Jetzt hat ein duftes Pflänzchen wieder Saison

Bärlauch-Hotspots in Franken: Das sollten Sammler beachten!

17.4.2021, 19:49 Uhr
Was für eine blühende Pracht! Sammler, die den Bärlauch beizeiten „roden“ haben zwar kurzfristig einen immensen Vorrat zur Verfügung, nehmen sich damit aber potenziell die Vorfreude auf kommende Jahre. Denn: „Weniger ist mehr“ sollte die Devise beim verantwortungsvollen Umgang mit dem schmackhaften Kräutlein lauten. Dann klappt’s nämlich auch mit künftigen Erträgen.

© Foto: Mark Johnston Was für eine blühende Pracht! Sammler, die den Bärlauch beizeiten „roden“ haben zwar kurzfristig einen immensen Vorrat zur Verfügung, nehmen sich damit aber potenziell die Vorfreude auf kommende Jahre. Denn: „Weniger ist mehr“ sollte die Devise beim verantwortungsvollen Umgang mit dem schmackhaften Kräutlein lauten. Dann klappt’s nämlich auch mit künftigen Erträgen.

Mmmhhh! Immer im Frühjahr, zwischen März und Mai, verströmen viele fränkische Küchen diese verführerische Knoblauchnote... - Sie ahnen es schon: Der Bärlauch ist es! Wahlweise wird er nun wieder in Suppen, Soßen oder Salaten serviert. Doch Johannes Schneider, der Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege am Rother Landratsamt, kräuselt da nicht nur genießerisch die Nase, sondern runzelt auch ein wenig die Stirn. "Warum das denn?", fragten wir ihn.

Als Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege am Rother Landratsamt ist Johannes Schneider (30) Ansprechpartner für alle Bereiche, in denen es um Bäume und Sträucher, Blühwiesen und Hecken, Magerrasen und Artenvielfalt geht. Vergangenes Jahr hat er die Nachfolge von Renate Haberacker angetreten.

Als Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege am Rother Landratsamt ist Johannes Schneider (30) Ansprechpartner für alle Bereiche, in denen es um Bäume und Sträucher, Blühwiesen und Hecken, Magerrasen und Artenvielfalt geht. Vergangenes Jahr hat er die Nachfolge von Renate Haberacker angetreten. © Foto: Tobias Tschapka

Herr Schneider, man kann es riechen: Der Bärlauch hat Saison! Wie mögen Sie ihn am liebsten?
Frisch gepflückt aufs Butterbrot, mit ein bisschen Salz gewürzt - perfekt!

Die Leute treibt es jetzt raus in die Wälder, mit Blick auf den Boden. So wird die heimische Flora doch recht intensiv wahrgenommen, will ich meinen. Dürfte völlig in Ihrem Sinn sein, oder?
Klar, ich genieße die Zeit der ersten wärmenden Sonnenstrahlen ja selber bei Ausflügen mit der Familie! Die Natur steht in den Startlöchern und dass die Leute dieses Schauspiel in Zeiten von Corona besonders eindrücklich wahrnehmen, freut mich sehr. Denn nur was man schätzt, schützt man normalerweise auch. Aktuell stechen natürlich die Pflanzen heraus, die dem Grau des Winters ein erstes frisches Grün entgegenzusetzen haben. Viele dieser Frühjahrsboten müssen sich nämlich beeilen, bevor das Blätterdach über ihnen so dicht wird, dass nur noch wenig Licht zum Boden dringt. Einer dieser Vertreter ist der Bärlauch. Er findet ja zurzeit in den meist noch kahlen Feuchtgebieten des Landkreises besonders große Beachtung...

Ich glaube herauszuhören, dass Sie diesen Umstand nicht uneingeschränkt gut finden?!
Sagen wir so: Auch unerfahrene Sammler werden durch die Autokolonnen, die an den bekannten Bärlauch-Hotspots entstehen, aufs duftende Grün aufmerksam. Da reiht man gerne mal den Wagen ein und folgt neugierig der Spur in den Wald. Dort dauert es dann meistens gar nicht lange, bis man auf Sammler mit gut gefüllten Wäschekörben voller Bärlauch trifft.


Wäschekörbe? Echt jetzt?
Ja! Wer zu Hause schon mal Bärlauch verarbeitet hat, sollte da eigentlich den Kopf schütteln. Denn am besten schmeckt er natürlich frisch! Und nach der fünften Portion Bärlauchpesto reicht es in der Regel. Deshalb, wie ein ungeschriebenes Gesetz der Wildkräutersammler lautet, nur in Maßen für den Hausgebrauch pflücken - mit Rücksicht auf die Natur!

Was kann denn schlimmstenfalls passieren, wenn zu viel Bärlauch gezupft wird?
Bei solchen "Rodungsaktionen" kommt es durchaus vor, dass die sensible Zwiebelpflanze mit der Zeit stark geschwächt wird - bis sie dann komplett ausfällt. Denn Hauptorgan der Photosynthese, über die die Pflanze Energie gewinnt, ist das schmackhafte Bärlauchblatt. Diese Energie dient der Blüte und weiteren Vermehrung der Knolle. Nach der Blüte zieht die Pflanze ihre überschüssige Energie aus den Blättern in die Zwiebel zurück und sichert somit das Überleben in der Ruhephase. Ist nicht mehr genug Blattmasse zum Regenerieren der Zwiebel vorhanden, kann der Bärlauch im nächsten Frühjahr nur geschwächt oder gar nicht austreiben. Gleiches gilt übrigens für knollige Frühjahrsblüher wie Schneeglöckchen, Hyazinthe oder Narzisse. Also bitte erst nach dem vollständigen Verwelken zurückschneiden!

Jetzt verraten Sie uns aber: Wie verhalten sich verantwortungsbewusste Sammler?
Zunächst mal sollte nicht gleich ein Tweet mit Standortangabe an den gesamten Bekanntenkreis gesendet werden. Die Anreise zum Sammelplatz erfolgt am besten zu Fuß oder mit dem Rad. Sofern man kaum aufs Auto verzichten kann, lieber etwas weiter weg parken und dabei den landwirtschaftlichen Verkehr oder die Anwohner nicht behindern.

Wichtig ist es, zwischen die Pflanzen zu treten, um die Zwiebeln nicht zu verletzen. Hat man einen ausreichend großen Bärlauchbestand entdeckt, kann das sorgsame Schneiden beginnen. Von einem Horst - so nennt sich die Ansammlung mehrerer Zwiebeln - bitte immer nur wenige Blätter entnehmen, damit die Pflanze insgesamt erhalten bleibt! Auf diese Weise kann man sich verantwortungsbewusst von Büschel zu Büchel bewegen, bis die Hand fürs Butterbrot oder Süppchen gefüllt ist. Am besten wird der Bärlauch in ein feuchtes Tuch und zusätzlich noch in eine Plastiktüte gepackt - wegen Geruch und Frische. Noch schnell einen Blick zurückgeworfen, ob auch alle "Mitbringsel" wie kleine Tüten oder Taschen wieder im Gepäck sind - und nix wie ab in die Küche!


Gier nach Bärlauch lässt Sammler rabiat werden


Bleibt nur noch: Genießen!
Zumindest dann, wenn man wirklich Bärlauch geerntet hat. Drum immer schön reiben und riechen. Zurzeit sprießen nämlich auch einige andere Pflanzen aus dem Boden, die leicht mit ihm zu verwechseln sind: Maiglöckchen und Herbstzeitlose vor allem. Die sind stark giftig! Wichtig ist es deshalb, sich vorher über Standort, Wuchsformen und Aroma zu informieren - oder einen erfahrenen Bärlauchsammler zu fragen!

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