Zu wenige Sportflächen: Vereine klagen bei Sportdialogen ihr Leid

12.11.2019, 05:57 Uhr
Zertifizierte Übungsleiter bieten in den zahlreichen Bewegungsparks im Stadtgebiet kostenlose Übungsstunden an. Auf dem Foto zu sehen sind zwei trainiernede Seniorinnen.

© Daniel Karmann Zertifizierte Übungsleiter bieten in den zahlreichen Bewegungsparks im Stadtgebiet kostenlose Übungsstunden an. Auf dem Foto zu sehen sind zwei trainiernede Seniorinnen.

Man muss sich nicht anmelden, sich nicht an einen Verein binden und kann zwischen mehreren Zeiten und Örtlichkeiten wählen: Das Programm "Mach mit, bleib fit", an dem sich mittlerweile acht Nürnberger Sportvereine beteiligen, ist jeden Sommer ein Publikumsrenner. Zertifizierte Übungsleiter — sie werden von der Stadt bezahlt — bieten in den zahlreichen Bewegungsparks im Stadtgebiet kostenlose Übungsstunden an. Dabei werden in lockerer Atmosphäre und unter freiem Himmel motorische Grundfähigkeiten, Koordination, Ausdauer und Beweglichkeit trainiert.

Wer Spaß an Bewegung in der Gruppe findet, hat gleich Kontakt zu einem Verein mit umfangreicherem Trainingsangebot — auch in der kalten Jahreszeit und in einer Halle. Lüder Bach – er war Professor an der Uni Bayreuth – und Peter Pinzer vom Sportservice haben dieses Projekt vor sechs Jahren zunächst mit dem Post SV Nürnberg aus der Taufe gehoben und kontinuierlich ausgebaut.

Bei den Sportdialogen, einem Kongress für Funktionsträger aus Sportvereinen, diskutierten sie am vergangenen Wochenende mit Arbeitsgruppen-Teilnehmern darüber, wie die Clubs ihr Angebot durch die Nutzung öffentlicher Flächen noch weiter ausbauen können. Der regelmäßige Lauftreff oder eine lockere Freizeit-Kicker-Runde auf einem öffentlichen Bolzplatz seien unproblematisch zu organisieren, berichtet Peter Pinzer von Sportservice.

Wer aber regelmäßig Grünflächen eines Parks, Straßen oder Gewässer für Vereinsaktivitäten beansprucht, Geräte oder Absperrungen aufbaut, braucht eine Genehmigung. Für die Vereine ergeben sich bei Sport im öffentlichen Raum einige Vorteile: Sie nutzen zum Beispiel ohne Unterhaltskosten zusätzliche Flächen – auch abseits der Vereinsanlage.

Damit spricht der Club unkompliziert neue Zielgruppen und potenzielle Mitglieder an. Problematisch ist, dass öffentliche Flächen nicht immer barrierefrei sind, über keine Infrastruktur, etwa Umkleiden, verfügen und mitunter auch von anderen Gruppen beansprucht werden. Einen Wunsch hört man von den Vereinsvertretern mehrfach: Ihre Mitglieder würden sich für die Wintermonate über beleuchtete Laufstrecken, etwa im Volkspark Dutzendteich, freuen.

Nicht nur Vereine, sondern jedermann könnte von den Ideen von Dirk Schelhorn profitieren. Der freiberuflich tätige Landschaftsarchitekt stellte bei den Sportdialogen Möglichkeiten vor, wie man Menschen im öffentlichen Raum zu mehr Bewegung motiviert. "Wir können unsere Freiflächen viel besser nutzen", ist der Planer überzeugt. "Eigentlich müsste es in jeder Straße eine Schaukel und in jedem Viertel einen Irrgarten geben", findet er.

Mit kleinen Maßnahmen, so seine Erfahrung aus anderen Städten, könnte man das Verhalten der Leute grundlegend ändern: Eine Treppe, die wie eine Klaviertastatur oder ein Bergwald angemalt ist, animiert nun mal mehr dazu, sie zu erklimmen, als ein düsterer, grauer Schacht. Selbst kleine Änderungen im Bewegungsverhalten würden viel zu Gesundheit und Zufriedenheit der Menschen beitragen, ist Schelhorn überzeugt. "Es liegt natürlich immer der Verantwortung des Einzelnen, ob er lieber in den Aufzug oder auf die Rolltreppe steigt", sagt der Planer.

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