Projekt der Ohm-Hochschule

Online-Umfrage: Wo fühlen sich die Menschen in Bayern daheim?

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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7.5.2023, 05:55 Uhr
Das „Baumabräumen“, wie hier im Nürnberger Land, erfordert Teamarbeit.   

© Klaus Möller, NNZ Das „Baumabräumen“, wie hier im Nürnberger Land, erfordert Teamarbeit.   

Wo du weg willst, wenn du älter wirst – und zurück willst, wenn du alt bist. Das ist Heimat, sagt ein deutsches Sprichwort. Gerade in Bayern und Franken ist vielen ihre Herkunft wichtig. "Das starke Heimatgefühl verbindet die Menschen hier", sagt Ministerpräsident Markus Söder. Wie sehr, das will die Nürnberger Ohm-Hochschule herausfinden.

Wirtshäuser für den Zusammenhalt

Das Projekt "Heimat – mehr als ein Gefühl“ soll den sozialen Zusammenhalt in Dörfern und Kleinstädten in Bayern untersuchen. Im Anschluss wollen die Wissenschaftler daraus auch Tipps und Empfehlungen für Bürger und Politiker ableiten. "Gerade in ländlichen Räumen gibt es eine große Anzahl und Vielfalt von Aktivitäten, die direkt auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt einwirken, aber oft wenig bekannt sind", sagt Sabine Fromm, Professorin für Soziologie an der Ohm-Hochschule.

Brauchtum hat viele Gesichter, von der Kirchweih über das Maibaumaufstellen bis zum Sautrog-Wettrennen im Dorfweiher beim Feuerwehrfest. Aber auch Faktoren wie Familie, Freunde, Wirtshäuser, Jugendtreffs und das Vereinsleben wollen Fromm und ihr Team analysieren. Eben alles, was das Miteinander "daheim“ so ausmacht.

Freunde helfen beim Hausbau

Um den Forschern zu helfen, kann jeder Bewohner Bayerns ab einem Alter von 16 Jahren online an einer Umfrage teilnehmen. Das Beantworten der Fragen dauert etwa zehn Minuten und ist noch bis Mittwoch, 7. Juni, möglich. Auch wer in einer größeren Stadt wohnt, darf mitmachen – muss aber manche Angabe überspringen.

In der ersten Befragung geht es darum, wie die Menschen das soziale Leben an ihrem Wohnort einschätzen, welche Kontakte sie dort pflegen und was sie daran positiv oder kritisch sehen. Die Wissenschaftler wollen etwa wissen, ob Freunde beim Hausbau mit anpacken, oder ob die Nachbarn die Blumen gießen, wenn man im Urlaub ist.

Vereine lösen sich auf

Sie interessiert, wie sehr die Einwohner sich untereinander helfen und vertrauen, ob es einen Austausch verschiedener Generationen gibt und wie sich Neuzugezogene einleben können. Auch ob in den vergangenen fünf Jahren Gasthäuser schließen mussten oder Vereine aufgelöst wurden, ist Teil der Umfrage. Ebenso wie die offene Frage: Was sehen Sie als das größte Problem für das soziale Miteinander an Ihrem Wohnort?

Sabine Fromm leitet an der Ohm-Hochschule das Kompetenzzentrum Soziale Innovationen, Methoden und Analysen, kurz KoSIMA. Sie sagt: "Eine Gesellschaft muss sich immer neuen Herausforderungen stellen, Interessen ausgleichen und unterschiedliche Gruppen verbinden – nur so kann sie sich weiterentwickeln."

Auch das Zusammenleben verändert sich – demografischer Wandel, Energiewende, Digitalisierung und neue Arbeitswelten stellen die Menschen zunehmend vor Herausforderungen. Umso wichtiger seien daher auch die Weiterentwicklung und Stärkung des sozialen Zusammenhalts, sind die Wissenschaftler überzeugt.

Ein hohes Gut in Krisenzeiten

Im Abstand von je einem Jahr werden die Befragungen wiederholt, um Trends abzuleiten. Das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat fördert das Projekt mit rund 424.000 Euro. Für Minister Albert Füracker ist "der gesellschaftliche Zusammenhalt ein hohes Gut – besonders in Krisenzeiten".

Noch bis Mittwoch, 7. Juni, kann jeder, der in Bayern wohnt und älter als 16 Jahre ist, an der Umfrage teilnehmen: www.heimatprojekt-bayern.de