Asylbewerberheim statt Kurzzeitpflege

23.1.2014, 00:00 Uhr
Asylbewerberheim statt Kurzzeitpflege

© Scherbel

Die ersten Pläne waren aber ganz andere: Als die Diakonie Neuendettelsau im August 2013 mit 18 Bewohnern der Kurzzeitpflege und mit den neun Klienten aus der Tagespflege komplett aus dem Haus aus- und ins renovierte Hans-Roser-Haus umzog, stand das doppelte Eckgebäude leer. Schon damals kam von der Regierung von Mittelfranken, die händeringend Wohnungen für Asylsuchende sucht, die Anfrage an die Diakonie, das Haus als Unterkunft weiterzuführen. Außerdem konnte die Stadt Roth lange Zeit nicht ihre „moralische Pflicht“ (Bürgermeister Ralph Edelhäußer) erfüllen: Andere Gemeinden hatten längst Wohnungen aufgetan, in Roth war nichts zu finden — trotz mehrfacher Aufrufe an Privatleute und trotz städtischer Vorarbeiten auf dem Gelände der früheren Villa Kunterbunt, wie Edelhäußer erklärte.

Die Diakonie musste trotzdem absagen: „Dafür sind wir personell nicht gerüstet“, berichtet Bodo Steinheimer, der das Seniorenheim in der Gartenstraße führt, wohin Kurzzeit- und Tagespflegepatienten integriert wurden.

Die Diakonie wollte verkaufen — und der Schwabacher Immobilienmakler und Gastronom Dieter Steiner, der auch das mexikanische Restaurant daneben betreibt, wollte kaufen. Eigentlich mit dem Plan für ein Hotel. Aber die Entscheidung, für welche Klientel man das Hotel plane, sei nicht einfach gewesen. „Wir wollten noch abwarten“, berichtete Steiner auf Anfrage unserer Zeitung.

Deshalb sagte er gleich zu, als die Regierung bei ihm wegen der Unterkunft anfragte. „Das Haus eignet sich absolut dafür.“ Dazu kommt, dass der Unternehmer schon vor Jahren in seinen Häusern in Lauf immer wieder Asylsuchende untergebracht hat und „nur gute Erfahrungen gemacht“ hat. Einige Flüchtlinge von früher seien bei ihm längst als Küchenchefs beschäftigt — „komplett integriert“.

„Sehr hochwertig“

Die beiden Häuser im Sieh-Dich-Für-Weg baut Steiner gerade so um, dass 75 Menschen einziehen können. Ein großer Kommunikationsbereich ist entstanden, Bäder wurden umgebaut mit großen Duschen getrennt für Frauen und Männer, mehrere neue Küchen stehen jetzt in jedem Stockwerk, damit die Familien unterschiedlicher Nationalitäten auch getrennt kochen können, Trennwände wurden eingezogen — „alles sehr hochwertig“, sagt Steiner, was ihm auch die Regierungsvertreter bestätigt hätten. „Die halten das Haus für das Vorzeigemodell schlechthin.“ Vom Hotelprojekt will Steiner nicht abrücken, aber „für die nächsten fünf bis zehn Jahre ist das doch eine gute Lösung.“ Mitte Februar will er mit dem Umbau fertig sein, bei der Regierung heißt es aber noch: „Die Vertragsverhandlungen müssen erst zu Ende gebracht werden, sie sind aber auf einem guten Weg.“



Landrat Herbert Eckstein ist froh, dass „auch die Stadt Roth sich jetzt bewegt hat“ und der Druck auf den Landkreis verringert werde. Denn zu den 256 Flüchtlingen, die derzeit im Landkreis leben, könnten bis Jahresende noch bis zu 200 neue dazukommen. Eckstein findet es angesichts dieser Zahlen wichtig, dass die Verfahren schneller abgeschlossen und die Arbeitserlaubnisse für die Asylbewerber ausgedehnt werden. „Und es muss vorrangig sein, dass die Menschen in ihrer Heimat bleiben können.“

Bürgermeister Edelhäußer sieht, sobald die Regierung ihm die Ankunft der Asylbewerber in Aussicht stellt, die Stadt in der Pflicht, ihre Bürger darüber zu informieren — um eventuelle Ängste abzubauen.

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