Auftakt mit der Präsidentin

23.6.2021, 10:00 Uhr
Nicht persönlich, aber doch ganz nah. Ralph Edelhäußer, noch Bürgermeister in Roth, aber von der CSU zum Kandidaten für ein Bundestagsmandat nominiert, lud sich zum Wahlkampfauftakt Landtagspräsidentin Ilse Aigner zur virtuellen Talkrunde ein.   

© CSU Kreisverband Roth, NN Nicht persönlich, aber doch ganz nah. Ralph Edelhäußer, noch Bürgermeister in Roth, aber von der CSU zum Kandidaten für ein Bundestagsmandat nominiert, lud sich zum Wahlkampfauftakt Landtagspräsidentin Ilse Aigner zur virtuellen Talkrunde ein.  

Sprint oder Marathon? Zwetschgendatschi oder Granatsplitter? Eiskaffee oder Aperol Sprizz? Sommermärchen oder frühes Aus bei der Fußball-EM? Bei solchen Fragen des Moderators könnte man kaum glauben, bei einer Wahlkampf-Veranstaltung zu sein. Ist man aber.

Bevor Ralph Edelhäußer, frisch gekürter CSU-Kandidat für die Bundestagswahl (weder Sprint noch Marathon, sondern Hoch- und Weitsprung und Hürdenlauf, außerdem unbedingt Granatsplitter), und Landtagspräsidentin Ilse Aigner (Aperol Sprizz und Sommermärchen-Vertrauen in die DFB-Elf) zur ersten Wahlkampfrunde in den Online-Ring steigen, taut Moderator Christoph Raithel die Runde mit lässigen Sommerfragen auf. Aber dann wird’s doch schnell politisch – und zwar vom Bund übers Land zur Kommune und zurück, sogar bis zur EU.


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Dass Wahlkampf vor dem Bildschirm stattfindet – jeder vor seinem eigenen, das hätte man sich in den politischen Parteien vor zwei Jahren nicht träumen lassen. Aber jetzt ist es, dank der coronabedingt fortschreitenden Digitalisierung, längst normal, dass die Mobilisierungsreden nicht in Wirtshäusern und Festzelten geschwungen werden. Stattdessen trifft man sich im Netz. In diesem Fall sitzt Ralph Edelhäußer im Rother CSU-Büro, Ilse Aigner schaltet sich aus München zu, und Marlene Mortler kann von Brüssel aus ein Grußwort halten. Außerdem viral dabei: rund 30 Interessierte.

Wacker bleiben

Ansonsten gleichen die gut eineinhalb Stunden schon dem business as usual in Wahlkampfzeiten: Nach den launigen Anfangsfragen gibt es viel Zeit für allgemeine Statements und das Auffordern an die eigene Truppe, wacker zu sein und zu bleiben in diesen besonderen Zeiten.

Besonders ist, das stellt der Rother Bürgermeister Ralph Edelhäußer nach der ersten Runde fest, dass zum ersten Mal eine amtierende Kanzlerin nicht mehr antritt. Auf jeden Fall folgt also ein neues Gesicht, sagt Edelhäußer, und hofft drauf, dass es Armin Laschets Gesicht ist, was nach der Wahl zum Kanzler gewählt wird. Und: Er ist froh, dass die Diskussionen darüber verstummt sind.

Die nächste Besonderheit ist, dass diese „Richtungswahl“ eigentlich nur von zwei großen Themen beherrscht wird: Corona und der Klimawandel, sagt Christoph Raithel bestimmen die Diskussion, ganz zum Schluss kommt er noch auf Soziales zu sprechen – aber auch das hat wieder viel mit Corona zu tun.

Obwohl es für diese Pandemie „keine Blaupause gegeben hat“, sind „wir“, also Deutschland und Bayern, „sehr gut durch die Krise gekommen“, erinnert Ilse Aigner noch einmal. Manche sehr gut, manche wie Gastro und Kultur aber auch „überhaupt nicht“. Und inzwischen „haben wir alle haben die Nase voll von Corona“.

Trotzdem mahnt sie ebenso wie der Bundestagskandidat, dass es noch nicht vorbei ist. Wie es weitergehen soll, das entnehmen die Wahlkämpfer auch dem frischgedruckten, 139-Seiten-Wahlprogramm der Union, das laut Aigner "nicht zu früh und nicht zu spät erschienen ist": Keine Steuererhöhungen! Nicht durch Belastung, sondern eher „durch eine Entfesselung der Wirtschaft“ hofft die frühere Bundes- und Landesministerin auf eine Stärkung. „Dadurch nehmen wir als Staat auch mehr Geld ein.“

"Unlogiken entstanden"

Aber der Rother Bürgermeister legt hie und da schon den Finger in ein paar wunde Stellen: „Den kleinen Ein-Mann-Betrieben rinnen Monat für Monat die Ersparnisse durch die Finger.“ Und Aigner gesteht zu, dass nicht alle zugesagten Hilfen auch sofort ausgezahlt wurden und dass manche „Unlogiken entstanden sind“. Um die Gesellschaft wieder zu einen, sei jetzt wichtig, was Edelhäußer sowieso mache: „Rausgehen und zuhören.“

Nicht nur da, auch beim Thema Klima hat Ralph Edelhäußer anscheinend schon gut zugehört: Die Dilemmata für die Kommunen – ob es um Stromtrassen oder Amazon, um Sandabbau oder ein ICE-Ausbesserungswerk geht – seien nicht lösbar. Bäume im Bannwald roden oder die expansionswillige Firma in den Nachbarlandkreis ziehen lassen? Klimaschutz, Naherholung, Mikroklima versus Hunderte von Arbeitsplätzen – all diese Interessen kollidieren da miteinander, berichtet Edelhäußer. Bayernweit sollten künftig wirklich Vorranggebiete zuerst geprüft und genutzt werden, spielt er auf den umstrittenen Sandabbau in Altdorf oder die möglichen ICE-Werk-Standorte an.

Und legt noch nach: Alle wollen regenerativen Strom haben, aber auch die Leitungen dafür müssen bereitgestellt und bezahlt werden. Edelhäußer: „Es wird spannend, ob wir die 10H-Regel so halten können.“

Auch im sozialen Bereich hätte er noch eine Forderung: „Für den tollen Job“, den etwa Awo, Regens Wagner, Lebenshilfe und all die anderen in Dienstleistungs- und Pflegeberufen machen, „brauchen sie eine ordentliche Entlohnung“. Auch wenn dafür, wie Ilse Aigner anmerkt, ja doch die Tarifparteien zuständig sind. Und zum Schluss, kurz bevor die letzte Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises und jetzige Europa-Abgeordnete Marlene Mortler sowie der Landtagsabgeordnete Volker Bauer noch Grüße an das zugeschaltete Wahlvolk senden, buchstabiert Edelhäußer nochmal die Abkürzungen, die ihm wichtig erscheinen: „An das C, das Christliche, sollten wir uns immer wieder erinnern, das Soziale tragen wir im Namen, und Union heißt, wir lassen uns nicht dividieren, sondern wir halten zusammen.“

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