Prozess um Einbruchserie - Dieb attackierte Pfarrer in Pappenheim

3.3.2021, 16:40 Uhr
Prozess um Einbruchserie - Dieb attackierte Pfarrer in Pappenheim

© Sarah de Sanctis, NNZ

Ein Unbekannter, so meldete es die Polizei, hebelte am 3. Januar 2020 ein Fenster auf, und stieg in das katholische Pfarrhaus in Pappenheim ein. Am 5. August 2020 wurde ein Mann (47) aus Weißenburg als Tatverdächtiger festgenommen, er sitzt seither in U-Haft, DNA-Spuren, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf ihn deuten, wurden an einem Tatort gefunden - trotzdem sei er dieser gesuchte Unbekannte nicht, lässt der Angeklagte über seine Strafverteidiger Jürgen Lubojanski und Michael Zahareas erklären.

Umstrittene DNA-Spur

Wie sein genetischer Fingerabdruck an den Ort eines Einbruchs geriet? Darüber könne nur spekuliert werden, erklärt Anwalt Lubojanski zum Auftakt des Prozesses. Tatsächlich habe der 47-Jährige früher billig Autos aufgekauft, diese repariert, poliert und teurer weiterverkauft - es sei gut möglich, dass dabei verwendete Handschuhe nach dem Verkauf in jenen Autos liegen geblieben und so an die späteren Tatorte gelangt sind.

Die Richter der 2. Strafkammer des Landgerichts kommentieren diese Aussage zu Prozessbeginn nicht - haben die Richter doch schon in einer Wahrscheinlichkeitsprognose eine konstante Beweislage unterstellt, andernfalls hätten sie, so schreibt es das Gesetz vor, das Strafverfahren gar nicht erst eröffnen dürfen.

Pfarrer von Pappenheim als zentraler Zeuge

Und ob auf diesem, nicht unkomplizierten Weg der Sekundärübertragung ein Fremder die DNA-Spur des Angeklagten mit einem Handschuh an den Tatort gebracht haben könnte - mehrere Beamte der Spurensicherung zucken ratlos mit den Schultern. Ausschließen können sie nichts, doch mit einer derartigen Konstruktion hatte es noch keiner von ihnen zu tun.

Der Pfarrer von Pappenheim ist daher ein wichtiger Augenzeuge - er hatte den Einbrecher am 3. Januar 2020 gegen 19.10 Uhr im Pfarrhaus erwischt. Doch wird er den Angeklagten auch als Täter identifizieren? Im Zeugenstand beschreibt der Pfarrer einen kräftig-muskulös gebauten Mann mit dunklen Haaren, gemessen an seiner eigenen Größe von 1,68 Meter sei der Täter ein wenig größer gewesen, vielleicht messe dieser etwa 1,70 bis 1,75 Meter. Außerdem trug der Dieb einen auffälligen Vollbart. Der Angeklagte ist glattrasiert, doch die Größe, die Figur, er erkenne eine Ähnlichkeit, so der Pfarrer.

Einbrecher machte sich am Tresor zu schaffen

Er kehrte an jenem Abend vom 18-Uhr-Gottesdienst in das Pfarrhaus zurück, es war etwa 19.10 Uhr, den Einbrecher, der sich am Tresor zu schaffen machte, erwischte er auf frischer Tat. Doch der Pfarrer wurde von dem Dieb grob zu Boden gestoßen, der Fremde flüchtete und verpasste dem Pfarrer eine Ladung Reizgas. "Es war wirklich furchtbar", so der Geistliche. Mit mehr als 2000 Euro Beute machte sich der Dieb davon, im Tresor lagen die Einnahmen der Sternsinger.

Der Pfarrer, mittlerweile ist er im Ruhestand, lag mit einem schwerem Schock und einem angebrochenen Handgelenk drei Tage im Krankenhaus. Die Tat hatte ihn schwer verunsichert, schildert er. Aus Sorge, der Einbruch könnte sich wiederholen, sperrte er die Zimmertüren im Haus ab, und auf seinem Nachttisch deponierte er vorsichtshalber sein Handy und ein Pfefferspray.

Die 2. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth rechnet mit vier Verhandlungstagen. Der angeklagte Weißenburger soll außerdem zwischen dem 20. Dezember 2019 und dem 7. Januar 2020 in ein Wohnhaus in Wassertrüdingen eingedrungen sein, am 8. Januar folgte ein Wohnhaus in Zirndorf, am 11. und am 19. Januar jeweils ein Einbruch in Weißenburg. Gestohlen wurde Schmuck und Bargeld im Wert von 5600, da der Einbrecher die Fenster und Türen aufhebelte, wurde zudem ein Schaden von 4400 Euro angerichtet.