Bestatter Sebastian Gruber aus Roth: Der Tod als täglicher Begleiter

3.9.2020, 11:41 Uhr
Bestatter Sebastian Gruber aus Roth: Der Tod als täglicher Begleiter


"Und was machen sie so beruflich?" Manche Menschen ernten auf die Antwort dieser Frage erstaunte Blicke, Nachfragen oder gar Vorurteile. Im ersten Teil dieser Berufe-Serie gibt Bestatter Sebastian Gruber aus Roth Einblicke in seinen beruflichen Alltag.

Herr Gruber, stehen Sie morgens gerne auf?
Sebastian Gruber: Ich stehe gerne auf und ich gehe auch gerne in die Arbeit. Der Beruf des Bestatters ist keine monotone Arbeit. Jeder Tag ist eine neue Bereicherung und man arbeitet mit neuen Leuten zusammen.

Wie kamen Sie dazu Bestatter zu
werden?

Sebastian Gruber: Wir sind ein Familienbetrieb in der vierten Generation. Früher war Bestatter kein Lehrberuf, also habe ich eine erst eine andere Ausbildung gemacht. Danach bin ich in den Familienbetrieb gegangen. Nebenbei habe ich noch meinen geprüften Bestatter gemacht. Ich wurde immer schon an den Beruf herangeführt, aber meine Großeltern und Eltern haben es mir freigestellt, ob ich einsteigen will oder nicht. Aber mir war eigentlich immer klar, dass ich es machen will.

Bestatter Sebastian Gruber aus Roth: Der Tod als täglicher Begleiter

© Foto: Milena Kühnlein

Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?
Sebastian Gruber: Jeder Tag ist verschieden und jeder Tag startet auch anders. Es gibt schon feste Termine, wie Trauerfeiern und Bestattungen, aber dazu kommen noch neue Todesfälle und verschiedene Änderungen. Ein typischer Ablauf wäre vormittags Gräber ausheben und Trauerfeiern vorbereiten. Nachmittags werden meist die Trauerfeiern abgehalten und dazu kommt die Abholung der Verstorbenen. Man muss schon recht flexibel sein.

Nervt Sie ihr Job manchmal?
Sebastian Gruber: Es schellt auch mal abends oder nachts das Telefon. Das nervt aber nicht, wir wissen ja, worauf wir uns in diesem Beruf einlassen. Das gehört alles dazu. Unsere Nerven müssen strapazierfähig sein, die Menschen sind schließlich oft in einer Ausnahmesituation. Also eigentlich nervt mich nichts.

Wenn Sie auf einer Party erzählen, dass Sie Bestatter sind, wie reagieren die Leute dann?
Sebastian Gruber: Die erste Reaktion ist immer:"Puh, das kannst du? Ich könnte das nicht". Ich bin aber in diesem Betrieb aufgewachsen, ich kenne es nicht anders. Früher war das Thema Tod noch wie ein Schattentuch, man hat Kinder oft von Beerdigungen ferngehalten. Für viele Menschen ist das Thema deshalb immer noch ein Tabuthema. Wenn mich jemand etwas fragt, bin ich sehr offen und beantworte gerne alles.

Was würden Sie Menschen raten, die sich ernsthaft für den Bestatter-Beruf interessieren?
Sebastian Gruber: Da bietet sich ein Praktikum an. Es gib in der Branche auch viele Quereinsteiger, man kann auch erstmal als Gehilfe mitarbeiten und schauen, ob man für den Beruf geeignet ist.

Was wären Sie, wenn Sie nicht Bestatter wären?
Sebastian Gruber: Kfz-Mechaniker. Darin habe ich meine Ausbildung gemacht und das ist auch heute immer noch mein Hobby.

Welches Vorurteil begegnet Ihnen heute noch?
Sebastian Gruber: Ich schaue über so etwas hinweg. Früher hieß es aber oft: "Das ist der Bestatter, mit dem unterhalten wir uns lieber nicht!" Oder, dass man dem Bestatter lieber nicht die Hand schüttelt. Heutzutage ist alles viel offener.Es ist wichtig für die Menschheit, dass man sich mit dem Thema Tod auseinandersetzt. Das hilft auch bei der Trauerbewältigung.

Was ist das Schönste an ihrem Job?
Sebastian Gruber: Wir wollen den Abschied so schön und würdevoll wie möglich gestalten. Trauerfeiern finden nur einmal statt und man kann im Nachhinein nichts mehr ändern oder verbessern. Wenn da etwas schief geht, prägt sich das bei den Trauernden ein Leben lang ein. Mir ist es wichtig, die Menschen an die Hand zu nehmen, durch den Prozess zuführen und sie zu begleiten. Wenn man dann im Nachhinein hört, das alles gut war und gepasst hat und im Willen des Verstorbenen gewesen wäre, ist das einfach schön.

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