Ausbildung zum Wegbereiter und Manager der Industrie 4.0

30.3.2020, 12:07 Uhr
Ausbildung zum Wegbereiter und Manager der Industrie 4.0

© Foto: Jürgen Leykamm

Der nämlich spielt in der gesamten Region "eine wesentliche Rolle", wie Schulzentrumsleiter Michael Greiner in einem Pressegespräch zur Vorstellung des neuen Angebots betont. Da sei es nur nahegelegen, eine Möglichkeit zu schaffen, den daraus resultierenden Arbeitskräftebedarf decken zu können.

Dabei lässt sich Greiners Worten zufolge auf sehr guten Erfahrungen aufbauen. Seit acht Jahren nämlich schon gibt es an der Einrichtung die Technikerschule für den Fachbereich Fahrzeugtechnik und Elektromobilität. Eine Talentschmiede, die seither zur Freude vieler regionaler Arbeitgeber als Karrieresprungbrett für aufstrebende Jungprofis dient. Nun also schickt man sich an, Gleiches mit dem neuen Bildungszweig zu wiederholen.

Was auch in sich stimmig ist. Denn Metalltechnik wird schon im Berufsschulbereich des BSZ sehr groß geschrieben. "Da haben wir insgesamt sechs Eingangsklassen", wie Greiner erläutert. Ein großer Unterbau also, der in Kombination mit der neuen Technikerschule für den Maschinenbau ein stringentes Erklimmen der Bildungsleiter an einer Einrichtung ermöglicht. Das neue Angebot selbst profitiert dabei auch insofern von der aktuellen Metallabteilung, als dass diese derzeit auch räumlich ausgebaut wird.

Räumlichkeiten stehen bereit

So kann sie in Kürze auf ein breites Spektrum an Unterrichts- und Werkstatträumen verweisen, auf welche die angehenden Maschinenbautechniker zugreifen können. Zwei Jahrgänge sollen im September an den Start gehen, beide mit je zwei neuen Lehrkräften ausgestattet – zuzüglich externer Spezialisten.

Fünf Anmeldungen von potenziellen Schülern gibt es schon – viele weitere werden folgen, ist sich Greiner sicher. Zumal in der staatlichen Schule kein Schulgeld bezahlt werden muss. Die Frist ist allerdings recht knapp, räumt er ein. Denn viele der Bewerber "stehen in ungekündigten Arbeitsverhältnissen". Auch finanzielle Unterstützung gibt es, wie der Leiter der Technikerschule, Andreas Deinhardt, in Aussicht stellt. Sowohl nach dem Bundesausbildungs- wie auch nach dem Aufstiegsfortbildungsgesetz (BAFÖG beziehungsweise AFBG) lassen sich geldliche Mittel beantragen. Noch verlockender sind die Karrierechancen nach der durchlaufenen Weiterbildung. Denn die befähigt zu einem Durchstarten "in der mittleren Führungsebene", so Greiner.

Abteilungs- oder Gruppenleiter können die Positionen beispielsweise heißen. An den Maschinen selbst werde der Maschinenbautechniker eher selten zu finden sein. Seine Aufgaben seien es vielmehr, "Projekte zu planen und die Umsetzung zu organisieren". Es lockt ein Einstiegsgehalt zwischen 3000 und 3500 Euro. "Das sind zumindest unsere Erfahrungswerte", so Andreas Betz, stellvertreter BSZ-Leiter und neben Deinhardt Ansprechpartner für den neuen Bildungszweig.

Viel Lob aus der Wirtschaft

In Vorbereitung auf das Berufsleben ist es auch die Projektplanung, der in beiden Zweigen der Technikerschule eine besondere Bedeutung zukommt. Die Durchführung eines Projektes in all seinen Facetten "ersetzt hier die Praktikumszeit", betont Deinhardt. Was der Einrichtung viel Lob aus der Wirtschaftswelt und 2016 zudem einen Lehrerpreis beschert hat. In Sachen Fahrzeugtechnik und Elektromobilität hieß ein solche Projektthemen etwa "Fahren ohne Lenkrad", an strombetriebenen Dragstern oder Offroad-Mobilen wurde ebenso emsig getüftelt.

Der Zweig Maschinenbau liefere hier die optimale Ergänzung dazu, so Betz. Etwa was den Rahmenbau anbelangt. Die künftigen Projektfahrzeuge dürften also noch schnittiger und funktionaler daherkommen. Dafür könnten etwa die CNC-Kenntnisse der künftigen Maschinenbauer sorgen, erklärt Deinhardt. Das Gesamtkonzept der Projektarbeit aber geht natürlich weit darüber hinaus. Es gilt zu planen, zu dokumentieren, Werbefilme zu drehen, ein Logo zu entwickeln und damit die T-Shirts zu bedrucken, mit dem Budget haushalten zu lernen oder andernfalls sich einen Sponsor zu suchen. Wie im späteren Berufsleben eben, in dem den Maschinenbautechnikern eine gestaltende Rolle bei der Umsetzung der Industrie 4.0 winkt.

Vom Werkzeugmaschinenbau bis zur Roboterprogrammierung reicht das Betätigungsfeld. Einer der ehemaligen Technikerschüler ist inzwischen wieder als Lehrer im BSZ gelandet – fachlich und beruflich sind die Karrierewege weit gestreut. "Wahrscheinlich kann jeder nur 20 Prozent des Gelernten umsetzen", schätzt Deinhardt. "Aber bei jedem sind es andere 20 Prozent." Der Vorteil für die Betriebe: Durch die praktische Form der Ausbildung sind die neuen Mitarbeiter "sofort einsatzfähig", so Greiner.

Auch ein Studium möglich

Auch die Fachhochschulreife lässt sich (zusätzlich einer Matheprüfung) als Techniker erwerben, dem somit also auch noch ein Studium offensteht. Die Technikerschule sei zudem, was die Maschinen betrifft, "einem gut aufgestellten Betrieb ebenbürtig". Erst vor wenigen Jahren sei seitens des Landkreises dafür in Millionenhöhe investiert worden.

Der Schüler selbst sollte vor allem seine eigene Energie investieren. Im zweijährigen Vollzeitunterricht gibt es so manche Arbeiten, die außerhalb der in der Regel 40 Wochenstunden zu erledigen sind. Eigenengagement ist hier gefragt. Interessenten müssen unter anderem über eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem Beruf der Metalltechnik, Fahrzeugtechnik oder Mechatronik verfügen und eine berufliche Tätigkeit von mindestens einem Jahr nachweisen können.

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