naturschutz. Der Mathematiker glaubt sogar, dass das Bauvorhaben am Ende eine Milliarde Euro kosten werde. Geld, das für Schul- oder Umweltprojekte fehle.

Verkehr:

Wird der Frankenschnellweg ausgebaut, ist er eine „schnellere und preiswertere Alternativroute für Lkw durch die südliche Innenstadt“, warnen die Gegner, die durchaus Verbesserungen wünschen auf der Route. „Lastwagenfahrer sparen sich Maut und acht Kilometer, wenn sie nicht mehr außen um Nürnberg herumfahren“, sagt Grünen-Stadträtin Christine Seer. Wolfgang Klemm vom Kreisvorstand der Ökopartei bezweifelt die Prognosen der Gutachter; auch, dass der Schwerverkehr nur geringfügig zunehmen werde. „Es wird deutlich mehr Durchgangsverkehr geben.“ Er geht davon aus, dass auch mehr Autofahrer über die neue Kohlenhofstraße in die Innenstadt gelangen. Klemm: „Das Verkehrschaos zwischen Plärrer und Hauptbahnhof wird noch zunehmen.“ Für die Gegner ist zudem klar: Ist der Frankenschnellweg ausgebaut, ist das keine Kreisstraße mehr, sondern eine Autobahn. Dafür gälten aber ganz andere, strengere Voraussetzungen, die jetzt gescheut würden. Das Bündnis spricht daher von „Täuschung und Verharmlosung“, die Stadt verstelle zahllosen Betroffenen den Blick auf das Projekt.

Lärm/Abgase:

„Mehr Schwerlastverkehr bedeutet mehr Lärm und Abgase für die Bewohner der betroffenen Stadtteile“, sagt Geismann. „Die Abgase aus der Tunnelröhre bekommen die Bewohner an den Ein- beziehungsweise Ausfahrten ab“, beklagt Enke vom Bürgerverein Gostenhof.

Wohnen/Ökologie:

Die Gegner zweifeln an, dass die Trennwirkung des Schnellwegs durch Begrünung von Tunneloberflächen, wie versprochen, aufgehoben werde. „Da fahren immer noch Autos, der Tunnel ist teilweise zwei Meter über der Oberfläche“, so Ludwig Wenk von der Linken Liste. Außerdem gebe es für Grünflächen kein Geld.

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