Renaissance-Juwel in Franken

24.10.2009, 00:00 Uhr
Renaissance-Juwel in Franken

© Michaela Moritz

Aber genau dies sei Zweck der Angelegenheit gewesen. Dornröschen, wie er das Schloss liebevoll nannte, könne nun wieder in seinen Schlaf sinken, in dem es 450 Jahre lang gelegen hatte und aus dem es im Jahr 2000 mit Beginn der Restaurierungsarbeiten unsanft geweckt worden sei.

Bolko von Oetingers Ehefrau, Marie Luise Fürer von Haimendorf-von Oetinger, war die eigentliche Erbin des Stammsitzes der Familie von Fürer, einer der ältesten Patrizierfamilien der Freien Reichstadt Nürnberg. Vor allem ihr Herzensanliegen war es, das von ihren Vorfahren erbaute und gehegte Gebäude auch der Nachwelt zu erhalten. Die beiden anderen Besitztümer der Familie von Fürer, das Jagdschloss in Rockenbrunn und die Mauritiuskapelle auf dem Moritzberg mit dem angrenzenden Gasthaus, hatte sie bereits in den 90er Jahren restaurieren lassen.

Denkmalpreis für Instandsetzung

Für die Instandsetzung des Rockenbrunner Anwesens hatte sie 1997 sogar einen Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung München bekommen. 2005 mussten ihr Ehemann und die drei Töchter nicht nur ihren Verlust verschmerzen, ihnen oblag es auch, das Restaurierungswerk am Schloss weiterzuführen.

Als im letzten Drittel der Arbeiten das Bauwerk fast völlig zerlegt war, erzählt Bolko von Oetinger, und er einen wohl sichtlich verzweifelten Eindruck machte, fragte ihn einer der Handwerker, warum er sich das alles denn antue. Seine Antwort sei gewesen: «Aus Liebe zu meiner Frau, der das Haus so viel bedeutete, und aus Liebe zu dem Haus selbst», das ihm in der neunjährigen «Offenherzoperation» mit seinen Schönheiten und Geheimnissen ans Herz gewachsen sei. Matthias Exner vom Amt für Denkmalpflege bezeichnete die Fertigstellung der Restaurierung als einen «ganz großen Moment».

Das ehemalige Wasserschloss in Haimendorf habe einen besonderen Rang. Es verfüge bis heute über einen ungewöhnlich reichen und vielfältigen Bestand an Nebengebäuden und es sei in der Gestaltung, die im späten 19. Jahrhundert geschaffen wurde, unverfälscht erhalten. «Schloss Haimendorf darf als einer der besterhaltenen Herrensitze der Renaissance in ganz Franken gelten.»

Die Familie Fürer ließ sich im 13. Jahrhundert in Nürnberg nieder. Durch Handel im Kupferbergbau im Mansfeldischen und Thüringischen kam sie zu Wohlstand und stieg in die Patrizierschicht auf. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts gehörte sie dem Größeren Rat der Reichsstadt, mit Beginn des 16. Jahrhunderts auch dem Kleineren Rat an und bestimmte bis zur Eingliederung Nürnbergs ins Königreich Bayern 1806 dessen politische Geschicke mit. 1599 wurde der Familie der Adelstitel zuerkannt. Das Haimendorfer Schloss oder vielmehr die Ruine, die nach dem Ersten Markgrafenkrieg davon übrig geblieben war, kam 1476 durch Heirat von Anna Tucher mit Sigmund Fürer in den Besitz der Fürer. 1512 ließ Christoph I. Fürer ein neues Gebäude errichten, das allerdings schon 1552 im Zweiten Markgrafenkrieg wieder in Schutt und Asche gelegt wurde.

Danach, zwischen 1562 und 1566, entstand das heutige Schloss, das, wie man jetzt herausgefunden hat, im Erdgeschoss noch erhebliche Teile des vorherigen Baus enthält. Ursprünglich war es von zwei Wassergräben mit einem dazwischenliegenden Wall umgeben. Über Zugbrücken gelangte man von der im Süden gelegenen Vorburg zum Hauptportal. Im 19. Jahrhundert wurde der Wall abgetragen, die Gräben aufgefüllt und in Gartenanlagen verwandelt. Zur Schlossanlage gehören bis heute Stadel, Voithaus und ein Stall.

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