Rassistische Karnevalsrede? Aufregung in Sachsen-Anhalt

20.1.2020, 16:27 Uhr

Erst Klatschen und Gelächter, im Nachhinein Raunen und Ärger. "Da geht ein Neger in den Supermarkt und kauft sich eine Packung Negerküsse. Beim Rausgehen fällt ihm die Packung runter und alle Negerküsse rollen raus. Da kommt eine Oma angelaufen, tritt alle Negerküsse kaputt und sagt: Du legst hier keine Eier, Freundchen, du nicht."

Es blieb aber nicht nur bei der beleidigenden Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe. In Anspielung auf die Inschrift "Dem Deutschen Volke" auf dem Berliner Reichstagsgebäude feuerte der Büttenredner Brauns in Richtung der Regierung: "Nordafrika gehört nicht mehr zu Deutschland. Das haben wir verloren." Hinzu erzählte er eine Märchengeschichte über eine Fee und einen Asylbewerber, in der suggeriert wird, dass Flüchtlinge nur gierig seien und Ausländer in Deutschland alles ohne harte Arbeit bekommen würden.

Nach Angaben der lokalen Tageszeitung Volksstimme waren während der Rede keine Buhrufe zu vernehmen. Der Protest fiel indessen still aus und fand abseits des Festsaals statt. Während sich einige Besucher der ausverkauften Veranstaltung von ihren Plätzen entfernten, war auch die Bank des Elferrats nicht komplett besetzt. Viele im Saal beklatschen die Rede dennoch.

"Grenzwertig" bis "Widerlich"

Während einige Besucher empört über die Rede waren, reagierten andere verhalten. Laut Volksstimme äußerte sich einer davon mit den Worten "Das war völlig fehl am Platz" und "Das war unter aller sau, das hat im Karneval nichts zu suchen". Ein weiterer vermutet in der Rede sogar "strafrechtlich relevanten" Inhalt. Andere wiederum halten die Rede lediglich für "grenzwertig". Zwei Besucherinnen meinten hingegen, dass man in der fünften Jahreszeit das Wort "Neger" schon sagen dürfe.

Die Ehrenpräsidentin des Süplinger Narrenbundes, Ute Knels, fand die Rede allerdings "widerlich". Sie war am besagten Abend zwar nicht anwesend, kannte die Rede jedoch bereits von der Generalprobe im Vorfeld. "Das hätte man unterbinden müssen.", wird sie von der Volksstimme zitiert..

Vizepräsident, Dirk Hebecker sieht das anders. "Solange es keine Anfeindungen gegen irgendwelche Leute gibt, kann ich nichts dagegen sagen.", so der Kommunalpolitiker, der für die "Unabhängige Wählergemeinschaft" (UWG) im Kreistag sitzt, gegenüber der Zeitung. Vereinspräsident Uwe Urban hielt sich ebenfalls bedeckt. Er fände zwar nicht alle Passagen der Rede richtig und war währenddessen auch nicht auf seinem Platz, betonte jedoch, dass es die Meinung des Redners sei.

Der Inhalt der Rede war bereits im Vorfeld durch die Generalprobe bekannt geworden. Auf Nachfrage der Volksstimme verwiesen Urban und Hebecker auf die DDR-Vergangenheit des Landstrichs: Aufgrund der damals eingeschränkten freien Meinungsäußerung wollen sie heute keine Einschränkungen mehr vornehmen. Ob Brauns seine Büttenrede am kommenden Samstag erneut halten wird, ist indes unklar.

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