Nur wenige gestohlene Räder kommen zu Besitzern zurück

19.7.2014, 06:00 Uhr
Nur wenige gestohlene Räder kommen zu Besitzern zurück

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Die Werkstätten liegen oft im Keller, sind von außen nicht als solche zu erkennen: Hier werden geklaute Fahrräder auseinandergenommen, umgebaut und dann für wenige Euro — meist ein Bruchteil des eigentlichen Wertes — weiterverkauft. Und die Besitzer sehen das teure Mountainbike oder schicke City-Rad in der Regel nie wieder.

Fahrraddiebstahl ist eines der häufigsten Kriminaldelikte, „das schlägt sich schon in der Statistik nieder“, sagt Peter Schnellinger, Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Bundesweit wurden allein im vergangenen Jahr über 300.000 Diebstähle angezeigt. Die meisten Fahrräder können von der Polizei niemals sichergestellt werden, laut Bundeskriminalamt wurden nur 9,6 Prozent der Fälle geklärt.

Denn die Suche nach den geklauten Rädern ist schwierig: Zwar können an einem aufgebrochenen Keller ein paar Spuren gesichert werden. Wenn das Rad am helllichten Tag am Bahnhof gestohlen wurde, suchen die Beamten dort nach Zeugen. Doch das bringt nicht immer Erfolg; und falls das Rad noch umgebaut und dann weiterverscherbelt wurde, sind die Erfolgsaussichten, es jemals seinem Besitzer wiederzubringen, sehr gering.

Details merken

Besonders schwer tun sich die Ermittler, wenn die Bestohlenen nicht einmal die genauen Daten — wie die Rahmennummer — ihres Rades nennen können. Solche Details, das empfiehlt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) können in einem „Fahrradpass“ vermerkt werden. Alternativ wird ein Rad mittels eines Codes, den die Polizei oder der ADFC anbringen kann, zum Unikat und kann damit — sollte es irgendwann von der Polizei aufgegriffen werden — leicht zu seinem eigentlichen Besitzer zurückgebracht werden. Doch obwohl die Polizei immer wieder für Codierungen wirbt, entschließen sich nur wenige Radler dazu.

In Orten, die primär mit solchen Aktionen die Zahl der Diebstähle eindämmen wollen, sind die Aufklärungsquoten entsprechend niedrig: In Hamburg wurden 2013 nur 4,4 Prozent der Fälle gelöst, in Berlin waren es lediglich vier Prozent.

Besser schlagen sich die großen Städte in Mittelfranken. In Nürnberg konnten im vergangenen Jahr 14,6 Prozent der Fahrraddiebstähle aufgeklärt werden, in Erlangen waren es 25,5, Prozent und in Fürth sogar 30,5 Prozent. Damit nimmt Fürth einen Spitzenplatz bei den deutschen Städten mit über 100.000 Einwohnern ein. 2013 ist die Zahl der Fahrraddiebstähle in der Region sogar gesunken.

Dabei waren auch in Mittelfranken die Fallzahlen jahrelang immer weiter gestiegen: Wurden 2010 in Nürnberg, Fürth und Erlangen noch 2506 Diebstähle angezeigt, waren es 2011 schon 3350 und 2012 bereits 4000. Allein im Jahr 2012 lag der geschätzte Sachschaden bei rund zwei Millionen Euro. Die Polizei war alarmiert, 2013 könnte — so wurde befürchtet — einen neuen Höchststand markieren.

Also wurde eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet, Fahndungs- und Kontrollmaßnahmen wurden verstärkt. Die Beamten waren in Uniform und Zivil unterwegs, sie informierten Bürger, wie sie ihr Rad besser sichern können, befragten Verdächtige, hatten bei Fahrraddieben beliebte Orte — wie etwa den Nürnberger Hauptbahnhof — besonders im Blick.

86 Festnahmen

Die Mühen fruchteten: Allein im August und September vergangenen Jahres wurden in einer großen Polizeiaktion in Nürnberg und Fürth 86 Fahrraddiebe und Hehler festgenommen und dabei 140 gestohlene Räder wiedergefunden.

Von diesem großen Erfolg scheint selbst die Polizei überrascht gewesen zu sein: Die Dienststelle in der Nürnberger Wallensteinstraße musste extra Räume anmieten, um die sichergestellten Räder unterzubringen. Draußen stehen lassen wollte man sie nicht. Sicher ist sicher.

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