80 riesige Antennen: Hier funkt Franken ins All

26.4.2019, 05:56 Uhr
80 riesige Parabolantennen für den Satellitenfunk erheben sich im Saaletal bei Hammelburg. Die größten von ihnen sind 42 Meter hoch und haben einen Spiegeldurchmesser von 32 Metern.

© Martin Müller 80 riesige Parabolantennen für den Satellitenfunk erheben sich im Saaletal bei Hammelburg. Die größten von ihnen sind 42 Meter hoch und haben einen Spiegeldurchmesser von 32 Metern.

"E.T. nach Hause telefonieren", denkt man unwillkürlich, wenn man vor den gewaltigen Antennen der Erdfunkstelle steht. Die Antennen lauschen nicht, was sich in den unendlichen Weiten des Weltraums abspielt, wie manch einer mutmaßen könnte. Nein, sie kommunizieren mit Satelliten, sie senden und empfangen. Mit einem Spiegeldurchmesser von bis zu 32 Metern lassen sich auch sehr schwache Signale noch gut empfangen.

Von Fuchsstadt aus könnte E.T., der schrumpelige Außerirdische aus Steven Spielbergs berühmtem Film, also tatsächlich nach Hause telefonieren. Die Funksignale aus Fuchsstadt haben aber ein anderes Ziel. Es ist 36.000 Kilometer entfernt und geostationär. Mehr als 50 Satelliten des US-Unternehmens Intelsat sind das, die sich so bewegen, dass sie sich immer über demselben Punkt der Erdoberfläche befinden.

Internet für Kreuzfahrtschiffe

"Von Fuchsstadt aus decken wir Europa, Afrika, den Mittleren Osten und Teile Asiens bis nach Südkorea und Japan direkt ab", sagt Wolfgang Frank, Prokurist der Erdfunkstelle. Intelsat hat weltweit sieben Teleports, wie die Einrichtungen auch genannt werden. Fuchsstadt ist der größte davon. In 40 weiteren Teleports hat sich das Unternehmen eingemietet und deckt mit seinen Satelliten so fast 99 Prozent der Erde ab.

Im Kontrollraum in Fuchsstadt werden der Satellitenfunk, die einzelnen Parabolantennen und die Datenübertragungen überwacht.

Im Kontrollraum in Fuchsstadt werden der Satellitenfunk, die einzelnen Parabolantennen und die Datenübertragungen überwacht. © Martin Müller

Ein Bereich boomt beim Satellitenfunk gerade besonders: der maritime. Frachtschiffe und Luxusjachten gehören da noch zu den kleineren Abnehmern. "Kreuzfahrtschiffe haben eine gigantische Datenrate. Wir können auch ein Gigabit pro Sekunde auf so ein Schiff bringen, das können nur wenige", meint Frank.

Aber es müssen nicht immer die großen Fische sein. Auch eine isländische Firma mit fünf Fischtrawlern zählte dazu. Über Satellit konnte sie noch auf dem Meer den Fang verkaufen. "Je weiter weg von dicht besiedeltem Gebiet man kommt, desto interessanter wird Satellitenfunk. In Afrika, aber auch im Mittleren Westen der USA, wo man nur via Satellit Radio hören kann. Erst recht natürlich auf dem Meer, wo es sonst keine Infrastruktur gibt", sagt Frank.

Gigabyte von Daten werden bewegt

Und das gilt selbstverständlich auch in der Luft. Die Internetversorgung der Flugpassagiere wird immer selbstverständlicher, und mit ihr steigt die Nachfrage nach Anbietern wie in Fuchsstadt. Kontinuierlich werden Gigabyte von Daten von der Erdfunkstelle gen Weltraum bewegt. Die Tendenz ist klar steigend.

Die größten Antennen reichen bis in eine Höhe von 42 Metern. Sie wurden noch von der Deutschen Bundespost installiert, die den Standort 1985 in Betrieb genommen und (später dann als Deutsche Telekom) bis zur Schließung im Jahr 2000 genutzt hat. Seit dem Jahr 2002 hat der US-Konzern Intelsat hier das Sagen.

Die größten Antennen reichen bis in eine Höhe von 42 Metern. Sie wurden noch von der Deutschen Bundespost installiert, die den Standort 1985 in Betrieb genommen und (später dann als Deutsche Telekom) bis zur Schließung im Jahr 2000 genutzt hat. Seit dem Jahr 2002 hat der US-Konzern Intelsat hier das Sagen. © Martin Müller

Natürlich werden aus Fuchsstadt nicht nur das Meer und die Luft mit Internet versorgt. Auch große Sportereignisse wie Fußball-Weltmeisterschaften und Olympische Spiele werden übertragen. Die Telefon- und Internet-Kommunikation der US-Soldaten in Afghanistan wurde von hier sichergestellt, ebenso die Kommunikation einer internationalen Hilfsorganisation während der Ebola-Epidemie in Afrika.

Überhaupt ist der Satellitenfunk in Afrika wegen der riesigen Flächen mit kaum ausgebauter Telekommunikationsinfrastruktur sehr bedeutsam. "Über Satellit ist die Versorgung dort viel einfacher und billiger als mit Kabel", sagt Frank.

BBC, TimeWarner und das US-Militär sind Kunden

Anders als in Europa ist Intelsat in Afrika auch stark bei Fernsehübertragungen. Aber nicht nur dort: Auch der US-Sender HBO, die britische BBC, die Medienunternehmen TimeWarner und 21st Century Fox, Autokonzerne sowie die beiden Mobilfunkanbieter Vodafone, Orange oder Softbank gehören zu den Kunden. Und auch staatliche Organisationen stehen auf der Kundenliste, etwa das US-Militär sowie andere Nato-Staaten, aber auch Geschäftskunden und Internetprovider weltweit.

"Wir transportieren nur Daten und verlängern quasi das Kabel. Für die Inhalte sind wir nicht verantwortlich. Das ist wie bei Telefonanbietern. Jeder bekommt einen Telefonanschluss. Was dann gesprochen wird, dafür ist der Anbieter nicht verantwortlich. Wir hören nicht rein und manipulieren nicht", betont Frank. Übertragungen über Satellit seien sicherer als auf terrestrischem Weg. "Wer ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis hat, verschlüsselt zusätzlich seine Daten", meint Frank.

Fachkräfte sind rar

32 Angestellte arbeiten derzeit in Fuchsstadt, bis Ende des Jahres soll die Belegschaft auf 35 ausgebaut werden. Gesucht werden Nachrichtentechniker bis hin zum Ingenieur. Doch Fachkräfte sind rar. "Das ist kein Standard-Arbeitsplatz hier. Man braucht ein großes Interesse an Hochfrequenz-Technik und an digitaler Informationstechnologie. Dafür arbeitet man aber auch in einem breit aufgestellten, internationalen Umfeld, in dem kein Tag wie der andere ist und es immer etwas Neues gibt", meint Frank.

Großer Strahlenbelastung seien die Mitarbeiter dabei nicht ausgesetzt, wie der Prokurist der Erdfunkstelle bei einem Geländerückgang mit Hilfe eines Strahlenmessgeräts zeigt. Neben einer Neonleuchte im Büro schlägt dieses deutlich mehr aus als direkt neben den großen Parabolantennen.

"Die Menschen denken immer, dass die Strahlungsleistung im Satellitenfunk bei großen Antennen größer ist als bei kleinen. Dabei ist das Gegenteil der Fall", betont Frank. Entscheidend sei die Leistung pro Fläche. Je größer die Antenne, desto geringer die Leistung pro Fläche, erklärt Frank. Der Funkstrahl der Antennen geht gezielt in Richtung Weltraum. In der Mitte der Antennenspiegel ist die Strahlung am höchsten, doch dort kommt niemand hin. "Bei einem Mobilfunkmasten gibt es dagegen Rundstrahler, damit die Kunden kommunizieren können", verdeutlicht Frank.

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