Wöhrder See: Joggerinnen haben Angst vor Grapschern

23.4.2016, 06:00 Uhr
Wöhrder See: Joggerinnen haben Angst vor Grapschern

© Foto: Kirchmayer

Entsetzt teilt die Joggerin ihr Erlebnis auf Facebook. Geht am Wöhrder See nicht allein laufen, rät sie anderen Frauen. Lasst die Ohrstöpsel weg, damit ihr hört, was hinter euch vorgeht. Sich öfter umzudrehen, sei auch nicht verkehrt, schreibt sie noch.

Die Reaktionen im Internet sind heftig, viele Frauen scheinen sich am Wöhrder See nicht sehr sicher zu fühlen. Sie sei vor kurzem unweit des Sandstrands geradelt, als ihr, ebenfalls auf einem Fahrrad, ein Mann entgegengekommen sei, der schon von weitem schleimig gegrinst und sie blöd angequatscht habe, schreibt eine Frau. Eine Userin rät, Blickkontakt mit Männern zu vermeiden. Eine andere meint, dass am Wöhrder See oft etwas passiere, traurigerweise interessiere das die Polizei aber nicht.

Polizei bestätigt Serie im Sommer 2015

Polizeisprecherin Elke Schönwald widerspricht: Wenn eine Frau belästigt werde, solle sie an Ort und Stelle per Handy die Polizei verständigen, die natürlich anrücke. "Die Frauen sollten sich Markantes an der Kleidung oder am Rad des Mannes merken", sagt sie. Und die Kleidung, die sie beim Übergriff trugen, nicht waschen, sondern der Polizei geben.

Schönwald bestätigt, dass es 2015 "vom Sommer bis zum Spätherbst am Wöhrder See eine kleine Serie von Übergriffen auf Frauen gab". Damals seien auch Spuren an der Kleidung der Opfer gesichert worden. Wahrscheinlich seien drei Männer an der Serie beteiligt gewesen. Das Tat-Muster wiederholt sich: Radfahrer nähern sich Joggerinnen von hinten, fassen ihnen an den Po und hauen schnell ab.

Einen Mann konnte die Polizei 2015 festnehmen. Er gab mehrere Taten zu. "Wir haben auf die Serie reagiert", sagt Schönwald. "Beamte in Zivil und Uniform waren vermehrt am Wöhrder See zu Fuß unterwegs." Die Polizei-Inspektion Nürnberg-Ost habe ihn "besonders im Fokus".

Frauenberatung: "Für viele Frauen ist das Alltag"

In diesem Jahr wurde in der Dr.-Gustav-Heinemann-Straße eine junge Frau vergewaltigt, die Polizei nahm einen Tatverdächtigen fest. Außerdem waren heuer bereits zwei Exhibitionisten am Wöhrder See unterwegs, einer wurde gefasst. Trotz der vielen Vorkommnisse gilt das Naherholungsgebiet in Wöhrd bei der Polizei nicht als besonders gefährlich. "Sexuelle Übergriffe passieren überall", sagt Schönwald.

"Für viele Frauen ist es Teil des Alltags, dass sie angetatscht werden", sagt Sabine Böhm von der Nürnberger Frauenberatung, die Gewaltopfer betreut. In der U-Bahn, im Gedränge, auf der Rolltreppe - jede zweite Frau habe schon erlebt, dass sie von einem Mann wie zufällig am Po oder am Busen berührt wird.

Zwischen fünf bis zehn Prozent der Übergriffe, mit denen es die Frauenberatung zu tun hat, entfallen auf Grapschereien. "Wir wissen nicht, wie viele Frauen sich selber begrenzen, zum Beispiel gar nicht mehr joggen oder öffentliche Verkehrsmittel meiden."

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