Offenes Haus Roth

Beschluss des Finanzausschusses: OHA ist Geschichte

21.5.2020, 12:01 Uhr
Nun zieht der Verein aus.

© Carola Scherbel Nun zieht der Verein aus.

"Der Beschluss war erwartbar, aber es ist ein bisschen schade", kommentierte OHA-Vorsitzender Heinz-Peter Lehmann die Entscheidung, die nach kurzer Diskussion mit deutlicher Mehrheit (gegen die drei Stimmen von SPD und FDP) gefällt wurde. Bedauerlich sei, "dass die Stadt damit etwas verliert, was sie keinen Aufwand gekostet hätte".

Das OHA war vor knapp vier Jahren als Anlaufstelle für Bürger im anfangs mietfreien Brandl-Haus an der Ecke Hauptstraße/Willy-Supf-Platz initiiert worden. Aus einer losen Gruppe an Ehrenamtlichen gründete sich ein Verein, der mit der Zeit immer mehr auf seiner Angebotspalette hatte.

Quartier war deutlich zu klein

Neben den Sprechstunden von Seniorenbeirat oder Bürgermeister, neben Vereinsversammlungen und Repair- oder Erzählcafé wurden Workshops abgehalten und vor allem Konzerte veranstaltet, für die statt Eintrittsgeld nur ein freiwilliger Obolus in den Hut zu werfen war.

Als der Raum dann nicht mehr mietfrei zu haben war, hat der Finanzausschuss auf einen Antrag des OHA hin einen Zuschuss von monatlich 850 Euro zu den Mietkosten beschlossen – befristet auf zwei Jahre bis Ende Juni 2020. Zum 1. Juli nämlich, so viel war damals schon klar, wird das umgebaute Zeughausstüberl fertig und sowohl für das städtische Bauamt als auch im Erdgeschoss als Bürgertreff nutzbar sein. Dort könne dann auch das OHA einziehen.

Dem Offenen Haus aber erschien nach einer Besichtigung der Baustelle das neue Quartier deutlich zu klein, um auch dort Konzerte und Musik-Workshops, Vereinsversammlungen oder Info-Abende über ein geplantes Neubaugebiet abzuhalten. "Netto bleibt nur die Hälfte vom Platz", sagt Heinz-Peter Lehmann.

Doch sowohl die Stadtverwaltung als auch die Mehrheit des Finanzausschusses sehen die Dinge anders: "Aus Gründen der Gleichbehandlung" votierten sowohl die zwei Grünen als auch die vier CSU-Vertreter im Rat für das – bereits beschlossene – Ende des Zuschusses. Und Karl Schnitzlein betonte als einer von zwei FW-Vertretern ebenfalls, dass andere Vereine "heilfroh" um solche Zuschüsse seien.

Der Verein habe um die Frist gewusst und Zeit genug gehabt, nach Alternativen zu suchen. Notfalls müsse man halt an der Kostenschraube drehen, also Eintritt verlangen oder Mitgliedsbeiträge erhöhen.

"Kein klassischer Verein"

Gestellt hatte den Antrag auf Zuschussverlängerung um ein Jahr die SPD. Ihr Sprecher Andreas Buckreus begründete ihn unter anderem damit, dass "das OHA ja kein klassischer Verein" sei, sondern zunächst als Bürgerkontaktstelle fungiert habe und auch jetzt noch – neben dem Kulturangebot – viele Aufgaben für die Stadt oder im Sinne der Stadt übernehme.

Doch einzig FDP-Stadträtin Dr. Walburga Kumar schloss sich den Sozialdemokraten an. Ihr Argument: Es handle sich hier nicht um einen üblichen Verein, sondern auch um eine Kleinkunstbühne, die Kunst im niederschwelligen Bereich anbiete und gut angenommen werde.

Die Mehrheit von zehn Mitgliedern (zu denen auch der neue "Partei"-Stadtrat Martin Winkler gehört) hielt sich an den Vorschlag der Verwaltung, den Stefan Krick formulierte. Da das OHA den neuen Bürgertreff nutzen könne, sei eine Verlängerung nicht erforderlich. Dem Verein bleibe dagegen unbenommen, weiterhin im Brandl-Haus zu bleiben – dann halt ohne städtische Unterstützung.

Für Heinz-Peter Lehmann bedeutet die Entscheidung, dass die Zeit im Brandl-Haus zu Ende geht. "Der Verein löst sich nicht auf", sagte er auf Nachfrage, aber in das neue Bürgerhaus in der Zeughausgasse ziehen wolle man nicht, "das müssten wir mit anderen teilen". Außerdem sei im Verein in den vergangenen Monaten des Wartens "die Lust zum Engagement extrem nach unten gerutscht".

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