Abenberg

Rehkitzrettung: Junger Verein sucht neue Helfer

19.4.2021, 09:25 Uhr
Sissi und Penny haben Simone (re.) und Celine Schmidt im Vorjahr per Hand aufgezogen. Demnächst beginnt für die "Rehkitzrettung Franken" wieder die Arbeit.

© Gerner Sissi und Penny haben Simone (re.) und Celine Schmidt im Vorjahr per Hand aufgezogen. Demnächst beginnt für die "Rehkitzrettung Franken" wieder die Arbeit.

Sissi und Penny sind putzmunter. Es geht ihnen gut. Die beiden Rehe, die Simone Schmidt im Vorjahr mit der Hand aufgezogen hat, haben nahe des Brombachsees eine neue Heimat gefunden. Sie tragen am Ohr eine Marke. Die zeigt dem Revierförster und vor allem dem Jagdpächter, dass die Tiere unter Umständen etwas anders reagieren als Vierbeiner, die in freier Wildbahn groß geworden sind.

Sissi und Penny sind nur zwei von ungefähr 40 Rehkitzen, die Simone Schmidt und ihre Mitstreiter 2020 vor dem sicheren Tod bewahrt haben. "Von daher war das Vorjahr gewissermaßen unser bisher erfolgreichstes Jahr", erzählt die Rehkitz-Retterin. Die meisten der Kitze haben sie in Wiesen gefunden, bevor Landwirte diese abmähen wollten. Die Helfer tragen die nur wenigen Tage alten Tiere an den Waldrand und hoffen, dass sie von der Ricke, also der Mutter, später wieder abgeholt werden. Ist dies nicht der Fall, müssen sie per Hand aufgezogen werden. Einige Kitze verloren ihre Mütter auch durch wildernde Hunde, andere durch Autounfälle. In freier Natur hätten die Jungtiere keine Chance zum Überleben.

Kontakt zu Jägern und Landwirten

Seit mehr als zehn Jahren hat sich Simone Schmidt, 42, der Rettung der Kitze verschrieben. Sie hält Kontakt zu Landwirten und zu Jägern. Wenn die Mahd der Wiesen ansteht, rufen die Bauern bei ihr an. Gemeinsam streift man dann durchs hohe Gras, ehe die Maschinen angeworfen werden. Vom Hochsitz des Mähwerks hätte der Landwirt nämlich kaum eine Chance, die bewegungslosen Rehkitze zu entdecken.

Oft sind die Kitze, die Simone Schmidt und ihre Mitstreiter in den Wiesen und Feldern finden, nur wenige Tage alt. In der Regel werden sie später von ihren Müttern wieder "abgeholt".

Oft sind die Kitze, die Simone Schmidt und ihre Mitstreiter in den Wiesen und Feldern finden, nur wenige Tage alt. In der Regel werden sie später von ihren Müttern wieder "abgeholt". © privat

Im Laufe der Jahre hat Simone Schmidt die Hilfe professionalisiert. Der Kreis an Helfern wurde größer. Familie, Freunde, Bekannte, selbst Arbeitskollegen aus dem Biergarten Pflugsmühle, wo sie arbeitet, halfen beim Abgehen der Wiesen mit. Dank einer Crowdfunding-Aktion ihrer Tochter Celina konnte sich die „Rehkitzrettung Franken“, wie der inzwischen gegründete Verein heißt, eine Drohne mit Wärmebildkamera zulegen, die in dieser Saison erstmals zum Einsatz kommt.

Eine zweite Drohne lässt Philipp Dick von der AK Kunststoffspritzguss Abenberg, der die Rehkitzrettung unterstützt, über den landwirtschaftlich genutzten Wiesen kreisen.

Demnächst beginnt wieder die Saison. Meist bekommen Rehe im Mai und Juni ihre Jungen. Just dann, wenn die erste Mahd auf den Wiesen ansteht. Weil ihre Hilfe in der Regel gerne angenommen wird und das Telefon deshalb immer öfter klingelt, braucht Simone Schmidt weitere Unterstützung und hat deshalb einen Hilferuf gestartet. Wer Lust und Zeit hat, vor allem im Mai und Juni in den frühen Morgenstunden Wiesen abzulaufen, um dort versteckt liegende Kitze zu retten, der soll sich an die Bechhofenerin wenden. Telefon (0151) 59490800.

Auch Geld ist willkommen

Auch monetäre Hilfe ist willkommen. Mit dem Windsbacher Tierarzt Dr. Stefan Götz hat sie zwar einen Fachmann an ihrer Seite, der sich auch der Behandlung verletzter Wildtiere verschrieben hat. "Doch ich kann ja nicht verlangen, dass er das immer umsonst macht", so Schmidt.

Immerhin: Durch die Vereinsgründung haben die Rehkitzretter inzwischen die Möglichkeit, für finanzielle Unterstützung Spendenquittungen auszustellen. Diese Unterstützung wird mehr denn je benötigt, weil Schmidt ein zweites kleines Aufzuchtgehege bauen will.
Darüber hinaus gehen für die Handaufzucht von Rehkitzen, von Damwild, von Schwänen, Enten, Hasen und Igeln schon einmal 500 Euro pro Monat für Futter drauf. Für sie selbst, die coronabedingt seit vielen Monaten in Kurzarbeit ist, ist das kaum zu stemmen.

Ein paar Gänge herunterschalten will die Bechhofenerin aber auch nicht. Dafür sei das Miteinander inzwischen zu gut. Und dafür liegen ihr die hilflosen Vierbeiner zu sehr am Herzen. Sie sollen zumindest die Chance bekommen, wie Sissi und Penny erwachsen zu werden. Wenn also ab nächster oder übernächster Woche immer häufiger das Telefon bei ihr klingelt, ist Simone Schmidt bereit. "Absagen ist keine Option."

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