Ranking regionaler Kliniken von NZ und WISO beginnt

19.12.2015, 06:00 Uhr
Ranking regionaler Kliniken von NZ und WISO beginnt

© André de Geare

"Der große NZ-Klinikcheck" ist in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität Erlangen-Nürnberg entstanden. An der WISO wird schon seit Jahren intensiv zu den Themen Gesundheitsmanagement und Versorgungsmanagement geforscht. Arzt- und Krankenhaus-Bewertungsportale bilden dabei einen der Schwerpunkte.

Für die NZ haben die Wirtschaftswissenschaftler Prof. Martin Emmert und Prof. Oliver Schöffski für 14 Indikationen nach seriöser Methodik in aufwendiger Arbeit öffentlich zugängliche Quellen ausgewertet und jeweils die besten Kliniken identifiziert - im Umkreis von 50 Kilometern rund um Nürnberg. Denn eine Studie hat ergeben, dass die Hälfte der Patienten Krankenhäuser bevorzugt, die nicht weiter als 50 Kilometer vom Heimatort entfernt sind.  

Ranking regionaler Kliniken von NZ und WISO beginnt

© Roland Fengler

Die wichtigste öffentlich zugängliche Datenbasis liefert die strukturierte gesetzliche Qualitätsmessung von Kliniken. Jedes Krankenhaus muss die Ergebnisse zu bestimmten Behandlungen dokumentieren und einmal pro Jahr an das Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH (AQUA-Institut) weiterleiten, das dann einen umfassenden Bericht erstellt.

Verschiedene Quellen

Diese Quelle haben die Wissenschaftler ebenso für ihre Auswertungen einbezogen wie Daten, die die AOK regelmäßig erhebt. Außerdem spielen dabei Fallzahlen eine Rolle - also wie oft eine Klinik bestimmte Operationen oder Behandlungen durchführt - sowie Weiterempfehlungsraten für die jeweilige Klinik durch Patienten.

Immer bezogen auf eine bestimmte Indikation. Deshalb wird im NZ-Klinik-Ranking auch niemals eine Klinik insgesamt bewertet, sondern Krankenhäuser immer nur dahingehend untersucht, wie qualitativ hochwertig sie die jeweils betrachtete Operation oder Behandlung erbringen.

Es gibt zwar inzwischen mehrere Krankenhaus-Bewertungsportale im Internet. Doch die darauf zu findenden Informationen, die aus den gleichen Quellen stammen wie für den NZ-Klinikcheck verwendet, sind für Medizin-Laien oft schwer zu interpretieren. Prof. Emmert  hat im Rahmen einer wissenschaftlichen Befragung im Jahr 2014 herausgefunden, dass nur 50 Prozent der Patienten in der Lage waren, die auf Klinik-Portalen veröffentlichten Informationen richtig zu deuten. Das bedeutet: Viele würden allein dadurch eine falsche Entscheidung für ein Krankenhaus treffen, weil sie Informationen falsch verstehen. Die NZ will helfen, das zu ändern.

Auch Ärzte haben Nachholbedarf

Doch auch viele Ärzte lassen sich bisher wertvolle Informationen entgehen: "Nur jeder neunte Arzt kennt die Portale und jeder 25. Arzt hat die Portale im Rahmen der Patientenberatung eingesetzt – das ist doch relativ wenig, auch wenn die Zahlen nicht mehr ganz aktuell sind", sagt Emmert und würde sich von einigen Ärzten ein Umdenken wünschen: "Denn es gibt definitiv Qualitätsunterschiede bei den Kliniken in Deutschland. Und es ist unverständlich, warum man als Patient in eine Klinik gehen soll, die eine weniger gute Qualität bei einer bestimmten Behandlung bietet als eine andere", sagt der Experte.

Laut einer Bertelsmann-Studie nutzen auch nur zwischen acht und 23 Prozent der Patienten Krankenhausportale. Entscheidend ist für Emmert die Erkenntnis aus seiner wissenschaftlichen Arbeit, dass verschiedene Krankenhäuser bei verschiedenen Behandlungen unterschiedliche Qualität liefern – das gilt auch für die Region Nürnberg. Das heißt: Klinikrankings, die nur Kliniken als Gesamtes bewerten, seien wissenschaftlich gesehen höchst problematisch. "Es ist wichtig, je nach Indikation die einzelnen Krankenhäuser zu betrachten", sagt der Juniorprofessor.

So müsse dieselbe Klinik, die bei der Behandlung von Lungenentzündung spitzenmäßig abschneide, nicht auch bei allen anderen Indikationen sehr gut sein. Umgekehrt könne das Krankenhaus, das bei der einen Indikation ein eher bedenkliches Ergebnis liefere, bei einer anderen Behandlung in der empfehlenswerten Spitzengruppe liegen.

Mehr Details zur Forschung über die Klinikportale lesen Sie in der aktuellen Samstagsausgabe der Nürnberger Zeitung.  Ab 2. Januar ist dort außerdem regelmäßig "Der große NZ-Klinikcheck" in 14 Folgen zu finden.


 

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