Amtsrichter bei den Mundarttagen

5.11.2017, 18:02 Uhr
Amtsrichter bei den Mundarttagen

© Fotos: Schrenk

Thomas Hausner brachte den Röttenbachern das "Fränkische Amtsgericht" mit, das heuer bereits auf sein zehnjähriges Bestehen zurückblicken kann. Aus dem umfangreichen Repertoire wurden vier Fälle in Szene gesetzt: "Rauchfreie Zone", "Münchhausen auf der Wiese", "Schrebergartenfreunde" und "Autofahren ist gesundheitsgefährdend". Neben ihm als Amtsrichter bestand das Ensemble noch aus weiteren vier Schauspielern der Luna-Bühne, die in den einzelnen Gerichtsverhandlungen die Rollen der Ankläger und Angeklagten spielten: Brigitte Brunner, Kevin Berns, André Sewald und Stefan Hausner.

Während eines Urlaubs in Österreich waren Thomas Hausner und seiner Frau nach der Lektüre der "Kronen-Zeitung" etliche skurrile Gerichtsreportagen ins Auge gestochen. Spontan sagten sich beide "So etwas gehört auf die Bühne!", und seine Frau munterte ihn auf: "Hopp, schreib!". Gesagt, getan: seit 2007 hat Thomas Hausner über 130 Fälle gesammelt und auf die Luna-Bühne gebracht. Demnächst findet in Weißenburg die Premiere zur 33. Folge des Fränkischen Amtsgerichts statt. Der Stoff, so Thomas Hausner im Gespräch mit unserer Zeitung, gehe ihm nicht aus. "Jeder Österreich-Urlaub wird zum Auftanken genutzt", gesteht er schmunzelnd.

Um den Theaterabend zu bereichern, hat Hausner sich entschlossen, zwischen den Verhandlungen den "Liedermacher und Weltmusiker" Arthur Rosenbauer auftreten zu lassen, der es mit seinen fränkischen Liedern bestens verstand, das Publikum mitzunehmen. In der Pause erholten sich die Zuschauer mit Bier und Bauernbrot, das die freiwilligen Helferinnen vom Katholischen Frauenbund mit Griebenschmalz und Bratwurstgehäck belegt hatten.

Der erste Fall: Thomas Hausner betrat als Amtsrichter die Bühne – in einer Richterrobe, die ihm der Weißenburger Richter Bock für die erste Aufführung vor zehn Jahren leihweise ausgehändigt hatte. "Stillschweigend" sei sie in seinen Besitz übergegangen, gestand Thomas Hausner vor 200 Zeugen in der Aula der Röttenbacher Grundschule. Verhandelt wurde ein Nachbarschaftsstreit zwischen Frau Miesbacher und Herrn Thorwald, die wegen eines Bewegungsmelders in Streit geraten waren. Die Verhandlung offenbarte den abgrundtiefen Hass zwischen den beiden grundverschiedenen Nachbarn.

In einem weiteren Fall geriet ein Grundstücksbesitzer unversehens zwischen die Fronten seiner beiden verrückten Nachbarn und in der dritten Runde wurden der Raub eines Gartenhäuschens und der Transport mit einem selbstgebastelten Kleinstlastwagen als "bargeldloser Zahlungsverkehr" geahndet.

In der vierten Verhandlung "Autofahren ist gesundheitsgefährdend" lief das Ensemble der Luna-Bühne zur Hochform auf. Brigitte Brunner spielte eine hummeldumme Autofahrerin, die weder rechts von links unterscheiden kann, noch in der Lage ist, auch nur einen der vielen Hebel am Armaturenbrett ihres Autos richtig zu bedienen. Kein Wunder, dass sie mit anderen Verkehrsteilnehmern ins Gehege kam. Und das ausgerechnet mit dem cholerischen Monteur Ali, den sie mit ihrer Fahrweise zur Weißglut brachte.

Dieses Stück brillierte durch seinen Witz und animierte das Röttenbacher Publikum zu frenetischem Jubel. Amtsrichter Hausner bat schließlich darum, sich zur Urteilsverkündigung zu erheben, und nicht nur die beiden Verhandlungsteilnehmer, sondern auch alle Besucher der Röttenbacher Mundarttage folgen seiner Aufforderung bereitwillig.

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