Oberpfälzer Firma soll Mini-Transrapid verwirklichen

18.2.2020, 06:00 Uhr
Oberpfälzer Firma soll Mini-Transrapid verwirklichen

© Peter Kneffel/dpa

Sie war damals eine Steilvorlage für die politische Konkurrenz auf Landes- und Bundesebene und für die deutsche Kabarettszene: Stoibers unsterbliche Transrapid-Rede Anfang 2002 auf einem Neujahrsempfang seiner Partei in München. "Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München... mit zehn Minuten, ohne, dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen .... am ... am Hauptbahnhof in München starten Sie Ihren Flug" – irgendwann blickte beim flammenden Plädoyer des ehemaligen Ministerpräsidenten für die von Siemens und ThyssenKrupp entwickelte Technologie selbst der konzentrierteste Zuhörer nicht mehr durch.

 

 

2006 dann ein herber Rückschlag für den Transrapid, als bei einem Unfall auf der Teststrecke im Emsland 23 Menschen ums Leben kamen. Und zwei Jahre später zog die bayerische Staatsregierung die Notbremse, als die zu erwartenden Kosten eine Höhe von mehr als drei Milliarden Euro erreichten.


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Jetzt aber informierte das Bundesverkehrsministerium am Münchner Flughafen über den Start einer Machbarkeitsstudie für ein Magnetschwebesystem "Made in Germany" , wie es Andreas Scheuer (CSU) formulierte. "Wir wollen untersuchen, welches technische, wirtschaftliche und ökologische Potenzial die Technologie auch im Vergleich zu anderen Transportmitteln nicht nur am Münchner Flughafen hat", kündigte der Verkehrsminister an.

Bei der Studie stehen "die technischen und wirtschaftlichen Potenziale gegenüber anderen Verkehrsmitteln" im Fokus, und die Verantwortlichen von der Firma TransportTechnologie-Consult Karlsruhe GmbH bauen dabei auf die Erfahrungen, die das Oberpfälzer Unternehmen Max Bögl mit einer Nahverkehrsvariante der Magnetschwebebahn gemacht hat. Auf seinem Firmengelände in Sengenthal (Kreis Neumarkt) hat der Konzern vor vier Jahren eine 800 Meter lange Teststrecke für das "Transport System Bögl" (TSB) errichtet, auf der Prototypen bereits zehntausende von Kilometern absolviert haben. Das System ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h konzipiert, während der Transrapid theoretisch Tempo 550 erreichen kann. Dafür sind der bauliche Aufwand und der Flächenverbrauch für die Infrastruktur – und damit natürlich auch die Kosten – erheblich niedriger.


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Mittlerweile hat Max Bögl, mit 6500 Beschäftigten und einem Umsatz von 1,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr das größte deutsche Bauunternehmen in Privatbesitz, einen Kooperationsvertrag mit einer Firma in der chinesischen Provinz Sichuan abgeschlossen. In der Provinzhauptstadt Chengdu entsteht eine 3,5 Kilometer lange Teststrecke für die TSB-Technologie, die für Distanzen bis 30 Kilometer konzipiert ist.


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Bei einem möglichen Einsatz am Münchner Airport ist übrigens nicht – so wie einst von Edmund Stoiber erträumt – an eine Verbindung ins Zentrum der Landeshauptstadt gedacht. Vielmehr soll die Studie die Chancen für einen Inselbetrieb des Mini-Transrapids auf dem weitläufigen Flughafengelände ausloten. Auch eine Erweiterung des Streckennetzes in Richtung der Landkreise München und Dachau wäre denkbar.

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