Verreisen über Weihnachten und Silvester: Was erlaubt ist und was nicht

2.12.2020, 10:04 Uhr
Winterwandern - das ist heuer die Alternative zum Skifahren schlechthin.

© Matthias Niese Winterwandern - das ist heuer die Alternative zum Skifahren schlechthin.

Darf ich über die Feiertage zu touristischen Zwecken verreisen?

Die Bundesregierung ruft dazu auf, touristische Reisen und Ausflüge (voraussichtlich bis zum Ende der Weihnachtsferien am 10. Januar) zu unterlassen. Das ist aber eher ein Appell als ein striktes Verbot. Wer in ein ausländisches Risikogebiet reist, muss jedenfalls danach mindestens zehn Tage in Quarantäne und hat unter anderem mit Verdienstausfall und gegebenenfalls weiteren Konsequenzen zu rechnen.

Lediglich vorübergehend und in der Zahl beschränkt (fünf Personen aus zwei Haushalten und an den Feiertagen zehn - jeweils ohne Kinder) dürfen wir Verwandte und Nahestehende über die Weihnachtsfeiertage und zu Neujahr einladen oder besuchen und dort wohnen - wenn es sich denn nicht vermeiden lässt. Hotels und andere Beherbergungsbetriebe dürfen Betten eh nur noch "für notwendige und nicht touristische Zwecke" bereitstellen. Restaurants sind seit November geschlossen. All das verdirbt auch die Lust aufs Reisen.


Weihnachtsurlaub mit dem Wohnmobil - ist das trotz Corona erlaubt?


Ist ein Tagesausflug in die Region möglich?

Bund und Länder möchten, dass "überregionale tagestouristische Ausflüge" unterbleiben. Ein Tagesausflug etwa einer Kernfamilie zur Bewegung an der frischen Luft - beispielsweise in ein verschneites (Mittel-)Gebirge - ist aber eben nicht verboten, eine Wanderung in der Region auch nicht.

Darf ich einen Tag über die Grenze?

Lange galt: Wer für höchstens 48 und später 24 Stunden in ein Risikogebiet fuhr, konnte das ohne Quarantänepflicht oder Corona-Test machen. Es war dabei egal, ob man jemanden besuchte, wandern, Ski fahren, tanken oder nur shoppen wollte - lediglich der Besuch offizieller Veranstaltungen war verboten. Nun beschloss das bayerische Kabinett: Wer für einen Tagesausflug ins Ausland fährt, muss in Bayern künftig zehn Tage in Quarantäne - selbst wenn man nur kurz die Grenze überschreitet. Wer also vorhatte, einen Tagesausflug in ein Österreichisches Skigebiet (die nach wie vor ab 18. Dezember öffnen wollen) zu machen oder nahe der Grenze in Deutschland zu übernachten - ob bei Freunden oder im Wohnmobil - und nur tagsüber dort Ski zu fahren, muss danach in Quarantäne.

In Österreich gibt es zwei Ausnahmen: Die Exklave Jungholz in Tirol - vom Allgäu bis auf einen Punkt umgeben - und das Kleinwalsertal in Vorarlberg, das nur von Bayern aus erreicht wird.

Gran Canaria ist eines der warmen Winterziele, an das man derzeit darf. Eine Radtour in der Gruppe - wie hier in Vor-Corona-Zeit - ist aber verboten.

Gran Canaria ist eines der warmen Winterziele, an das man derzeit darf. Eine Radtour in der Gruppe - wie hier in Vor-Corona-Zeit - ist aber verboten. © Matthias Niese

Wollen die Deutschen derzeit überhaupt in den Urlaub fahren?

"Die Unsicherheit in Bezug auf die Entwicklung der Corona-Lage führt bei vielen Deutschen zu Reiseunlust", verriet der Reiseforscher Jürgen Schmude dem Portal reisereporter.de: "Im Winter planen laut einer aktuellen Umfrage nur 30 Prozent überhaupt einen Urlaub." Unsicherheit sei der größte Grund, aktuell nicht zu reisen. "Selbst in Deutschland kommt man schnell durcheinander, was die Corona-Regeln angeht, im Ausland wächst die Verunsicherung dann noch einmal an." Wenn Sie nun keine Lust mehr aufs Reisen haben, können Sie eine bereits gebuchte Reise im Februar noch nicht kostenlos stornieren, denn noch ist nicht offiziell, dass sie nicht stattfinden kann.

Was gilt an deutschen Außengrenzen?

Die Grenzen zu den meisten europäischen Nachbarländern sind weiter geöffnet, Pendler, LKW-Fahrer und Geschäftsreisende dürfen aus- und einreisen, wenn sie ihr berufliches Anliegen belegen können. Wer also etwa nach Frankreich will, braucht einen "triftigen Grund" in Form eines auf Französisch ausgefüllten Formulars. Eine Urlaubsreise gilt nicht als triftiger Grund. Nach Tschechien darf man aktuell als Tourist nicht reisen.

Ohne triftigen Grund dürfen wir momentan noch nach Polen, in die Schweiz, nach Luxemburg oder Belgien. Wer in die Niederlanden oder nach dem 6. Dezember nach Österreich will, muss in eine zehntägige Quarantäne. Allerdings kann sich für jedes Land die Lage schon morgen ändern - dann wird die Einreise vielleicht doch überraschend verweigert. Tagesaktuelle Informationen zur Situation an den Grenzen finden Sie unter anderem hier: www.adac.de/news/corona-deutschland-grenzen

Wie sicher sind Zug- und Busreisen?

Gerade an den Weihnachtsfeiertagen sparen sich viele den Stress, im Auto im Stau zu stehen - sie nehmen den Zug zur Familie. Zug- und auch Flugreisen gelten unter Pandemieaspekten eigentlich als relativ sicher, doch gerade über die Feiertage können die Züge sehr voll werden. Zum Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn am 13. Dezember soll mit dem Winter-Fahrplan 2020/2021 das Fahrzeugangebot massiv ausgebaut werden, "mit mehr Verbindungen, dichteren Zugfolgen und mehr neuen Zügen mit täglich 13000 zusätzlichen Sitzplätzen". Bund und Länder wollen garantieren, dass es mehr Plätze in den Zügen gibt, allerdings kann man weniger davon reservieren. Eine Reservierungspflicht wurde verworfen. Der DB-Navigator zeigt die Auslastung der Züge an, doch wenn er Stand heute leer ist, kann er bis Dezember voll sein. Stoß- und Hauptreisezeiten sollte man also vermeiden.

Der Fernbus-Monopolist Flixbus hat am 3. November seine Verbindungen eingestellt. Auf der Homepage heißt es: "Voraussichtlich sind Fahrten mit FlixBus pünktlich zu den Festtagen wieder buchbar", das ist aber noch nicht bestätigt.

Sind Fernreisen möglich?

Wegen der vielen Beschränkungen in Europa haben wir kaum auf dem Schirm, dass einige Fernreisen aktuell sogar erlaubt sind - wenn man danach eine zehntägige Quarantäne in Kauf nimmt. Grundsätzlich ist hier zu einer Pauschalreise zu raten, denn dort sind Sie derzeit maximal gegen viele Unwägbarkeiten abgesichert. Reiseanbieter wie Tui oder FTI werben auf ihren Homepages sogar mit Last-minute-Angeboten, darunter sogar Reisen in die Karibik. Flüge auf die Kanaren sind derzeit auch möglich. Angeboten werden auch Winterziele ohne Reisewarnung wie Kuba, Antigua und Barbuda sowie Grenada - Deutsche dürfen dort einreisen.

Da sich trotzdem ständig die Situation in einem Land verschlechtern kann, während sie sich im anderen vielleicht verbessert, sollten Sie spontan buchen und berücksichtigen, dass es bei der Rückreise Schwierigkeiten geben könnte. Wird das Reiseziel kurz vor Abflug doch zum Risikogebiet, dürfen Sie kostenlos stornieren. Im Auge behalten können Sie das Geschehen stets tagesaktuell unter anderem hier: www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus-infos-reisende oder www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/reise-und-sicherheitshinweise/uebersicht-navi

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