Demonstration

Zum Tag der Pflege: Gewerkschafter und Fachkräfte prangerten Missstände an

12.5.2021, 19:10 Uhr
"Mehr von uns ist besser für alle": Mit diesem Slogan demonstrierten die Pflegekräfte für mehr Personal in den Seniorenheimen und auf den Stationen der Krankenhäuser. 

© NNZ "Mehr von uns ist besser für alle": Mit diesem Slogan demonstrierten die Pflegekräfte für mehr Personal in den Seniorenheimen und auf den Stationen der Krankenhäuser. 

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat anlässlich des Internationalen Tags der Pflege am 12. Mai zu einer Fahrraddemonstration aufgefordert – und musste mit unwirtlichen äußeren Umständen kämpfen. Krankenschwester Antje Hauptmann nahm es mit Galgenhumor: "Das Wetter passt zu unseren Arbeitsbedingungen – es ist unterirdisch", sagte sie angesichts des strömenden Regens.

Ständige Angst, zu versagen

Hauptmann, die sich bei der ver.di-Betriebsgruppe am Nürnberger Klinikum engagiert, gab bei der Auftaktkundgebung vor dem Nordklinikum Einblicke in den Alltag eines Krankenpflegers – der durch die Personalknappheit enorm erschwert werde. "Wir haben immer die Angst, zu versagen, und im Notfall nicht schnell zu sein."

Jeden Morgen gehe man in der Hoffnung durch die Zimmer, dass nicht jemand "unbemerkt verstorben ist". Johannes Schmidt, Anästhesiepfleger an der Erlanger Uniklinik, sagte, dass die Pfleger keine Corona-Boni, sondern "dauerhafte Strukturverbesserungen" bräuchten.

Tarifkonflikt um die Service-GmbH

Die rund 60 Demonstranten radelten dann ins Stadtzentrum, um zwei aktuelle strittige Themen anzusprechen. Vor dem Rathaus forderte Yazgül Dogan, die im Südklinikum als Reinigungskraft in den OP-Sälen arbeitet, dass die Servicekräfte wieder nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) bezahlt werden. "Im Krankenhaus arbeiten, heißt Haltung zeigen", sagte sie.
Ver.di befindet sich wegen der ausgegliederten Service-GmbH des Klinikums in einem massiven Tarifkonflikt mit dem kommunalen Krankenhaus. Zuletzt hatte sich Oberbürgermeister Marcus König (CSU) eingeschaltet und die gewerkschaftliche Forderung, die Transport- und Reinigungskräfte in den TVöD zurückzuholen, als "nicht denkbar" bezeichnet.

Kritik an der Caritas

Bei der Demo warf nun Redner Michael Liebler von der "Initiative solidarischer Arbeiterinnen" dem OB vor, den Respekt vor der Arbeitsleistung der Servicekräfte vermissen zu lassen. "Wir werden nicht ernst genommen", sagte Dogan.


Eine weitere Station war der am Obstmarkt beheimatete Kreisverband der Nürnberger Caritas. Am Widerspruch des katholischen Wohlfahrtsverbands scheiterte im Februar die Einführung eines bundesweiten verbindlichen Tarifvertrags für die Pflegebranche. "Die kirchlichen Träger scheuen Tarifverträge wie der Teufel das Weihwasser", rief Altenpflegerin Tatjana Sambale ins Mikrofon. Caritas-Pressesprecher Stefan Unterburger verteilte derweil Flugblätter unter den Demonstranten – durch die Debatte sei ein "Zerrbild der Caritas" entstanden, ist dort zu lesen. Die Radler fuhren schließlich Richtung Gesundheitsministerium zur Abschlusskundgebung und trotzten weiter dem Regen.

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