Zukunft ungewiss: Kinderladen in St. Johannis muss weiter zittern

15.12.2020, 11:07 Uhr
Die Johannisbären protestieren dagegen, ihre gewohnte Umgebung verlassen zu müssen.

© Katrin Heim/Kinderladen Johannisbären Die Johannisbären protestieren dagegen, ihre gewohnte Umgebung verlassen zu müssen.

Nicht nur die überraschende Kündigung im Frühjahr 2020 kam für den Verein nach eigenen Angaben zur Unzeit, sondern auch das für März 2022 beschlossene Ende des Mietverhältnisses. Schließlich würden Kinder und Erzieher dadurch mitten im laufenden Kindergartenjahr auf die Straße gesetzt werden.

Der neue Eigentümer Andrej Maier von der AM Citybau GmbH wolle die Kündigung auf keinen Fall zeitlich nach hinten verschieben, kritisieren die Johannisbären. Durch einen späteren Abriss seien die steigenden Baukosten zu hoch für ihn.

Ständiger Austausch

Das Jugendamt steht laut seinem stellvertretenden Leiter Georg Reif in ständigem Kontakt mit den Johannisbären, bei denen Eltern und Team gemeinsam den Kindergartenalltag, die Finanzen und die Trägerschaft organisieren. Aktuell werden dort 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren von vier Pädagoginnen und Pädagogen sowie von zwei Praktikantinnen betreut.

Wie eine von Reif vorgelegte Liste beweist, war das Jugendamt in den vergangenen Monaten alles andere als untätig – und hat eine Reihe von Optionen abgeklopft. Im März etwa hat ein Bauträger die Möglichkeit überprüft, in der Zweigstraße Räumlichkeiten zu schaffen. Dieses Vorhaben ließ sich allerdings planerisch nicht umsetzen. Ein Hinterhaus in Gostenhof wäre nach einem aufwendigen Umbau zwar geeignet. Hier hat jedoch die Investorin im August abgesagt. In der Karl-Martell-Straße wiederum waren die baulichen Voraussetzungen nicht gegeben.

Es passte nicht

Bei einem weiteren möglichen Objekt stimmten die Grundvoraussetzungen nicht. So hat auf dem Grundstück des Kinder- und Jugendhauses Wiese 69 im Oktober zwar ein Ortstermin stattgefunden, bei dem zwei Bauwagen zur Diskussion standen. Doch "dieses besondere pädagogische Konzept wurde vom Trägerverein abgelehnt", sagt Reif.

Anfang Dezember nun hat sich die Elterninitiative eine Halle in der Siegelsdorfer Straße angeschaut. "Genaueres können wir dazu noch nicht sagen", erklärt Christina Brockmüller. „Die Füße stillhalten zu müssen, ist das Schwierigste“, sagt die pädagogische Leiterin der Johannisbären, die weiter händeringend auf der Suche sind.

Protest auf der Straße

Stillhalten ist tatsächlich nicht das Ding der Elterninitiative, die notgedrungen bereits mehrfach in die Offensive gegangen ist. Unter dem Motto "Wir sitzen auf der Straße" haben Kinder, Eltern und Pädagogen im August die Fahrbahn vor der Äußeren Großweidenmühlstraße 16 besetzt und dort gepicknickt, gesungen und gemalt.

Um die Aufmerksamkeit auf ihre prekäre Situation zu lenken, hat die Elterninitiative anlässlich des Weltkindertages am 20. September außerdem einen offenen Brief an Oberbürgermeister Marcus König und Baureferent Daniel Ulrich adressiert – bislang ohne Erfolg. Und erst am vergangenen Samstag sind die Johannisbären am Aufseßplatz auf die Straße gegangen, um ein Zeichen zu setzen.

Die Zeit drängt

Da auch andere Nürnberger Trägervereine dringend eine neue Bleibe suchen, hat das Jugendamt mit ihnen bei einem runden Tisch im Sommer vereinbart, dass jeder einen Steckbrief samt Wunschstadtteil, Gruppengröße und Besonderheiten des Konzepts erstellt. Die Steckbriefe sollen zum Einsatz kommen, sobald es Anfragen von Investoren gibt. Tatsächlich gibt es einen ersten Erfolg. So darf ein Trägerverein das ehemalige Ladenlokal in der Tafelfeldstraße 41 beziehen. Wer der Glückliche ist, lässt Reif noch offen. Fest steht: Die Johannisbären sind es nicht.

Ans Aufgeben denkt Christina Brockmüller deswegen noch lange nicht. "Wir fühlen uns vom Jugendamt gesehen und unterstützt." Doch die Zeit drängt. Am 23. Januar ist ein Tag der offenen Tür geplant. Von 9 bis 12 Uhr lädt der Kinderladen zum persönlichen Kennenlernen. Ein schwieriges Unterfangen, wenn künftige Plätze - Stand jetzt - nur von September 2021 bis März 2022 garantiert werden können.

(Grundschulen: schwarze Eule - Realschulen: Brille mit Buch - Gesamtschulen: blaues Buch - Mittelschulen: grünes Buch)

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