Auf Demonstration
Regensburger Bischof auf Marsch gegen Abtreibung - Foto mit Rechtsextremen sorgt für Wirbel
19.9.2023, 16:38 Uhr
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer nahm am "Marsch für das Leben" teil - doch bei der Veranstaltung entstand ein fragwürdiges Foto. Das Foto verbreitete sich auf der Plattform "X", ehemals "Twitter", und zeigt einen Mann, der neben dem Bischof lief und einen rechtsextremen Gruß zeigte:
Marsch für das Leben, Teilnehmer mit White Power Zeichen #nofundis #mfdl #b1609 pic.twitter.com/WD0U3kCKol
— Kirsten Achtelik (@kir_ach) September 16, 2023
Daumen und Zeigefinger bilden ein P, die restlichen Finger ein W - das soll für "White Power" stehen. Das Handsymbol bezeugt die rassistische Ideologie des Demonstranten.
Das Bistum stellte auf der Plattform "X" klar: "Bischof Dr. Voderholzer würde niemals an der Seite von Rechtsradikalen laufen." Leider würden sich unter die friedlichen Teilnehmer auch Menschen mit unredlichem Gedankengut mischen, das toleriere man in keinster Weise. "Bei Märschen besteht ja immer die Gefahr der Instrumentalisierung und Skandalisierung", erklärt der Pressesprecher des Bistums, Sebastian Groß, "deswegen haben wir versucht, den Bischof gut zu schützen. Darum hat er mich auch gebeten, weil er auf keinen Fall in diese Ecke gestellt werden will".
Groß stellt klar: Hierbei handele es sich um eine Herstellung eines falschen Zusammenhangs, der dem Ansehen des Bischofs zutiefst schade.
Doch das Bistum steht weiterhin stark in der Kritik, schließlich ist die Demonstration "Marsch für das Leben" seit mehr als zehn Jahren für ihre fragwürdige ideologische Auslegung bekannt. Anhänger setzen Sterbehilfe oder Schwangerschaftsabbrüche mit Mord oder dem Holocaust gleich. Mit diesen Relativierungen der NS-Verbrechen zieht die Demonstration vor allem rechtsextreme Verbände und Neonazis an. Unterstützung erfährt sie unter anderem von der AfD. Auf ihrer Homepage rief die Partei zur Teilnahme am Marsch auf.
Zu den Demonstranten zählten in der Vergangenheit rechte Szenegrößen wie der ehemalige Diakon und Holocaustleugner Ralf Löhnert. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass am Marsch auch Rechtsextreme wie der junge Mann auf dem Foto teilnahmen.
Bischof im "falschen Licht"?
Das Bistum versucht dennoch, die Kritik an Vorderholzer zu relativieren. "Es war auch das einzige Bild, das auf der Demo gemacht wurde", sagt Pressesprecher Groß. Man könne davon ausgehen, "dass es bewusst geschossen wurde, um den Bischof in ein falsches Licht zu rücken", so die Behauptung.
Allerdings befinden sich auf der Homepage des "Marsches für das Leben" zahlreiche Grußworte von Geistlichen, etwa von den Bischöfen Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer und Gregor Maria Hanke aus Eichstätt. Auch der im Zuge des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche stark in die Kritik geratene Kardinal Wölki richtet sein Wort an die Teilnehmer und Organisatoren. Auch Vertreter der evangelischen Kirche machen sich mit dem zweifelhaften Umfeld des Marsches gemein, etwa Frank Heinrich, Vorsitzender der Evangelischen Allianz Deutschland.
Bistum will gegen das Foto vorgehen
Für Voderholzer selbst wird die Teilnahme am "Marsch für das Leben" vorerst wohl keine Konsequenzen haben - womöglich aber für die Fotografen der Schnappschusses. "Wir versuchen gerade mit unseren Rechtsanwälten nach einer Möglichkeit, wie wir juristisch vorgehen können", erklärt Groß. Ob rechtlich gegen das Foto vorgegangen werden kann, ist jedoch fraglich, schließlich befand sich Vorderholzer als "Person des öffentlichen Lebens" auf einer öffentlichen Veranstaltung.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 19.09. um 16.38 Uhr aktualisiert.