Einspartipps im Podcast

Potenzial zum Energiesparen ist reichlich vorhanden

Matthias Oberth

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10.8.2022, 17:53 Uhr

Der Tipp, im Winter zuhause einen dickeren Pullover anzuziehen, darf natürlich nicht fehlen, wenn Christine Schaller über Energiesparmaßnahmen spricht. Die Architektin und Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale Bayern nennt im Podcast "Horch amol" eine Reihe von Maßnahmen, die dazu beitragen können, den Energieverbrauch (nicht nur) in der kalten Jahreszeit zu senken. Doch es gibt auch Fallstricke, die man nicht außer Acht lassen sollte.

Der erste Schritt, so Christine Schaller ist die Frage: "Wo geht bei mir zuhause Energie verloren?" Sehr schnell kommt hier die Steuerung der Heizung ins Spiel. Die momentan eingespeicherten Werte zu überprüfen, zeigt in den meisten Fällen schon Einsparpotenzial auf. "Jede Stunde, die die Nachtabsenkung verlängert werden kann, spart bares Geld", sagt die Expertin, die normalerweise einmal in der Woche in der Nürnberger Verbraucherzentrale eine kostenlose Beratung anbietet.

Absenken der Raumtemperatur

Ebenso empfehlenswert ist die Absenkung der Raumtemperatur. Wer normalerweise 21 Grad eingestellt hat, spart sechs Prozent der Heizkosten, wenn dauerhaft um ein Grad abgesenkt wird. Logischerweise sogar 12 Prozent, wenn die Absenkung auf 19 Grad erfolgt. Dann kommt der dickere Wollpullover ins Spiel, sagt sie lachend, was aber noch lange nicht heißt, dass hier Handschuhe, Mütze und Schal angesagt wären.

Der (Wieder)-Inbetriebnahme von Holzöfen steht die Architektin zwiespältig gegenüber. Natürlich gebe die neue Gesetzeslage hier wieder einen größeren Spielraum, aber Christine Schaller erinnert auch daran, dass neben der erhöhten Feinstaubbelastung auch sehr unterschiedliche Raumtemperaturen in einem Gebäude zu Problemen führen können. "Wenn ein Raum richtig toll aufgeheizt wird und die anderen Räume richtig auskühlen, dann besteht die Gefahr, dass austretende Wärme zur Bildung von Kondenswasser und anschließend zur Schimmelbildung führt", warnt die Expertin.

Heizlüfter ist keine Alternative

Ein Holzofen sei jedoch in jedem Fall die bessere Lösung, als ein Elektroheizkörper (Radiator) oder gar ein Heizlüfter. Der Stromverbrauch stehe in keinem Verhältnis zur erzeugten Wärme und angesichts der ebenfalls steigenden Strompreise, sei diese Variante die denkbar schlechteste, um einen Beitrag zur Reduzierung des Gasverbrauchs zu leisten.

Deutlich mehr Potenzial bietet da schon die Warmwasseraufbereitung. "Hier nachzujustieren macht absolut Sinn", so Christine Schaller. Das Wasser auf maximal 60 Grad aufzuheizen, reicht vollkommen aus, selbst bei 50 Grad bestehe in einem Einfamilienhaus so gut wie keine Gefahr für einen Legionellenbefall. "Einmal in der Woche auf 60 Grad aufheizen, reicht vollkommen", lautet ihre Einschätzung.

Keine schnelle Lösung ist der Austausch einer alten Heizung. Hier liegt aber eine der größten Einsparmöglichkeiten. Unabhängig von der gesetzlichen Austauschpflicht für Öl- und Gasheizungen, die älter als 30 Jahre sind, verweist Christine Schaller auf die neuen Förderrichtlinien, die ab Montag, 15. August, in Kraft treten. Für eine ganze Reihe von Heizungen fällt dabei die Förderung weg oder gilt in anderen Kombinationen, wer aber beispielsweise eine über 20 Jahre alte Gastherme austauscht, wird mit einem Wechselbonus von zehn Prozent belohnt.

Heizung alleine nicht ausschlaggebend

Was wegfällt ist die bislang "sensationelle Förderung" für Wärmepumpen, erläutert die Energieberaterin. Alles in allem werden Wärmepumpen in der Zukunft bei Neubauten ein wichtiger Baustein für die Energieversorgung bleiben. Christine Schaller macht jedoch deutlich, dass das Heizsystem nicht für sich allein betrachtet werden darf. Bei einem Neubau sind eine gute Isolierung, die Ausrichtung der (dreifach verglasten) Fenster und die Gebäudekubatur wichtige Faktoren, die miteinbezogen werden sollten. "Hier gilt quadratisch, praktisch, gut", gibt die Energieberaterin künftigen Bauherrn mit auf dem Weg.

Bei Altbauten wiederum, sei nicht alles sinnvoll, was sich zunächst gut anhört. Neue Fenster einzubauen und keine Isolierung der Wände durchzuführen, kann am Ende zu einem bösen Erwachen führen, wenn sich auf den kalten Wänden die Feuchtigkeit niederschlägt. "Das energetische Gleichgewicht eines Hauses sollte nicht durcheinandergebracht werden", sagt die Architektin und rät einerseits zum (kostengünstigen) Energiecheck, den die Nürnberger Verbraucherzentrale in Kooperation mit der Stadt Nürnberg anbietet oder zum (aufwändigen) Energiesparfahrplan, der eine Sanierung über mehrere Jahre darstellt, dessen Kosten aber bis zu 80 Prozent gefördert werden.

Potenzial zum Energiesparen ist reichlich vorhanden

© Grafik: Redaktionsservice

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