270 Millionen Euro Straßenwert

Operation "Schneeschmelze": Bayerische Polizei verbrennt 1,5 Tonnen Kokain

15.12.2021, 10:53 Uhr
Den geheimen Ort in Oberbayern sichern schwer bewaffnete Polizisten. Die Sorge ist groß, dass Kriminelle versuchen, das zurückzuholen, was die Beamten nun vernichten wollen: rund 1,5 Tonnen Kokain, höchster Reinheit. Wert: rund 270 Millionen Euro, wenn es auf der Straße verkauft worden wäre. Die Operation "Schneeschmelze" ist einmalig in der Geschichte der bayerischen Polizei. Noch nie haben Beamte dort auf ein Mal so viel Rauschgift vernichtet wie an diesem kalten Dezembertag.
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Den geheimen Ort in Oberbayern sichern schwer bewaffnete Polizisten. Die Sorge ist groß, dass Kriminelle versuchen, das zurückzuholen, was die Beamten nun vernichten wollen: rund 1,5 Tonnen Kokain, höchster Reinheit. Wert: rund 270 Millionen Euro, wenn es auf der Straße verkauft worden wäre. Die Operation "Schneeschmelze" ist einmalig in der Geschichte der bayerischen Polizei. Noch nie haben Beamte dort auf ein Mal so viel Rauschgift vernichtet wie an diesem kalten Dezembertag. © Sven Hoppe, dpa

Bevor das Kokain in einer Müllverbrennungsanlage in Flammen aufgeht, packen es Polizisten zurück in die Bananenkartons, in denen es per Schiff aus Südamerika nach Deutschland gelangt war.
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Bevor das Kokain in einer Müllverbrennungsanlage in Flammen aufgeht, packen es Polizisten zurück in die Bananenkartons, in denen es per Schiff aus Südamerika nach Deutschland gelangt war. © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Die Kartons sollen gleich mit verbrannt werden, an ihnen haften Spuren. Von den Kriminellen und von dem Kokain. Es liegt ein beißender Geruch in der Luft - irgendeine Mischung aus Kleber, Kalk und Chlor. "Koks hat einen unverkennbaren Gestank", sagt einer der Polizisten.
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Die Kartons sollen gleich mit verbrannt werden, an ihnen haften Spuren. Von den Kriminellen und von dem Kokain. Es liegt ein beißender Geruch in der Luft - irgendeine Mischung aus Kleber, Kalk und Chlor. "Koks hat einen unverkennbaren Gestank", sagt einer der Polizisten. © Sven Hoppe, dpa

In einem Lastwagen der Polizei werden die Koks-Kartons nun zu einer Müllverbrennungsanlage gefahren. Gesichert von zahlreichen Polizeiwagen, die sich mit Blaulicht den Weg durch den dichten Verkehr auf den Straßen bahnen. Selbst neben dem Lastwagenfahrer sitzt ein schwerbewaffneter Beamter. Das bayerische Landeskriminalamt überlässt an diesem Tag nichts dem Zufall.
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In einem Lastwagen der Polizei werden die Koks-Kartons nun zu einer Müllverbrennungsanlage gefahren. Gesichert von zahlreichen Polizeiwagen, die sich mit Blaulicht den Weg durch den dichten Verkehr auf den Straßen bahnen. Selbst neben dem Lastwagenfahrer sitzt ein schwerbewaffneter Beamter. Das bayerische Landeskriminalamt überlässt an diesem Tag nichts dem Zufall. © Sven Hoppe, dpa

Polizisten werfen die ersten Kartons mit dem weißen Pulver in den Schacht. "Ein, zwei Einfamilienhäuser liegen jetzt da unten", scherzt einer der Polizisten. Jeder Karton, der in den Schacht fällt, wäre für Kriminelle mehrere Hunderttausend Euro wert gewesen.
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Polizisten werfen die ersten Kartons mit dem weißen Pulver in den Schacht. "Ein, zwei Einfamilienhäuser liegen jetzt da unten", scherzt einer der Polizisten. Jeder Karton, der in den Schacht fällt, wäre für Kriminelle mehrere Hunderttausend Euro wert gewesen. © Sven Hoppe, dpa

In der oberbayerischen Müllverbrennungsanlage gehen die rund 1,5 Tonnen Kokain gleich in Rauch auf. Ein riesiger Greifarm fährt hinunter in den Schacht und nimmt eine Mischung aus den Kartons, Paletten und all dem anderen Unrat in dem Schacht auf. 
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In der oberbayerischen Müllverbrennungsanlage gehen die rund 1,5 Tonnen Kokain gleich in Rauch auf. Ein riesiger Greifarm fährt hinunter in den Schacht und nimmt eine Mischung aus den Kartons, Paletten und all dem anderen Unrat in dem Schacht auf.  © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Was jetzt bei rund 1000 Grad vernichtet wird, hatte die Polizei in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Aktionen sichergestellt.
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Was jetzt bei rund 1000 Grad vernichtet wird, hatte die Polizei in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Aktionen sichergestellt. © Sven Hoppe, dpa

So hatten im Jahr 2017 Mitarbeiter in zehn bayerischen Supermärkten nahezu zeitgleich Koks-Pakete von fast 200 Kilogramm in Bananenkisten entdeckt. Es war ein großer Fehler einer Drogenbande und ein Glücksfall für Ermittler. Denn eigentlich hätte das Koks niemals in den Supermärkten landen sollen.
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So hatten im Jahr 2017 Mitarbeiter in zehn bayerischen Supermärkten nahezu zeitgleich Koks-Pakete von fast 200 Kilogramm in Bananenkisten entdeckt. Es war ein großer Fehler einer Drogenbande und ein Glücksfall für Ermittler. Denn eigentlich hätte das Koks niemals in den Supermärkten landen sollen. © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Es folgten wochenlang verdeckte Ermittlungen unter dem Namen "Paraguay" in vielen Teilen Deutschlands. Die Täter warteten ab, bis die Kisten mit noch grünen Bananen und dem versteckten Kokain von Hamburg aus in Reifehallen in ganz Deutschland geliefert wurden. 
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Es folgten wochenlang verdeckte Ermittlungen unter dem Namen "Paraguay" in vielen Teilen Deutschlands. Die Täter warteten ab, bis die Kisten mit noch grünen Bananen und dem versteckten Kokain von Hamburg aus in Reifehallen in ganz Deutschland geliefert wurden.  © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Dann brachen sie, teilweise bewaffnet, in die Hallen ein. Alles unter Beobachtung des bayerischen Landeskriminalamts: Acht Einbrüche verfolgten die Ermittler im eigenen Bundesland sowie in Hessen, in Nordrhein-Westfalen und im Saarland.
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Dann brachen sie, teilweise bewaffnet, in die Hallen ein. Alles unter Beobachtung des bayerischen Landeskriminalamts: Acht Einbrüche verfolgten die Ermittler im eigenen Bundesland sowie in Hessen, in Nordrhein-Westfalen und im Saarland. © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Im April 2018 schlugen Spezialeinheiten nach einem Einbruch in eine Hamburger Reifehalle zu. Zwar schafften es die Kriminellen noch, Kokainpakete mitzunehmen, die Fahrt wurde dann aber von den Elite-Polizisten gestoppt. 
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Im April 2018 schlugen Spezialeinheiten nach einem Einbruch in eine Hamburger Reifehalle zu. Zwar schafften es die Kriminellen noch, Kokainpakete mitzunehmen, die Fahrt wurde dann aber von den Elite-Polizisten gestoppt.  © Sven Hoppe, dpa

Auch Hintermänner erwischten die Ermittler schlussendlich. Im Dezember 2019 wurden der europäische Statthalter der Bande und Komplizen in Belgien festgenommen. Dieser hatte nach Erkenntnissen der Polizei in Südamerika über den Transport von Koks nach Europa verhandelt - direkt an einem Tisch mit kolumbianischen, bolivianischen und peruanischen Drogen- und Kartellbossen.
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Auch Hintermänner erwischten die Ermittler schlussendlich. Im Dezember 2019 wurden der europäische Statthalter der Bande und Komplizen in Belgien festgenommen. Dieser hatte nach Erkenntnissen der Polizei in Südamerika über den Transport von Koks nach Europa verhandelt - direkt an einem Tisch mit kolumbianischen, bolivianischen und peruanischen Drogen- und Kartellbossen. © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

In den vergangenen Jahren wurde deutschlandweit immer mehr Kokain sichergestellt. Waren es 2018 nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) rund fünf Tonnen, belief sich die Menge 2019 auf mindestens das Doppelte.
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In den vergangenen Jahren wurde deutschlandweit immer mehr Kokain sichergestellt. Waren es 2018 nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) rund fünf Tonnen, belief sich die Menge 2019 auf mindestens das Doppelte. © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Im Jahr 2020 beschlagnahmten Ermittler demnach mindestens elf Tonnen, ein Höchstwert in Deutschland. Ein Grund für die steigenden Sicherstellungen sind dem BKA zufolge Funde von größeren Mengen auf einen Schlag, zumeist in Häfen.
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Im Jahr 2020 beschlagnahmten Ermittler demnach mindestens elf Tonnen, ein Höchstwert in Deutschland. Ein Grund für die steigenden Sicherstellungen sind dem BKA zufolge Funde von größeren Mengen auf einen Schlag, zumeist in Häfen. © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Weil immer mehr Kokain beschlagnahmt wird, gehen Experten davon aus, dass auch immer mehr davon auf dem Markt gehandelt wird.
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Weil immer mehr Kokain beschlagnahmt wird, gehen Experten davon aus, dass auch immer mehr davon auf dem Markt gehandelt wird. © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

"Die Produktion in Südamerika ist deutlich gestiegen", sagt Falk von Usslar, Leiter der Ermittlungsgruppe Rauschgift in Südbayern.
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"Die Produktion in Südamerika ist deutlich gestiegen", sagt Falk von Usslar, Leiter der Ermittlungsgruppe Rauschgift in Südbayern. © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Ein Indiz für die Ermittler, dass gerade besonders viel des Rauschgifts im Umlauf ist: Die Preise haben in den vergangenen Jahren nicht merklich angezogen, obwohl allein in Deutschland tonnenweise Kokain aus dem Verkehr gezogen wurde.
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Ein Indiz für die Ermittler, dass gerade besonders viel des Rauschgifts im Umlauf ist: Die Preise haben in den vergangenen Jahren nicht merklich angezogen, obwohl allein in Deutschland tonnenweise Kokain aus dem Verkehr gezogen wurde. © Sven Hoppe, dpa