Nürnberg und Erlangen wollen keinen Gratis-ÖPNV

23.11.2018, 05:54 Uhr
Im Fürther Stadtgebiet darf man an den vier Adventssamstagen kostenlos mit der U-Bahn unterwegs sein. Spätestens am Bahnhof "Stadtgrenze" sollte man aber aussteigen. In Nürnberg braucht man nämlich auch an Adventssamstagen künftig noch gültige Fahrkarten.

© Hans-Joachim Winckler Im Fürther Stadtgebiet darf man an den vier Adventssamstagen kostenlos mit der U-Bahn unterwegs sein. Spätestens am Bahnhof "Stadtgrenze" sollte man aber aussteigen. In Nürnberg braucht man nämlich auch an Adventssamstagen künftig noch gültige Fahrkarten.

"Es entspricht nicht unserer Denke, Menschen, die in der Weihnachtszeit einmal mit uns fahren, die vielleicht gar keine Nürnberger, sondern Touristen sind, zu belohnen und unsere treuen Kunden – also unsere Abo-Kunden – leer ausgehen zu lassen", betont Susanne Jerosch, Sprecherin der Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft VAG.


Fürther dürfen im Advent kostenlos Bus und Bahn nutzen


Mit dem mächtigen Touristenmagneten Christkindlesmarkt und Zehntausenden, die von außerhalb hineinfahren, um in der Innenstadt ihre Weihnachtseinkäufe zu erledigen, wird Nürnberg in der Adventszeit besonders überrannt, viel mehr noch als der deutlich kleinere Nachbar Fürth. Für die VAG sind die Adventssamstage deshalb die lukrativsten Tage im Jahr.

 

 

 

"Amazon verschenkt auch nichts"

„Amazon sagt ja auch nicht: Jetzt vor Weihnachten kaufen alle Geschenke – da könnten wir doch einfach Geschenke verschenken“, begründet Jerosch die Entscheidung der VAG, nicht einmal über eine Aktion wie in Fürth nachzudenken.

In der Adventszeit verstärke man das Fahrtenangebot noch einmal deutlich, das koste natürlich Geld. Da sei es total widersinnig, kostenlosen ÖPNV anzubieten. 110.000 bis 150.000 Euro würden die VAG kostenlose Fahrten an den Adventssamstagen kosten.

In Fürth sieht man die Thematik natürlich etwas anders, auch wenn man vor einigen Jahren noch einen autofreundlicheren Kurs gefahren ist. Bei den letzten größeren Umbauaktionen rund um die Fußgängerzone und die Neue Mitte in den Jahren 2005 bis 2008 und 2012 bis 2014 war das Parken auf den öffentlichen Parkflächen in der Innenstadt an den vier Adventssamstagen kostenlos.

Lieber Bus als Auto in Fürth

Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) sieht es deshalb nun als einen "Paradigmenwechsel" und guten Werbefaktor an, wenn die Fahrten im Stadtgebiet an diesen vier Tagen kostenfrei sind.

"Mit dem kostenlosen ÖPNV möchte die Stadt den Kunden ein bequemeres, umweltfreundlicheres und stressfreieres Einkaufen und Bummeln ohne lästige Parkplatzsuche ermöglichen", erklärt Susanne Kramer, Sprecherin der Stadt. Etwa 30.000 Euro kostet die infra Fürth dieses Angebot. Sowohl mit Bussen und U-Bahnen als auch mit S- und Regionalbahnen darf man an den vier Adventssamstagen im Fürther Stadtgebiet fahren ohne dafür zu zahlen.

Umfragen zur Aktion

Zusätzlich wird, wie schon in den vergangenen Jahren, ein Bus in der Fußgängerzone abgestellt, in dem die Weihnachtsshopper kostenlos ihre Einkaufstüten deponieren können.

Um zu überprüfen, ob mit der Aktion tatsächlich mehr Fahrgäste für die öffentlichen Verkehrsmittel gewonnen werden können, plant die infra an zwei Samstagen Umfragen.

"Wir investieren das Geld, das wir für die Akquise von Neukunden haben, lieber weiterhin in nachhaltigere Aktionen", betont VAG-Sprecherin Susanne Jerosch.

Erlangen will abgestimmte Maßnahmen

Sehr ähnlich sieht man das in Erlangen. Dort findet man Aktionen im gesamten Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) sinnvoller. Derzeit läuft dort etwa die Kampagne "Abo statt Auto". Wer eine Jahreskarte kauft, kann den ersten Monat umsonst damit fahren.

"Für Neubürger bieten wir auch ein Schnupper-Abo an. Sie können dann eine Woche kostenlos den ÖPNV nutzen", erklärt Wolfgang Geus, Vorstandsvorsitzender der Erlanger Stadtwerke.

"Unser Hauptziel ist es, dauerhaft neue Kunden zu bekommen. Dafür setzen wir lieber auf abgestimmte Maßnahmen im VGN-Gebiet und auf Strategien, die über die Adventssamstage hinausgehen", betont Ralf Wurzschmitt, Bereichsleiter für den Erlanger Stadtverkehr.

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