Schüler-Umfrage:

Büffeln ohne Feiern: Abitur im zweiten Corona-Jahr

7.5.2021, 06:04 Uhr
Leo Ruppert aus Roth macht heuer Abitur - unter Corona-Bedingungen.

© privat Leo Ruppert aus Roth macht heuer Abitur - unter Corona-Bedingungen.

Sebastian Bauer ist relativ entspannt. "Ziemlich gut", sagt er, sei die Vorbereitungszeit aufs Abitur gelaufen. Er schreibt nächste Woche am Adam-Kraft-Gymnasium in Schwabach die erste schriftliche Abiturprüfung - wie alle anderen auch im Fach Deutsch. Ein paar Tage später folgt Mathematik, ebenfalls für alle Abiturienten.

Sebastian Bauer büffelt derzeit für sein Abitur am Schwabacher Adam-Kraft-Gymnasium.

Sebastian Bauer büffelt derzeit für sein Abitur am Schwabacher Adam-Kraft-Gymnasium. © privat

Sebastians drittes schriftliches Fach ist dann Latein. Und da freut er sich schon, dass seine Schule den Abiturienten entgegenkommt, Unterstützung anbietet und "fair" mit den Schülern umgeht: Statt Lateinunterricht für alle finden die Stunden in den letzten Schulwochen vor allem für diejenigen statt, die die schriftlichen Prüfungen ablegen müssen. Und in Mathematik bietet eine Lehrkraft eigens einen Online-Kurs an.

Das tut gut, sagt der Q12-Jahrgangsstufensprecher, der in Rednitzhembach wohnt, denn die Motivation zum Lernen sinke im Distanzunterricht schon, wenn kein gemeinsames Besprechen mit Mitschülern oder in Arbeitsgruppen möglich sei. „Es kommt auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen an.“ Insgesamt aber lobt er die Schule im Corona-Jahr, dass die Abiturientinnen und Abiturienten "keine Nachteile" hatten.

Anstrengender Wechsel

Denn es gab ja auch Erleichterungen: Die Klausuren im zweiten Halbjahr der zwölften Klasse fielen komplett weg. "Das war für mich sehr gut", erzählt Leo Ruppert aus Roth. Ihm habe es nämlich dadurch immer den Notenschnitt nach unten gedrückt, schmunzelt der Abiturient am Rother Gymnasium.


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Nachteile durch den Wegfall des Lernens in Gruppen? Hat er nicht so empfunden. "In Mathe hab ich einen Nachhilfelehrer, dem ich per Skype Fragen stellen kann." Auch in anderen Fächern habe er nichts vermisst, da er lieber allein oder nur mit einem Freund zusammen lernt. Die Regelungen der Schule für die Abiturienten fand er fair, sodass alle "gute Chancen haben".

Lediglich die Zeit des Hin und Her zwischen Distanz-, Präsenz- und Wechselunterricht sei anstrengend gewesen. „Wenn man sich gerade an die eine Form gewöhnt hat, wird wieder eine andere eingeführt.“ Rückblickend sei auch er froh über den Präsenzunterricht in den letzten Schulwochen. Den größten Stress habe er eigentlich "mir selbst zuzuschreiben". Denn er habe, "ehrlich gesagt - viel zu spät angefangen mit der Vorbereitung".

Ronja Fuchs macht in diesem Jahr Abitur im Rother Gymnasium.

Ronja Fuchs macht in diesem Jahr Abitur im Rother Gymnasium. © privat

Zusammenhalt leidet

Im Rückblick sei das letzte Schuljahr sogar "fast normal" gewesen, erinnert sich Ronja Fuchs, ebenfalls Abiturientin in Roth. Als schwieriger bezeichnet sie das zweite Halbjahr der elften Klasse, das fast nur online stattgefunden habe. "Da ist viel Stoff hängen geblieben", seufzt sie. Aber nicht in den Köpfen, sondern in den Leitungen, die anfangs noch recht ruckelig funktionierten.

Doch dafür sei nun auch ein Teil vom Prüfungsstoff gestrichen worden. Was ihr aber richtig wehtut: Es gibt keine Aussicht auf Abi-Ball und Feiern. "Voll schade" findet sie das, nachdem schon die Abschlussfahrt - für Ronja wäre es an die Cote d'Azur gegangen - coronabedingt geplatzt ist. „Der Zusammenhalt fehlt unserem Jahrgang schon ein bisschen.“

„Komplett enttäuscht“ war auch Katharina Wendlik nach dem Aus ihrer Abiturfahrt. Die für Juli 2020 geplante Reise nach Genua wollte die Gruppe des Hilpoltsteiner Gymnasiums dann eigentlich heuer nachholen, „aber so wie es im Moment aussieht, wird das nichts“, glaubt die Abiturientin aus Größhöbing bei Greding. Ausgefallen sind auch alle Feiern, sie will gar nicht dran denken: Seminararbeitsabgabefeier, Raucherplatzfete, Jahrgangsstufenfeier,...

Katharina Wendlik ist Abiturientin am Gymnasium in Hilpoltstein

Katharina Wendlik ist Abiturientin am Gymnasium in Hilpoltstein © privat

Lieber im Klassenzimmer

Frustriert ist sie aber auch, weil die Abiturienten in der letzten Schulwoche vor den Prüfungen wegen der Infektionsgefahr aus dem Präsenzunterricht wieder „nach Hause geschickt wurden“. Katharina hätte sich lieber noch in der Schule vorbereitet, „weil es mir leichter fällt“. Die Motivation sei in der Schule viel größer und das Zuhören leichter, als daheim am Computer zu lernen. „Immer nur aufstehen, Kaffee trinken und sich vor den Stream setzen – da wird man gar nicht richtig wach."

Dass ein Teil des Lernstoffs für die Abiturprüfung aus dem Prüfungskanon gestrichen wurde, sei zwar prinzipiell gut. „Aber als das bekanntgegeben wurde, dachten wir, es ist Stoff, der noch nicht dran war. Den Teil, der dann gestrichen wurde, hatte ich längst gelernt und konnte ihn.“

Ach ja, testen lässt sie sich vor dem Abitur auf jeden Fall. Das Risiko sei doch sonst viel zu groß, "wenn man fünf Stunden lang zusammen mit anderen in einem Raum sitzt." Auch Sebastian Bauer, der Schwabacher Jahrgangsstufensprecher, hält das Angebot der Schule mit dem stressfreien Testen tags zuvor für "sehr gut". Und ist überzeugt: "Die meisten nehmen das auch an."