Platzsturm in Weismain: Club verurteilt "Grenzüberschreitung"

19.7.2018, 18:49 Uhr
Platzsturm in Weismain: Club verurteilt

© Zink/DaMa

Es war ein Scharmützel der Fans mit der Polizei, eine gegenseitige Provokation. Am Rande eines Testspiels in Oberfranken versuchten Club-Anhänger vergangenes Wochenende eine Fahne des Halleschen FC zu stehlen, die wiederum rissen einen kompletten Zaun im Weismainer Waldstadion ein. Dann kochten die Emotionen hoch, so skizzieren es Augenzeugen. 60 Männer stürmten quer über den Platz, wedelten mit den Fäusten. Erst Kräfte des bayerischen Unterstützungskommandos (USK) beruhigten die Situation, zückten Schlagstöcke und Pfefferspray. 

Der Vorfall beschäftigt die oberfränkische Polizei noch immer. Derzeit sichten Ermittler Videoaufnahmen, um weitere Randalierer ausfindig machen zu können. Dabei handelt es sich wohl auch um mehrere sogenannte "Stadionverbotler" aus dem Club-Umfeld. Sie dürfen keine regulären Bundesliga-Spiele besuchen, werden vom Verein sankioniert. Doch oft nutzen sie gerade kleinere Veranstaltungen wie den Test in Weismain als Bühne. 

"Club steht für fairen Wettstreit"

Der 1. FC Nürnberg verurteilt das Fehlverhalten auf nordbayern.de-Nachfrage auf das Schärfste und distanziert sich von derartigen Vorfällen. "Diese Vergehen stellen eine klare Grenzüberschreitung dar", sagt Sprecherin Katharina Fritsch. Der Club stehe für fairen Wettstreit, der Einsatz von Gewalt werde jedoch nicht toleriert. Videoaufnahmen von dem Platzsturm zeigen, wie mehrere volle Bierbecher in den Block der Halle-Fans fliegen. Erst die Polizei verhindert eine direkte Konfrontation beider Lager. 

"Ausschließlich auf das Fehlverhalten der 1. FCN-Fans hinzuweisen, wird unserer Meinung nach dem Ablauf der Ereignisse nicht gerecht", sagt Fritsch. Es habe sich bewährt, Vorfälle im Nachgang mit allen Beteiligten zu analyisieren und die Auswertung der Polizei abzuwarten, deshalb stehe man mit den Behörden in Oberfranken in Kontakt. "Sobald uns Fakten vorliegen, werden wir geeignete Maßnahmen abstimmen." 

"... dann hätte man uns das halt sagen müssen" 

Für Wirbel sorgte im Nachgang auch ein Bericht des Obermain-Tagblatt. "Club gibt die Schuld dem SCW Obermain", titelte die Zeitung, kritisierte unter anderem, dass der 1. FC Nürnberg etwa keinen eigenen Sicherheitsdienst mit nach Oberfranken gebracht habe. Die Verantwortlichen beim SCW Obermain, der kurzfristig als Veranstalter des Testspiels einsprang, schäumten vor Wut. "Wir haben innerhalb von drei Wochen unter großem Einsatz vieler ehrenamtlicher Vereinsmitglieder unser Stadion nach den Vorgaben der Polizei abgesichert", sagte etwa der zweite Vorsitzende Tobias Herold. Das Spiel wurde, weil es die Verantwortlichen als Risikospiel einschätzten, kurzfristig von Lichtenfels nach Weismain verlegt.

"Wenn irgendetwas nicht gepasst hätte mit den Absperrungen, hätten sie es uns halt sagen müssen." Offenbar drangen die Männer, die den Platz stürmten, über ein für eine Autogrammstunde geöffnetes Tor in den Innenraum ein. "Für die Sicherheit der Veranstaltung waren am Einlass die Security und während des Spiels die Polizei mit knapp 250 Einsatzkräften zuständig", sagt auch der erste Vorstand des SCW Obermain, Wolfgang Schmidt.

"Schuldzuweisung hat nie stattgefunden"

"Eine Schuldzuweisung findet sich in keinem der Zitate wieder und hat nie stattgefunden", stellt Sprecherin Katharina Fritsch vom 1. FC Nürnberg klar. Man habe unmittelbar nach Erscheinen des Artikels Kontakt zum SCW Obermain aufgenommen und sich von dem Bericht distanziert. Dort sei es nur um "Prozesse und Zuständigkeiten während eines Testspiels" gegangen. Ein eigener Club-Ordungsdienst etwa hätte gar keinen Hausrecht gehabt - und hätte deshalb nicht eingreifen können. 

Die Wogen zwischen dem SCW Obermain und dem Club sind geglättet, das lassen auch die Verantwortlichen in Oberfranken durchblicken. Dort bestätigt man, dass beide Vereine mittlerweile in engem Austausch stehen.

Ein Vater, der mit seinem Sohn sowie sieben weiteren Kindern aus einer Jugendmannschaft während des Platzsturms auf dem Rasen aufhielt, meldete sich beim Club, musste die Scharmützel der Fans mit der Polizei ansehen. "Diese laden wir zu einem Heimspiel des 1. FC Nürnberg ein", erklärt Fritsch. "und ermöglichen im Rahmen dessen ein Treffen mit Club-Spieler Hanno Behrens". 

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