Wohnungen in Nürnberg: So sind die Besitzverhältnisse

24.3.2019, 12:49 Uhr
Wohnungen in Nürnberg: So sind die Besitzverhältnisse

© Foto: Oliver Acker

"Das Stadtgebiet von Nürnberg ist 186 Quadratkilometer groß. 26 Prozent der Fläche befindet sich im Eigentum der Stadt", sagt der Leiter des städtischen Liegenschaftsamts, Claus Fleischmann.

Das sind immerhin 43 Quadratkilometer oder 6700 Fußballfelder, die für Straßen, Plätze oder Schulen zur Verfügung stehen. Mit dabei sind auch Äcker, die von der Stadt verpachtet werden.

Das Liegenschaftsamt, das zum Wirtschaftsreferat gehört, hat sich vor wenigen Jahren neu aufgestellt und verkauft nicht mehr nur städtische Grundstücke, sondern kauft auch gezielt Areale auf. "Damit wir die Stadt beim Wohnungsbau und bei der Ansiedlung von Gewerbe auch steuern können", sagt Fleischmann.

Stadt strebt Immobilienmanagement an

Die Stadt strebt damit ein strategisches und langfristig angelegtes Immobilienmanagement an. 2015 wurden etwas weniger als zehn Hektar Fläche erworben, im vergangenen Jahr waren es schon zwölf Hektar: für Schulen, Kindertagesstätten, aber auch für Wohnen oder für den kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs sowie für den Ausbau des Straßenbahnnetzes.

Die Stadt nutzt ihre Flächenanteile von Neubaugebieten auch dazu, größere Bauprojekte mit anzuschieben. Am Wetzendorfer Park gehören ihr 50 Prozent der Fläche, an der Züricher Straße 60 Prozent, an der Bielefelder Straße 75 Prozent und am Tiefen Feld, das 19 Hektar groß ist, 25 Prozent.

Dass bei der Entwicklung von Bauland viel Geld im Spiel ist, macht folgende einfache Rechnung deutlich: Der Quadratmeter Ackerland kostet 20 Euro und es kommen durch die Erschließung noch einmal 100 Euro an Kosten hinzu. Verkauft wird er dann zwischen 450 und 500 Euro. Dass der Stadt Grundstücke angeboten werden, liegt auch daran, vermutet Fleischmann, dass sie in der Regel sofort kauft, was bei Immobilienentwicklern nicht immer der Fall sei.

Genossenschaften haben über 19.000 Wohnungen

Die Stadt selbst verfügt nur über 300 Wohneinheiten, die sie vermietet. Für günstigen Wohnraum in Nürnberg sind vor allem die Wohnungsgenossenschaften und sozial ausgerichtete Wohnungsunternehmen, allen voran die WBG, zuständig. Immerhin 15 Wohnungsgenossenschaften mit 19.573 Wohneinheiten gibt es in Nürnberg.

Bei Genossenschaften kann man Mitglied werden. Ziel der Genossenschaften ist, breite Bevölkerungsschichten mit günstigem Wohnraum zu versorgen, so Baudirektorin Britta Walther vom städtischen Stab Wohnen. Angesichts der steigenden Mieten sind die Wartelisten für eine Mitgliedschaft bei den Genossenschaften allerdings sehr lang.

19.239 Wohneinheiten gehören sechs Wohnungsunternehmen. Mit rund 18.000 ist dabei die WBG mit Abstand die größte. Hinzu kommt noch ein kirchliches Wohnungsunternehmen, das Eigentümer von 4803 Wohnungen ist. Insgesamt kommen über 43.000 Wohnungen zusammen, das sind knapp 14,5 Prozent des gesamten Angebots, bei denen bezahlbare Mieten im Vordergrund stehen.

Diese Genossenschaften und Wohnungsunternehmen mit sozialer Ausrichtung sind alle im VdW Bayern zusammengeschlossen. Rund 85 Prozent der Nürnberger Wohnungen sind in privater Hand, vermietet oder selbst genutzt. 16 Eigentumswohnungen gehören Stiftungen, die vom Finanzreferat verwaltet werden. Das Grundstücks- und Immobilienvermögen etwa der Heilig-Geist-Spital-Stiftung und der Sigmund-Schuckert-Stiftung ist nicht unerheblich.

Grundstückspreise werden weiter nach oben gehen

Fleischmann geht davon aus, dass die Grundstückspreise in Nürnberg und die Baupreise sowie die Mietpreise weiter nach oben gehen. Stellenweise würden Grundstücke sogar deutlich über dem Verkehrswert gekauft. Leider habe die Stadt keine Konversionsflächen, die für Entlastung auf dem Grundstücksmarkt hätten sorgen können.

Damit mehr bezahlbare Mietwohnungen gebaut werden, schließt die Stadt bei größeren Bauvorhaben einen städtebaulichen Vertrag mit den Immobilienunternehmen: Wenn mehr als 30 Wohneinheiten gebaut werden, dann müssen 30 Prozent davon geförderter Wohnungsbau sein. "Ohne diese Regelung würde es kaum geförderten Wohnungsbau geben", so Fleischmann. 2015 seien nur 52 geförderte Wohneinheiten entstanden, 2018 immerhin schon 377. Ein zähes Geschäft.

8 Kommentare