Pegnitzer Kinderärzte berichten: Mehr psychische Beschwerden bei jungen Patienten
Im Lockdown registrieren die Pegnitzer Kinderärzte bei jungen Patienten unterschiedliche Symptome - 17.02.2021 16:11 Uhr
Das mit dem Lockdown verbundene Homeschooling kann bei Schulkindern zu psychosomatischen Folgen führen. Gerade jüngere Kinder warten nach dem Homeschooling sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung der Schulen und Kitas.
17.02.2021 © Foto: Archiv/Eric Waha
Neben den Praxisinhabern, Dr. Melanie Adelhardt, Heiner Müller Philipps Sohn und Dr. Vera Schuster, gehören noch zwei weitere Mediziner zum Ärzteteam. Die Zahl der kleinen Patienten habe momentan deutlich abgenommen, sagen sie. "Durch die AHA-Regeln und das Maskentragen gibt es kaum akut kranke Kinder, da es durch den verminderten Kontakt zu wesentlich weniger Infektionskrankheiten kommt", sagen sie.
Psychosomatische Beschwerden
Hinsichtlich einer Zunahme an Patienten mit psychischen beziehungsweise psychosomatischen Beschwerden treffe dies tendenziell eher auf Schulkinder zu. Die häufigsten Symptome seien hier Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und eine allgemeine Antriebslosigkeit. Bei jüngeren Patienten – zum Beispiel Kindergartenkindern – würden die Eltern häufig berichten, dass die Kleinen darunter leiden, nicht in die Kindertageseinrichtungen gehen zu können.
Dr. med Melanie Adelhardt gehört zum Ärzteteam.
17.02.2021 © Foto: privat
"Sie vermissen den Kontakt zu ihren Freunden und überhaupt zu Gleichaltrigen", so das Ärzteteam. In dieser Altersgruppe seien häufiger Schlafprobleme festzustellen, hervorgerufen durch neu aufgetretene Ängste. Bei älteren Kindern äußerten sich diese im sozialen Rückzug. Es sei individuell unterschiedlich, ob die Kinder intellektuell die gegenwärtige Situation begreifen könnten. Man solle aber nicht unterschätzen, dass sie mehr mitbekommen, als man denke.
Was raten sie nun den Eltern, wie sie mit den Beschwerden umgehen sollen? "Dem Alter angemessen sollte mit den Kindern die momentane Gesundheitssituation besprochen werden", sagen die Kinderärzte übereinstimmend. Das Zuhause solle als sicherer Ort, mit Geborgenheit und Nähe empfunden werden.
Kinderarzt Pegnitz: Heiner Müller Philipps Sohn.
17.02.2021 © Foto: privat
Und die Eltern sollten möglichst viel Zeit mit ihren Kindern verbringen. Bei ausgeprägten Symptomen sollte Rücksprache mit dem Kinderarzt und im Anschluss gegebenenfalls mit einem Kinder- und Jugendpsychiater beziehungsweise einem Psychotherapeuten genommen werden.
Besteht die Gefahr von Langzeitschäden, wenn nicht "richtig" mit den Beschwerden umgegangen wird? Hier komme es auf die Ausprägung der Symptome an. "Prinzipiell können daraus länger andauernde und gesundheitliche Probleme entstehen", sagt das Ärzteteam. Hierzu werde es zu gegebener Zeit sicherlich aussagekräftige Studien geben.
Aufgabe der Pädagogen
Arbeitet die Praxis auch mit der Schule zusammen, um im Hinblick auf das Homeschooling unterstützen zu können? "Nein", sagen die Mediziner, "das ist eher Aufgabe der Pädagogen." Diesbezüglich seinen keine Anfragen an sie gestellt worden. Nur bei Problemen im Einzelfall würden sich die Eltern an die Ärzte wenden.
Dr. med Vera Schuster: typische Beschwerden.
17.02.2021 © Foto: privat
Insgesamt stellen die Ärzte der Pegnitzer Kinderarztpraxis fest, dass es für Kinder aller Altersgruppen äußerst wünschenswert wäre, dass die Einrichtungen bald wieder geöffnet werden, sobald es die Pandemieentwicklung zulässt. "Die Kinder müssen wieder ihr gewohntes Leben und die Normalität zurückbekommen."
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FRAUKE ENGELBRECHT

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