Kirchen-Serie

St. Veit Ottensoos: "Wäre ich ein Fisch, so wäre der Glaube das Wasser"

Elinor Kotzott

Volontärin

E-Mail zur Autorenseite

16.1.2023, 19:00 Uhr
Das Glasmedaillon im Oberlicht des südlichen Seitenportals.

© E. Kotzott Das Glasmedaillon im Oberlicht des südlichen Seitenportals.

Bei dem Gebäude handelt es sich um eine spätgotische vierschiffige Hallenkirche aus dem Jahr 1471 mit schlanken Säulen und einem beeindruckenden Kreuzrippengewölbe. „Besonders an unserer Kirche ist, dass sie sehr gut sichtbar ist“, erklärt Reinhold Pürkel. „Das liegt an dem über sechzig Meter hohen Turm. Es kommen immer wieder Leute von auswärts, die den Kirchturm von Weitem gesehen haben und deswegen Genaueres über die Kirche wissen wollten.“

Altartafeln in „Schatzkammer“

Als „besonderes Kleinod“ bezeichnet Reinhold Pürkel den gotischen Hochaltar aus dem 15. Jahrhundert im nördlichen Seitenschiff: den Altar des Heiligen Veit, nach dem die Kirche benannt ist. Die Altartafeln dieses Altars waren bis 1985 in der „Schatzkammer“ fast in Vergessenheit geraten, nachdem 1698 der barocke Hochaltar errichtet wurde und für den Vorgängeraltar kein Platz mehr war. „Dem damaligen Pfarrer in Rente Arnulf Elhardt ist es zu verdanken, dass der Altar des Hl. Veit in den 1990er Jahren aufwendig restauriert wurde“, erläutert er.

Bemerkenswert sei außerdem ein auf den ersten Blick unscheinbares Glasmedaillon im Oberlicht des südlichen Seitenportals. Laut Pürkel wird es auf die Zeit um 1300 datiert und ist somit das älteste Kunstwerk der Kirche. „Und dies sind nur zwei der zahlreichen Kunstschätze, die man einer Dorfkirche eigentlich gar nicht zutraut“, fügt er hinzu.

Auf die Frage, was Glaube für sie persönlich sei, antwortet Ute Pürkel: „Wenn ich ein Fisch wäre, so wäre der Glaube das Wasser, das mich umgibt und ohne das ich mir kein Leben vorstellen könnte.“ Natürlich sei das Wasser aber auch manchmal getrübt. „Ich denke, dass es kein glaubender Mensch so leicht zur Seite schieben kann, wenn Ungerechtigkeit und Leid überhandnehmen.“

Gleichnisse als Hilfestellung

Aber gerade in schwierigen, leidvollen Situationen könne der Glaube eine tragfähige Basis bilden, ohne die sie sich wie ein Fisch auf dem Trockenen fühlen würde. Auch die Geschichten der Bibel begreift Ute Pürkel als Schatz, der alle aktuellen zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Probleme schon kennt - wenn auch in anderem Gewand.

Keine Kommentare