OB am Telefon: Marcus König hört sich Probleme der Bürger an

25.11.2020, 20:48 Uhr
Dauer-Telefonat: Oberbürgermeister Marcus König kommt bei seinem Besuch im Verlag Nürnberger kaum mehr vom Hörer weg. Die Bürger haben viele Fragen parat.

© Roland Fengler, NN Dauer-Telefonat: Oberbürgermeister Marcus König kommt bei seinem Besuch im Verlag Nürnberger kaum mehr vom Hörer weg. Die Bürger haben viele Fragen parat.

"Guten Tag, ich bin einer Ihrer Wähler", so stellte sich beispielsweise Anrufer Nummer 18 vor. Der freundliche ältere Herr, der dem jungen Oberbürgermeister für die Karstadt-Rettung höchstes Kompliment zollte ("Sie sind der richtige Mann für unsere Stadt!"), hatte ein ernstes Anliegen.

Am Rochusfriedhof könne man nur schwer parken, jetzt habe die Stadt dort dankenswerterweise Kurzzeitparkplätze eingerichtet. Doch die sind kostenpflichtig. "Ist die Gebühr wirklich nötig?", fragt der Mann. Man wolle doch nur Blumen am Grab ablegen und dann wieder fahren. König erklärt, die Stadt biete nahezu keinen kostenfreien Parkmöglichkeiten mehr an, zudem sei die Haushaltslage angespannt. Aber er werde mit SÖR, dem städtischen Eigenbetrieb für den öffentlichen Raum, nach einer Lösung suchen. Vielleicht, spekuliert der OB, werde man eine halbe kostenfreie Stunde hinbekommen.

Das Gehalt reicht nicht

Nicht immer lässt sich an diesem Tag so leicht eine Antwort finden. Oft muss König erklären, ausholen, begründen. Etwa, als nacheinander zwei Frauen und ein Mann am Hörer sind, die in der Servicegesellschaft des Klinikums Nürnberg arbeiten und täglich zusammen mit Beschäftigten der Stammbelegschaft die gleichen Tätigkeiten verrichten - dafür jedoch viel weniger bezahlt bekommen als die Kollegen.

"Das Gehalt reicht uns nicht", schildert Frau G. "Ich schäme mich, meinen drei Kindern zu sagen, ich habe kein Geld". 1000 Euro weniger bringe sie als Reinigungskraft im allgemeinen Tarif nach Hause als ihre Kollegin, die nach dem Tarifvertrag Öffentlicher Dienst entlohnt werde.

Das "Ungleichgewicht" kennt König, es ist ein Thema seines Wahlkampfes. Trotzdem verspricht er keine rasche Beseitigung. Derzeit laufen die Tarifverhandlungen, "acht bis neun Prozent mehr plus Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld" seien nun im Gespräch, erläutert der OB. Das Ergebnis wolle man abwarten: "Es muss deutlich mehr rauskommen als jetzt!" Und wenn doch nicht? "Sie haben gesagt, die Stadt übernimmt diese Stellen", erinnert ihn eine Betroffene. Ein anderer führt aus, dass man auch in Fürth und Ingolstadt die Beschäftigten der dortigen Service-Gesellschaft wieder ins Kommunalunternehmen überführt habe.

Dumping-Löhne - nicht für alle

König nennt jedoch eine andere Möglichkeit: Beinhalte der erwartete neue Tarifabschluss nicht das gewünschte höhere Gehalt, steige man notfalls aus diesem Tarif aus. und vereinbare selbst eine Bezahlung. "Es muss sich lohnen, bei uns zu arbeiten", sagt König später auch vor laufender Kamera im Gespräch mit Franziska Holzschuh, der Leiterin der Lokalredaktion, auf "Facebook live" der Nürnberger Nachrichten im Internet. Auch hier stellen User die Frage, warum ein Teil der Klinikumsmitarbeiter sich mit Dumping-Löhnen zufrieden geben müsse. Der Zustand treibt viele Menschen um.

OB Marcus König am Lesertelefon und im Facebook-Livestream , hier mit Franziska Holzschuh.

OB Marcus König am Lesertelefon und im Facebook-Livestream , hier mit Franziska Holzschuh. © Roland Fengler, NNZ

Doch auch Verkehrsfragen werden gestellt. Zwei Anruferinnen weisen auf die inzwischen gefährliche Situation In der Füll hin und darauf, dass die Straße viel zu schmal für Gegenverkehr und ein Be- und Entladen kaum mehr möglich sei.

Der OB betont, er wolle "da nicht locker lassen" und ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. Ein Vorschlag der Verwaltung liege bereits bei den großen Rathausfraktionen zur Diskussion, auch ein Oberbürgermeister müsse für seine Vorhaben politische Mehrheiten finden.

Weitere Themen der Anrufer: mehr mobile Fahrradstreifenbei Polizei und kommunalem Außendienst, um Verstöße von Radlern zu ahnden, schnellere Genehmigung von Bauanträgen und ein Verkehrskonzept für die Altstadt sowie die Frage, wann die ankündigte Ethikkommission ihre Arbeit aufnehme.

Gottesdienst im Stadion?

Im Livestream auf Facebook (zu sehen als Video auf nordbayern.de) sagte Marcus König, er sei mit den Kirchen im Gespräch wegen Weihnachten. Die Stadt wolle ihre Plätze für Gottesdienste im Freien öffnen. Auch das Max-Morlock-Stadion komme dafür in Frage. Möglicherweise böten die Kirchen auch digitale Formate an und eine Übertragung im Internet sei möglich.

Welche Möglichkeiten die Stadt habe, um ein geplantes ICE-Werk im Bannwald bei Altenfurt und Fischbach zu verhindern, wollte eine Userin wissen. König verwies darauf, dass es zunächst einmal "ein gutes Signal" sei, dass Nürnberg als ein möglicher Standort in Frage komme.

Er kritisierte aber auch, dass die Bahn stets "herumdruckst" und keine genauen Standorte und ihre Favoriten nenne. Am Ende führen das Eisenbahnbundesamt und die Regierung von Mittelfranken das Verfahren durch. Man wolle jedoch eine Lösung im Konsens erzielen, versprach König.

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