War Angriff Teil seines Plans?

Spektakuläre Flucht: Darum stand der Nürnberger Kiosk-Killer überhaupt vor Gericht

Tobi Lang

Redakteur

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12.1.2023, 19:45 Uhr
Aus diesem Gericht entkam der Nürnberger Kiosk-Killer. Womöglich war ein Angriff zuvor Teil seines Fluchtplans. 

© Armin Weigel/dpa Aus diesem Gericht entkam der Nürnberger Kiosk-Killer. Womöglich war ein Angriff zuvor Teil seines Fluchtplans. 

Es sind Szenen wie aus einem Film. Helikopter kreisen über dem Regensburger Amtsgericht, Spürhunde nehmen die Suche auf, ein Großaufgebot der Polizei ist im Einsatz. Am Donnerstag entkam in der Oberpfalz der verurteilte Nürnberger Kiosk-Killer, der 2011 mit einem Komplizen einen Lottoladen ausraubte und die Besitzern - eine 76 Jahre alte Frau - tötete. Er sitzt lebenslang in Haft, eigentlich. Bis zu seiner Flucht.

Wie es zu dem Fauxpas kommen konnte, stellt Polizei und Justiz weiter vor ein Rätsel. Die Aufarbeitung läuft auf Hochtouren, heißt es. Ein neuer Medienbericht skizziert nun, warum der 40-Jährige überhaupt vor Gericht stand. Dass es um Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in Tateinheit mit Körperverletzung geht, war bereits klar. Die Mediengruppe Bayern zitiert nun aber aus der konkreten Anklageschrift.

Handy-Fund sorgt für Prügelei, sagt die Staatsanwaltschaft

Die Anklageschrift, berichtet die Mediengruppe Bayern, skizziert ein genaueres Bild der Tatvorwürfe. Demnach ging es um ein Handy, dass der 40-Jährige verbotenerweise in die Justizvollzugsanstalt geschmuggelt hatte.

Der Kiosk-Killer habe versucht, das Mobiltelefon in der Toilette herunter zu spülen, doch genau das entging den Kontrollbeamten nicht. Dann sei der Mann regelrecht ausgerastet. Die Staatsanwaltschaft spricht von "unkontrollierten Fußtritten und Faustschlägen", davon, dass der 40-Jährige pausenlos attackierte. Ein Beamter wurde verletzt.

Am vierten Verhandlungstag, berichtet die Mediengruppe Bayern, zog sich der 40-Jährige mit seinem Anwalt während einer Pause in ein Zimmer zurück - und genau dort gelang ihm die filmreife Flucht. Währenddessen sprach ihn das Gericht in Abwesenheit schuldig, der Mann muss ein weiteres Jahr in Haft. Zuvor sprang der Inhaftierte aus einem Fenster und lief im Vollsprint davon. Die Polizei vermutet, dass der Mann Fluchthelfer hatte, doch die Szenen stellen die Ermittler vor ein Rätsel. Auch ob die Prügelei Teil seines Plans war, werde derzeit geklärt.

Klar ist: Am Montagabend fassten französische Spezialkräfte den Geflüchteten gegen 19.20 Uhr nördlich von Straßburg. Wie die spektakuläre Ergreifung lief, lesen Sie hier: