Nürnberger Experte warnt vor Planlosigkeit in der Wirtschaft

17.4.2020, 15:11 Uhr
In der Talk-Sendung "Scobel" auf 3Sat sprachen am Donnerstagabend der Nürnberger Wirtschaftsexperte Matthas Fifka (links) und der Psychologe Michael Witthöft aus Mainz (Mitte) mit Moderator Gerd Scobel.

© Screenshot/3Sat/Scobel In der Talk-Sendung "Scobel" auf 3Sat sprachen am Donnerstagabend der Nürnberger Wirtschaftsexperte Matthas Fifka (links) und der Psychologe Michael Witthöft aus Mainz (Mitte) mit Moderator Gerd Scobel.

Unsicherheit belastet die Menschen. Und vor allem auch die Betriebe. Das hat der Nürnberger BWL-Professor Matthias Fifka am Donnerstag in der Sendung "Scobel – Corona, Exit und der Mensch" auf 3Sat betont. "Unternehmen treibt um, wann sie wieder öffnen können. Diese Unsicherheit belastet unternehmerisch am stärksten." Fifka ist Vorstand am Institut für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg und Professor für Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Strategisches und Werteorientiertes Management. "Wenn ich weiß, an welchem konkreten Tag ich wieder öffnen kann, kann ich planen", sagt Fifka. Die Zeit bis dahin sei zwar hart, aber immerhin kalkulierbar. Anders ist das bei einer ungewissen Zukunft. "Wenn ich gar nicht weiß, wann es weitergehen könnte, kann ich mich auch nicht darauf vorbereiten."

BWL-Professor Matthias Fifka

BWL-Professor Matthias Fifka © Screenshot/3Sat/Scobel

In der einstündigen Talk-Sendung mit Moderator Gerd Scobel ging es am Abend um den Umgang der Menschen mit möglichen Exit-Strategien. Am Donnerstagnachmittag hatte Ministerpräsident Markus Söder bekannt gegeben, dass erste Betriebe bereits am Montag, andere eine Woche später und wieder andere erst im Mai öffnen können. Hotels und Gaststätten müssen weiterhin auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben. "Da gibt es natürlich viel Kritik aus den Verbänden, wenn ganze Branchen zum Erliegen kommen", sagt Fifka. "Einige finden die Maßnahmen zunehmend unangemessen, wenn sie dadurch an den Rand des Ruins gebracht werden." Zur Angst vor Corona kommt die Angst vor der Arbeitslosigkeit und um die Existenz.

Michael Witthöft, Professor für Klinische Psychologie in Mainz und ebenfalls zu Gast in der Sendung, hat eine erste Online-Umfrage zum Thema "Quarantäne und Psyche" ausgewertet. "60 Prozent der Teilnehmer belasten die Einschränkungen in ihrer Freizeit am meisten, 40 Prozent die Einschränkungen bei der Arbeit und ein möglicher Jobverlust." Laut Bundesagentur für Arbeit haben Mitte April 725.000 Betriebe in Deutschland Kurzarbeit beantragt. "Wir werden uns damit abfinden müssen, dass man kann aktuell nicht sagen, was das Beste ist", sagt Fifka. "Die Wirtschaft ist nur ein Teilsystem der Gesellschaft." Unternehmer müssten in Zukunft immer häufiger Entscheidungen mit großer Unsicherheit treffen, langfristige Planungen werden schwieriger. "Das ist ein Zustand, auf den wir uns aufgrund der zunehmenden Komplexität im 21. Jahrhundert einstellen müssen."


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