Bündnis #HIPistbunt: "Bis hierher und nicht weiter!"

21.9.2020, 18:58 Uhr
Bündnis #HIPistbunt:

© Foto: Tobias Tschapka

Angesichts zunehmender gesellschaftlicher Spannungen lud das fraktionsübergreifende Bündnis #HIPistbunt zum Abschluss der Aktionswoche des bürgerlichen Engagements zu einer Lichterkette auf dem Hilpoltsteiner Marktplatz ein. Rund 40 Personen beteiligten sich daran.

Nach den Worten von Bürgermeister Markus Mahl, der betonte, bei der Veranstaltung als Privatperson zu sprechen, seien in den vergangenen Monaten auch in Hilpoltstein Thesen aufgestellt worden, die aufrechte Demokraten nicht unkommentiert lassen könnten. "Vermutlich finden wir auch bei dieser Veranstaltung niemanden, der mit den geltenden Hygienebestimmungen zu 100 Prozent einverstanden ist", glaubt Mahl.

Es sei natürlich erlaubt, die Maßnahmen insgesamt oder zum Teil zu kritisieren oder in Gänze abzulehnen. "Aber wenn dabei Rassismus, Antisemitismus oder rechtes Gedankengut ins Spiel kommt, dann sagen wir: Bis hierhin und nicht weiter!"

Krisen als Lebensangebote

Mahls Stellvertreterin Ulla Dietzel (CSU) warnte davor, die eigene persönliche Meinung über alles zu stellen. "Gefühlte Wahrheiten können für uns kein Maßstab sein", betonte sie. Die 3. Bürgermeisterin Steffi Schmauser-Nutz (Freie Wähler) wies darauf hin, das man Krisen auch als Angebote des Lebens bezeichnen könnte. "Infolge dessen ist bei uns zum Beispiel die Initiative ‚Hip hilft‘ entstanden, die die Menschen unterstützt, die besonders von der Coronapandemie betroffen sind". Dem stimmte auch Kaplan Korbinian Müller zu, der das Wohl des Einzelnen mit "seiner von Gott gegebenen Würde" begründete.

Benny Beringer, Fraktionssprecher der SPD im Hilpoltsteiner Stadtrat (SPD) erinnerte daran, warum sich das Bündnis #HIPhilft überhaupt gegründet hatte. "Die Coronaspaziergänge und Mahnwachen in Hilpoltstein wurden von rechten Gruppen unterwandert, und bis jetzt gibt es seitens der Initiatoren keine klare Distanzierung, sondern es wird mit ihnen sogar gemeinsame Sache gemacht", erklärte er. Er habe Vertrauen in die bestehende Demokratie und Solidarität, und "genau das werde uns auch wieder aus der Krise führen".

Keine Fronten aufbauen

Stadträtin Eva Neubert (Bündnis 90/Grüne) stimmte versöhnlichere Töne an. "Ich habe Verständnis dafür, dass viele Menschen in Sorge sind. Wenn man sich mit ihnen unterhält, stellt man fest, dass man inhaltlich gar nicht so weit auseinander liegt". Sie plädierte dafür, keine Fronten aufzubauen, sondern im Gespräch zu bleiben und Toleranz zu zeigen. "Und das gilt selbstverständlich für beide Seiten."

"Die Herausforderung dieser Tage ist es zu wissen, mit wem man Seite an Seite steht", machte Christoph Raithel deutlich. Der CSU-Sprecher im Hilpoltsteiner Stadtrat sei froh über einen starken Staat, der Leitplanken gibt und seine Bürger schützt.

"Die Freiheit des einen kann in Zeiten einer Pandemie eben auch die Einschränkung der Freiheit des anderen bedeuten". Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der Welt könnten sich die Mitteleuropäer auf einen gemeinsamen Wertekanon beziehen, "und darum geht es uns auch so gut", findet Raithel.

Schließlich ergriff auch Bernd Beringer das Wort, der sich als "ehemaliger Bürgermeister, 74 Jahre, Risikogruppe" vorstellte. Seiner Meinung nach sei die Welt in den vergangenen Jahren "irre" geworden. Despoten von Erdogan über Orbán bis hin zu Putin und Trump spalten ihre Völker und teilen diese in Gut und Böse auf. "In Deutschland ist gewiss nicht alles in Ordnung, aber vieles läuft besser als in allen anderen Staaten der Welt", ist er überzeugt, und bezeichnete die bei uns vorherrschende Solidargemeinschaft als die Basis für Demokratie und Grundrechte.

Am Ende bedankte sich Felix Erbe (Bündnis 90/Grüne) für die Teilnahme an der Lichterkette und blickte kurz auf die Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswoche des bürgerlichen Engagements zurück. Er lud alle ein, auch zukünftig bei #HIPistbunt mitzumachen.

Manche erreicht man nicht

Das forderte abschließend auch Bürgermeister Markus Mahl, denn mit dem Ende der Aktionswoche würde sich #HIPistbunt natürlich nicht auflösen. "Alle sind eingeladen sich zu beteiligen, auch wenn ich befürchte, dass es uns bei manchen nicht mehr gelingt, sie zu erreichen."

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