Ohne langes Genehmigungsverfahren

Platz für grünen Strom: Fränkische Stromtrasse wird umgebaut

Martin Müller

Redaktion Metropolregion Nürnberg und Bayern

E-Mail zur Autorenseite

23.11.2022, 12:00 Uhr
Die Stromtrasse zwischen dem Landkreis Fürth und dem unterfränkischen Grafenrheinfeld wird so umgebaut, dass künftig Hunderte Megawatt grüner Strom entlang der Strecke eingespeist werden können.

© Tennet Die Stromtrasse zwischen dem Landkreis Fürth und dem unterfränkischen Grafenrheinfeld wird so umgebaut, dass künftig Hunderte Megawatt grüner Strom entlang der Strecke eingespeist werden können.

Überall im Land entstehen derzeit riesige Photovoltaik-Freiflächenanlagen, doch viele von ihnen müssen ständig vom Netz genommen werden, weil die Verteilnetze nicht in der Lage sind, diese Strommengen aufzunehmen. Allein in den ersten fünf Monaten des Jahres 2022 gab es an rund 80 Tagen solche Abregelungen.

Geld für nicht erzeugten Strom

So muss auf eigentlich benötigten Strom verzichtet werden, zudem fallen zusätzlich hohe Kosten an, weil dieser wegen der Abregelung nicht erzeugte Strom den Besitzern der PV-Anlagen trotzdem vergütet wird.

Dieser Flaschenhals im Verteilnetz soll jetzt in Franken um ein ordentliches Stück geweitet werden. Bayernwerk Netz, Bayerns größter Verteilnetzbetreiber, kauft von Übertragungsnetzbetreiber Tennet den 220-Kilovolt-Stromkreis auf der Leitung zwischen den Umspannwerken Raitersaich (Kreis Fürth) und dem unterfränkischen Grafenrheinfeld.

Die Leitung wird so auf 110-Kilovolt-Betrieb umgestellt, dass entlang der Strecke 100 Megawatt grüner Strom aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen eingespeist werden können. Die Trasse verläuft quer durch den Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, vorbei an Markt Erlbach, Neustadt/Aisch, Markt Bibart und Scheinfeld. Aus diesem Gebiet könnte also grüner Strom durch die Leitung fließen.

So wird die Stromleitung umgebaut

Möglich wird das dadurch, dass sich an den in den 1970ern aufgestellten Strommasten mehrere Stromkreise befinden. Die für Tennet wichtigsten sind zwei 380-Kilovolt-Leitungen, bei denen gerade die Leiterseile und Isolatorketten ausgetauscht werden.

Hier ist dargestellt, wo die Stromtrasse zwischen Raitersaich und Grafenrheinfeld verläuft.

Hier ist dargestellt, wo die Stromtrasse zwischen Raitersaich und Grafenrheinfeld verläuft. © Tennet, NN

Die 220-Kilovolt-Leitung, die sich ebenfalls auf den Masten befindet, sollte eigentlich gerade zurückgebaut werden, weil sie laut Tennet für den Betrieb des Höchstspannungsnetzes nicht mehr benötigt wird. Genau diesen Stromkreis kauft Bayernwerk Netz jetzt und stellt ihn in den kommenden beiden Jahren auf 110 Kilovolt um. In Zukunft könnte die Kapazität durch ein zweites 110-Kilovolt-System so gesteigert werden, dass mehrere 100 Megawatt Strom aus erneuerbaren Energien eingebunden werden können.

Ende 2021 waren in Bayern rund 15.000 Megawatt an Solarkraftwerken installiert. Zugleich gab es Anfragen über den Anschluss und die Errichtung von 18.000 weiteren Megawatt an PV-Anlagen. Seither hat sich das Problem eher noch verstärkt. "Um diesem PV-Boom erfolgreich zu begegnen, muss das Stromnetz regional verstärkt werden", betont Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG.

Er begrüßt die Umwidmung der Höchstspannungsleitung als nachhaltig und umsichtig. Durch sie sei an dieser Stelle keine neue Stromtrasse nötig, ein zeitintensives Genehmigungsverfahren entfalle.

Verwandte Themen


5 Kommentare