35 Seiten Bedenken

Amazon in Allersberg: Gemeinderat weist alle Einwände zurück

22.7.2021, 19:09 Uhr
Pakete in einem Logistikzentrum des Versandhändlers Amazon: Die Planungen für den möglichen neuen Standort in Allersberg schreiten immer weiter voran.

© Rolf Vennenbernd, dpa Pakete in einem Logistikzentrum des Versandhändlers Amazon: Die Planungen für den möglichen neuen Standort in Allersberg schreiten immer weiter voran.

In der jüngsten Sitzung des Gremiums ging es um die Abwägung der während der öffentlichen Auslegung eingegangenen Stellungnahmen, die Änderungen in Flächennutzungs- und Landschaftsplan sowie die erneute öffentliche Auslegung. Auf 35 Seiten hatte Ulrich Dykiert von der Regensburger Ingenieurgesellschaft EBB die Stellungnahmen zusammengestellt und Beschlussvorschläge erarbeitet. Zu jedem davon gab es zwischen einer und fünf Gegenstimmen, die von Georg Decker und Tanja Josche (beide Grüne), Markus Fiegl (SPD) sowie Norbert Schöll und Markus Zurwesten (beide CSU) kamen.

Stellungnahmen zur künftigen Nutzung des Areals westlich der A9, auf dem der Projektentwickler P3 ein Logistikzentrum des Online-Versandriesen Amazon ansiedeln will, waren vom Landesbund für Vogelschutz (LBV), dem Rother Landratsamt, dem Wasserwirtschaftsamt in Nürnberg, dem Bund Naturschutz (BN), der IHK Nürnberg, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, der Deutschen Telekom, der N-Ergie Netz GmbH, dem Staatlichen Bauamt, der Stadt Roth, dem Immobilien-Betrieb des Freistaats Bayern, den Bayerischen Staatsforsten, der Regierung von Mittelfranken, der Deutschen Bahn, dem Planungsverband Region Nürnberg sowie von zwei Bürgern eingegangen.

BN lehnt Planung komplett ab

Dabei lehnt der Bund Naturschutz die Planung rundweg ab. Zwar sei der Bedarf für gewerbliche Flächen anerkannt worden, doch könne dieser im parallel laufenden Verfahren für West II abgedeckt werden, heißt es beim BN. Mit Grund und Boden solle sparsam und schonend umgegangen werden, aber auch als potenzielles Überschwemmungsgebiet wird die Planungsfläche teils bezeichnet. Diese sei lediglich ein "wassersensibler Bereich", in dem wegen des geologischen Untergrunds mit hoch anstehendem Schichtenwasser gerechnet werden müsse, widerspricht dem Ulrich Dykiert. Auch mit den Ausgleichsflächen ist der BN nicht einverstanden, doch sind diese nach Worten Dykierts mit den Fachstellen abgesprochen.

Der Landesbund für Vogelschutz rügt die Planung ebenfalls. Er ist gegen das Vorhaben, weil keine fundamentalen Änderungen im Planblatt ersichtlich seien. Durch den Bau des Logistikzentrums für ein global agierendes Unternehmen (Amazon) würden langfristig die Entwicklungsmöglichkeiten kleiner heimischer Betriebe extrem eingeschränkt, argumentiert der LBV. Markt Allersberg und Kommunalunternehmen (KU) würden das Ziel verfolgen, durch die Ansiedlung kleiner und mittlerer lokalerer Betriebe in West II einen insgesamt ausgewogenen Branchenmix sowie eine insgesamt hochwertige Entwicklung herbeizuführen, lautet die Gegenargumentation des Ingenieurbüros.

Auch für das Landratsamt ergeben sich durch die Gebiets-Typisierung "Logistik" Ablehnungspunkte, wie aus dessen Stellungnahme zu entnehmen ist. In dieser Hinsicht stehe das Landratsamt aber im Widerspruch zur Regierung von Mittelfranken und dem Wirtschaftsministerium, die das Sondergebiet beide als einzige Möglichkeit sehen würden, hält Dykiert dem entgegen.

Nur schnell und anspruchslos?

Das Landratsamt bemängelt auch, dass der Fokus auf Logistik auf eine anspruchslose und schnelle Vermarktung der Baufläche abziele - ohne langfristig positive Auswirkungen auf die Allersberger Gewerbe- und Arbeitsplatzstruktur. Im Vergleich zu anderen Gemeinden des Landkreises liege Allersberg aber weit hinten mit den vorhandenen Gewerbeflächen und Betrieben, obwohl es die viertgrößte Gemeinde des Landkreises ist, verdeutlich Dykiert. Er verweist auch hier auf den Bereich West II mit kleineren Flächen für kleinere Betriebe.

Der Stellungnahme der Stadt Roth tritt Bürgermeister Daniel Horndasch mit dem Hinweis entgegen, dass die Abwasserbeseitigung für die gewerblichen Ausweisungen in West I und II mit den entsprechenden Einwohnerwerten angemeldet worden seien. Dass für weitere Gewerbeansiedlungen keine Anbindung an die Logistikfläche mit einer Ausnahme vom Landesentwicklungsprogramm mehr bestehe, darauf weist die Regierung von Mittelfranken hin. Sie fordert zudem einen Bedarfsnachweis. Dieser sei im Zuge des Vergabeverfahrens und in Verbindung mit den Gewerbeflächen in West II ohne Probleme erbracht worden, entgegnet Dykiert.

Die Stellungnahmen der Bürger, deren Namen aus Datenschutzgründen nicht genannt wurden, befassten sich mit den Schutzgütern Mensch, Tier und Pflanzen, mit Biodiversität, Boden, Wasser, Klima und Luft sowie der Landschaft und weiteren Argumente gegen die Ausweisung. Aber auch diese wies der Marktgemeinderat zurück.

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