Riesen-Gewächshaus: Knoblauchsland breitet sich aus

18.12.2017, 13:54 Uhr
Sieben Fußballfelder groß ist das neue Gewächshaus bei Abenberg.

© Martin Müller Sieben Fußballfelder groß ist das neue Gewächshaus bei Abenberg.

Über 225 mal 230 Meter erstreckt sich das Gewächshaus, das derzeit zu Füßen Abenbergs entsteht, prall gefüllt mit weißen Leitungen, weißer Bodenfolie, weißen Substratbeuteln. "Es soll natürlich alles möglichst hell sein, das Licht soll so gut wie möglich reflektieren", erklärt Christian Drechsler.

Zusammen mit seinem Vater Bernd führt er den Betrieb Drechsler Gartenbau im Nürnberger Stadtteil Almoshof im Knoblauchsland. Doch was heißt hier schon Knoblauchsland? Die Drechslers haben sich nun ein zweites Standbein außerhalb ihres angestammten Gebiets geschaffen.

"Anfängliche Skepsis"

Sechs Meter hoch erhebt sich das mächtig dimensionierte Gewächshaus mit seinen zackigen Dachflächen, durch das die Burg von Abenberg gewaltig Konkurrenz im Landschaftsbild bekommt. "Natürlich gab es anfangs auch etwas Skepsis. Aber nachdem wir erklärt haben, was wir machen, war die Zustimmung und Unterstützung groß. Schließlich machen wir keinen Lärm hier", sagt Bernd Drechsler. Ein größeres Verkehrsaufkommen müssen die Abenberger auch nicht befürchten. Zwei Lkw genügen, um die tägliche Ernte zu transportieren. Das eingesetzte Wasser stammt zu mehr als der Hälfte aus dem Niederschlag über dem Gewächshaus, der in einem Regenauffangbecken gesammelt wird.

In jedem Substratbeutel aus Plastik stecken zwei Pflanzen, jede hat ihren eigenen Wasserschlauch, über den auch der Dünger zugeführt wird. In den Boden gelangt mit dieser Methode kein Nitrat. Auch das kondensierte Wasser an den Scheiben und der Überschuss im Pflanzensubstrat wird aufgefangen und bleibt im Kreislauf. Das darüber hinaus benötigte Wasser stammt aus einem eigenen Brunnen.

"Die Nachbargrundstücke sind dadurch in keinster Weise beeinträchtigt, das haben wir durch einen Geologen untersuchen lassen", betont Abenbergs Bürgermeister Werner Bäuerlein. Er hat versucht, die Bürger möglichst gut mitzunehmen bei dem Projekt. Zwei Busse sind deshalb gleich zu Beginn der Planungen für einen Informationstag ins Knoblauchsland gefahren. "Nur etwa zehn Leute lehnen das Gewächshaus aktiv ab, der Rest begrüßt es sogar", meint Bäuerlein. Auch der Stadtrat stand einstimmig hinter dem Projekt, nur um geplante und schließlich genehmigte Mitarbeiterwohnungen vor Ort gab es etwas Unstimmigkeiten.

Abwärme nutzen

Für Abenberg entschieden sich die Drechslers vor allem, weil sie die Abwärme einer benachbarten Biogasanlage nutzen können. Die reicht für 70 bis 80 Prozent des Heizaufwandes für die Anlage, den Rest erledigt ein Heizkessel.

Die Drechslers sind derweil nicht die Einzigen, denen das Knoblauchsland zu klein wird. "Es ist mittlerweile fast unmöglich, im Knoblauchsland größere, zusammenhängende Flächen zu bekommen. Vor ein paar Jahren gab es einen Flächentausch, aber die Möglichkeiten sind ausgereizt", verdeutlicht Ulf Maeritz, Berater beim Gemüseerzeugerring Knoblauchsland.

Seit 2008 ist die Fläche unter Glas im Knoblauchsland von 57 auf 85 Hektar angestiegen. "Gewächshäuser mit einer Größe von ein oder zwei Hektar sind schon noch möglich. Wer größer bauen will, muss eben außerhalb suchen", erklärt Maeritz.

Christian Drechsler und sein Vater Bernd bauen ab Januar 2018 in dem Gewächshaus Tomaten an.

Christian Drechsler und sein Vater Bernd bauen ab Januar 2018 in dem Gewächshaus Tomaten an. © Martin Müller

Stefan Scherzer hat genau dies getan. Sieben Hektar Gewächshaus hat er schon im Knoblauchsland, doch 2013 kamen zehn Hektar bei Dinkelsbühl hinzu. 125.000 Tomatenpflanzen finden dort Platz. Und der Betrieb entwickelte sich so gut, dass damit noch nicht Schluss war. Gemeinsam mit seinem Cousin Fritz Boss hat Scherzer ein weiteres Standbein in Feulersdorf im Landkreis Kulmbach aufgebaut. Vergangene Woche haben sie dort die ersten Pflanzen eingesetzt, ab März kann geerntet werden. Auf neun Hektar wachsen in Feulersdorf Tomaten, Paprika und Gurken.

In Abenberg sind die Bauarbeiten derweil in den letzten Zügen. Im Januar sollen die ersten Tomaten gepflanzt werden, Ende März beginnt die erste Ernte. Bei den großen Strauchtomaten erwarten die Drechslers einen Ertrag von 60 Kilo pro Quadratmeter im Jahr.

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