Klinik reagiert
Teenager tötet Siebenjährigen in Regensburg: Was wir bislang wissen - und was nicht
29.10.2023, 20:20 Uhr
Die Nachricht von der Messerattacke am Bezirkskrankenhaus Regensburg sorgte bundesweit für Schlagzeilen: Ein 14-Jähriger, der in der kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtung des Bezirksklinikums Regensburg untergebracht war, hat am Donnerstag einen siebenjährigen Mitpatienten und einen 63-jährigen Angestellten mit einem Messer attackiert. Der Siebenjährige überlebte die Tat nicht - am Freitagabend verloren die Ärzte den Kampf um das Leben des Kindes.
Die Frage, die sich nach einer solchen Tat unweigerlich stellt, lautet: Wie konnte es dazu kommen? Um genau diese Frage zu beantworten, stehen die Generalstaatsanwaltschaft München und die Polizei vor umfangreichen Ermittlungen.
Was ist über den Täter bekannt?
Der Jugendliche kommt aus dem Landkreis Waldnaab in der Oberpfalz. Wie das "Oberpfalzecho" berichtet, ist er dort in einem stabilen Elternhaus aufgewachsen. Der Polizei war er schon vor der Bluttat kein Unbekannter - der 14-Jährige war bereits Anfang des Jahres auffällig geworden. Der Polizei lag ein Hinweis vor, dass er über Sprengstoff verfügte - und durchsuchte seine Wohnung und die eines Freundes. Tatsächlich wurden dabei explosive Stoffe gefunden, die einem Angehörigen des Jugendlichen gehörten. Außerdem fanden die Beamten Bombenattrappen und Softair-Waffen.
Die Polizei kam dem Jugendlichen auf die Spur, weil er sich auf nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberpfalz in Chatgruppen einschlägiger Messengerdienste "intensiv mit der Planung und Durchführung schwerster Gewalttaten beschäftigt" hat. Wie die Zeitungen der Mediengruppe Bayern berichten, dass der 14-Jährige einen Amoklauf an seiner Schule geplant haben soll.
Weil der Jugendliche damals erst 13 Jahre alt und somit strafunmündig war, wurde seine Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung der kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtung des Bezirksklinikums angeordnet. Dort soll der mittlerweile 14-Jährige, der dauerhaft stationär in der Bezirksklinik untergebracht war, nach Abgaben des "Oberpfalzechos" den Pflegern gegenüber Gewaltfantasien anvertraut haben.
Welche Folgen hat die Tat für den 14-Jährigen?
Wie "BR24" berichtet, wurde der Jugendliche am Freitag dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Regensburg vorgeführt. Gegen den 14-Jährigen wurde ein Unterbringungsbefehl erlassen, er wurde in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert. Wie die Generalstaatsanwaltschaft München mitteilte, war der Jugendliche zum Zeitpunkt der Tat nicht voll schuldfähig.
Was war das Motiv hinter der Tat?
Nach Informationen der "Bild"-Zeitung lud der 14-Jährige unmittelbar vor der Tat ein Selfie auf der Plattform Instagram hoch, auf dem er mit der mutmaßlichen Tatwaffe, einem langen Fleischermesser, posierte. Betitelt war das Bild mit dem Wort "Revenge" - Rache. Gegenüber dem "Oberpfalzecho" berichtete Polizeisprecher Claus Feldmeier, dass sich der Jugendliche "deutlich über das normale Maß hinaus" über die Amokläufe an der "Columbine High" und in Winnenden informiert hatte.
Aufgrund von Erkenntnissen wie diesen hat die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen übernommen. Die Behörde kann nicht ausschließen, dass der Messerattacke ein extremistischer Hintergrund zugrunde liegt. Die Auswertung sichergestellter Beweismittel - unter anderem des Mobiltelefons des Jugendlichen - soll weitere Erkenntnisse zum genauen Motiv liefern.
Reaktion der Klinik
In einer Stellungnahme äußerte die Klinik ihre Anteilnahme: "Unsere Gedanken sind bei der Familie und den Angehörigen des Verstorbenen. Wir wünschen ihnen viel Kraft in dieser schweren Zeit." Noch schlimmeres habe "durch das beherzte und mutige Eingreifen von mehreren Kollegen, die den Patienten überwältigten und bis zum Eintreffen der Polizei festhielten" verhindert werden können.
Bedanken möchte sich die Klinik auf "bei allen Einsatzkräften (...) und ganz besonders bei allen Kolleginnen und Kollegen, die ohne zu zögern sofort zur Unterstützung gekommen sind." Für die betroffenen Mitarbeiter stünden Therapie-, Beratungs- und Gesprächsangebote bereit. Auch mit den Patienten werde man die Erlebnisse therapeutisch aufarbeiten.