Pharmakonzern prüft Malaria-Mittel gegen Corona

18.4.2020, 06:00 Uhr
Novartis sucht - wie viele seiner Wettbewerber - intensiv nach einem Mittel, das gegen Covid 19 hilft.

© e-arc-tmp_20190128-160317-002.jpg, NN Novartis sucht - wie viele seiner Wettbewerber - intensiv nach einem Mittel, das gegen Covid 19 hilft.

Ihre Büros in der Nürnberger Roonstraße haben die Novartis-Mitarbeiter schon lange verlassen. Fast alle, die nicht in der Produktion tätig sind, arbeiten seit Wochen von zu Hause aus. Der Schweizer Pharmakonzern, der sein deutsches Geschäft aus Franken steuert, hat schnell auf das neue Coronavirus reagiert. Und er sucht - wie viele seiner Wettbewerber - intensiv nach einem Mittel, das gegen Covid 19, die von Corona ausgelöste Erkrankung, hilft. Eine Hoffnung fußt auf dem Wirkstoff Ruxolitinib.



Seit 2012 werden damit die Knochenmarkerkrankung Myelofibrose und eine andere Bluterkrankung, die Polycythaemia vera, bekämpft. In einer Studie will Novartis zusammen mit dem US-Pharmaunternehmen Incyte prüfen, ob das Mittel auch Patienten hilft, bei denen Sars-Cov-2 eine schwere Lungenentzündung ausgelöst hat.

Außerdem verweist Novartis auf den Wirkstoff Hydroxychloroquin, der zur Malaria-Prophylaxe verwendet wird. Ob sich das Mittel zur Covid-19-Behandlung eignet, werde gerade geprüft. Novartis ist ein Hydroxychloroquin-Produzent und will seine Kapazitäten hier ausbauen. Um die Studien voranzutreiben, spendet der Konzern 130 Millionen Dosen des Wirkstoffes. Mit einem ähnlichen Wirkstoff, Cloroquin, arbeitet der deutsche Pharma- und Chemieriese Bayer.

Medienberichten zufolge verlaufen derweil Studien mit einem Ebola-Wirkstoff erfolgversprechend. In Chicago konnten von 125 Corona-Patienten fast alle innerhalb einer Woche das Krankenhaus verlassen, nachdem sie mit Remdesivir behandelt worden waren, meldet am Freitag das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unter Berufung auf ein Gesundheitsportal.

Heinrich Moisa, frisch gekürter Deutschland-Chef im Konzern, nennt Covid 19 "die größte Herausforderung seit langem". Doch die gesamte Forschungsindustrie arbeite gemeinsam an Gegenmitteln, die Vernetzung funktioniere sehr gut.

Novartis will bei der Wirkstoffsuche eine federführende Rolle spielen. Und gerade Deutschland ist dabei wichtig. Denn hier liegt ein Schwerpunkt der konzerninternen Forschung & Entwicklung. Das Unternehmen habe vergangenes Jahr über 242 Millionen Euro in diesen Bereich gesteckt. An 209 klinischen Studien haben zuletzt über 17.000 Menschen teilgenommen.

Auch jenseits der Forschung ist Deutschland für den weltweit tätigen Konzern bedeutend. Nach den USA und vor Japan liegt hier der zweitwichtigste Markt. Novartis unterhält zwischen Nordsee und Alpen zwölf Standorte mit insgesamt etwa 7400 Beschäftigten, davon zirka 1000 in Nürnberg. An sechs Standorten wird produziert, 3000 Mitarbeiter sind in der Herstellung beschäftigt.

Im vergangenen Jahr hat die börsennotierte Aktiengesellschaft den Umsatz hierzulande um 9,3 Prozent gesteigert - auf 3,65 Milliarden Euro. Damit sieht sich Novartis als Marktführer in Deutschland, vor Johnson & Johnson, Pfizer, Bristol-Myers Sqb. und Merck & Co. Der gesamte deutsche Arzneimittelmarkt ist 2019 den Angaben zufolge um etwas über sieben Prozent auf 42,2 Milliarden Euro gewachsen. Für das Umsatzplus hätten alle Bereiche - von der Kardiologie über die Augenheilkunde bis hin zur Onkologie - gesorgt, so Deutschlandchef Moisa.

Die Angebotspalette sei breit und die Medikamente seien innovativ. Angaben zum Gewinn macht Novartis auf Länderebene nicht. 68 Prozent seines Umsatzes in Deutschland hat das Unternehmen im Bereich Pharma und Onkologie erzielt, 32 Prozent im Bereich der Generika, also der kostengünstigeren Nachahmerpräparate. Hier tritt der Konzern mit den Marke Sandoz/Hexal und 1A Pharma in Erscheinung.


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Weltweit hat der Konzern aus Basel 2019 mit insgesamt rund 109.000 Beschäftigten seinen Umsatz auf 47,4 Milliarden US-Dollar (43,3 Milliarden Euro) gesteigert. Das operative Ergebnis stieg auf neun Milliarden US-Dollar. Konzernchef Vas Narasimhan nannte das zurückliegende Jahr "außergewöhnlich" und verweist auf fünf neue Wirkstoffe, die sich zum Blockbuster entwickeln könnten - also zu Medikamenten mit einem Jahresumsatz über einer Milliarde Dollar. Die Augenheilsparte Alcon, zu der auch das Erlanger Unternehmen Wave Light zählt, hat Novartis unterdessen abgespalten und an die Börse gebracht.

Im laufenden Jahr peilt Novartis ein Umsatzplus "im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich" an. Das operative Ergebnis könnte sogar im unteren zweistelligen Prozentbereich wachsen. "Deutschland wird hier seinen Beitrag leisten", heißt es dazu von der deutschen Landesgesellschaft, die keine detailliertere Prognose gibt. Auf den deutschen Markt kommt in diesem Jahr unter anderem noch Mittel gegen Brustkrebs, bereits eingeführt wurden Medikamente bei Multipler Sklerose und bei Augenerkrankungen.

Zum Erfolg beitragen soll auch die "Kulturreise", auf die Konzernchef Vas Narasimhan das Unternehmen geschickt hat. Dabei gehe es darum, das Potenzial der Beschäftigten voll auszuschöpfen, erklärt Deutschlandchef Moisa. Dafür seien Eigenverantwortung, Transparenz und ein ausgeprägtes Feedback zwischen Mitarbeitern und Führungskräften nötig.


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