Allersberg: Böse Fehler und schwache Wahlbeteiligung

4.7.2017, 06:00 Uhr
Allersberg: Böse Fehler und schwache Wahlbeteiligung

© Foto: Claudia Weinig

Mit 46,6 Prozent lag er hauchdünn unter der absoluten Mehrheit und schlitterte ganz knapp an der Sensation vorbei. Seinem Kontrahenten Christian Albrecht hingegen fiel ein Stein vom Herzen. Im Schlussspurt hatte er es in die Stichwahl gegen Daniel Horndasch geschafft. "Das ist für mich eine zweite Chance", meinte der 30-Jährige nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Wie er diese Mammutaufgabe bewältigen könnte, war ihm natürlich nach 30 Minuten Dauerschwitzen im Gilardihaus nicht zu entlocken. Jetzt bleibe abzuwarten, "wo die 19,2 Prozent von Andreas Odermann hingehen", philosophierte er, nachdem er sich vom ersten Schreck erholt hatte.

Nichtwähler motivieren

"Ich dachte eigentlich schon, dass unser Kandidat auf Augenhöhe mit Horndasch ist", zeigte sich der Allersberger CSU-Ortsverbands-Vorsitzende Thomas Schönfeld "stark enttäuscht". Aber: "Aufgeben gilt nicht", gab er als Parole für Christian Albrecht und den Ortsverband aus. "Wenn wir es schaffen, die Nichtwähller zu motivieren, haben wir eine Chance", erklärte Schönfeld. "Das wird schwierig, ist aber nicht unmöglich." Ihn habe die "schwache Wahlbeteiligung geschockt". Wenn nach so vielen Jahren mal wieder eine Wahl mit drei Kandidaten ansteht, sei eine Wahlbeteiligung von 65,1 Prozent deutlich zu wenig. In Ebenried und Göggelsbuch sei die Wahlbeteiligung extrem schwach gewesen. "In diesen Ortsteilen sind sonst 80 Prozent Standard", bedauerte Schönfeld.

Die Allersberger SPD plagten ganz andere Sorgen. Die "Sozis" fragten sich, warum ihr Kandidat Andreas Odermann so brutal durchgereicht wurde. "Wir hatten einen guten Kandidaten, wir hatten ein gutes Angebot und wir haben einen guten Wahlkampf geführt", schüttelte Ortsvereinsvorsitzender Eduard Riehl verständnislos den Kopf angesichts des mageren Ergebnisses von Odermann. "Ich dachte eigentlich, wir kämen näher an die CSU ran." Eine Wahlempfehlung kam für ihn am Wahlabend nicht infrage.

Kritischer analysierte Riehls Parteikollege und 3. Bürgermeister Oskar Schöll ("Ich bin schon ein bisschen enttäuscht") das Abschneiden von Odermann. Dem Kandidaten seien bei der Podiumsdiskussion "böse Fehler" passiert. Persönliche Meinungen hätten in so einer Veranstaltung nichts verloren, betonte er und meinte damit unter anderem Odermanns Antwort auf dessen Lieblingsplatz in Allersberg ("Auf meinem Sofa", Anm. d. Red.).

Dass Horndasch dermaßen souverän durch den ersten Wahlgang marschiert, habe er nicht erwartet. Gleichwohl Schöll das Ergebnis des FW/ABF-Bewerbers überraschte, geht er davon aus, dass es jetzt für Christian Albrecht in der Stichwahl "sehr, sehr schwer wird".

Keine Wahlempfehlung?

Wahlempfehlungen seien Sache des Ortsvereins und nicht der Marktgemeinderats-Fraktion. Er glaube aber nicht an eine Wahlempfehlung "seiner" Partei.

Strahlende Gesichter bei den Freien Wählern. In Koproduktion mit dem Allersberger Bürgerforum (ABF) haben sie einen Kandidaten, der sehr gute Chancen hat, demnächst auf dem Chefsessel im Rathaus zu sitzen. So zeigte sich Dr. Ulrich Karl, der jahrelang dem Marktgemeinderat angehörte, "total glücklich" und fühlte sich in der Kandidatenauswahl von FW und ABF bestätigt. Das Wahlergebnis habe gezeigt, dass "Daniel Horndasch der richtige Mann für Allersberg" sei, sagte er im Brustton der Überzeugung. "Respekt! Hut ab. Mit so einem guten Ergebnis hatte ich nicht gerechnet", sagte FW-Kreisvorsitzender Hermann Kratzer. Dieses Resultat sei auf einen "klasse und engagierten Wahlkampf zurückzuführen". Allerdings sei er von Anfang an von einer Stichwahl zwischen Horndasch und Albrecht ausgegangen, erklärte er.

Noch besser?

Er sei sehr zufrieden mit dem Ergebnis von Daniel Horndasch, betonte Walter Penkert und fügte hinzu: "Es hätte noch ein bisschen besser kommen können." Aber alles in allem habe er mit einer Stichwahl gerechnet.

An einem Info-Stand im Ortszentrum habe das ABF am Samstag vor der Wahl noch einmal die Werbetrommel gerührt und erstaunlicherweise hätten sich vor allem Frauen sehr opimistisch gezeigt und einen Sieg im ersten Wahlgang prognostiziert, erzählte der ABF–Fraktionssprecher im Allersberger Marktgemeinderat.

"Es ist noch nicht aller Dinge Abend", antwortete er mit Blick auf die am 16. Juli anstehende Stichwahl. "Wahlen sind in Gottes Hand", sagte er. Aber unter der aktuellen Konstellation dürfte Horndasch in knapp zwei Wochen Allersberger Bürgermeister sein.

Den Erfolg von Daniel Horndasch führt Walter Penkert auf die Kooperation mit den FW zurück. Hätte man einen Kandidaten in Alleinregie bestimmt, "wäre der Wahlausgang anders gewesen", ist Penkert überzeugt.

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