E-Mobilität

Der "eSchorschi" geht in Georgensgmünd auf Tour

19.5.2021, 15:29 Uhr
Der „eSchorschi“ ist seit rund einer Woche in Georgensgmünd unterwegs, nun wurde er offiziell getauft. Mit dem Kleinbus ist die Gemeinde Vorreiter in Sachen öffentlicher E-Mobilität im Landkreis.  

© Tobias Tschapka, NN Der „eSchorschi“ ist seit rund einer Woche in Georgensgmünd unterwegs, nun wurde er offiziell getauft. Mit dem Kleinbus ist die Gemeinde Vorreiter in Sachen öffentlicher E-Mobilität im Landkreis.  

Der kleine Bus bietet Platz für rund 20 Fahrgäste und wird vom türkischen Hersteller Karsan gebaut. „In Istanbul verkehren jede Menge dieser Busse, dort allerdings werden sie mit Diesel betrieben“, so Jochen Röhler, einer der Geschäftsführer der Firma Röhler Touristik aus Schwäbisch Hall, die seit Oktober vergangenen Jahres nach einer europaweiten Neuausschreibung den ÖPNV in Georgensgmünd organisiert.

In dem „eSchorschi“ verberge sich ein BMW-Elektromotor mit einer Leistung von 125 kW und einer Maximalleistung von 170 PS. Selbstverständlich sei der Bus barrierefrei und biete Platz für einen Rollstuhlfahrer. Geladen werde der Bus durch eine von der Gemeinde angeschaffte Schnellladeeinheit hinter dem Bahnhof, „mit zertifiziertem Ökostrom aus Wasserkraft“, wie Bürgermeister Ben Schwarz betonte.


Elektrisch auf Achse: So sind Frankens Rathauschefs unterwegs


„Aufgrund des technischen Aufwands sind die Anschaffungs- und Betriebskosten insgesamt höher als bei einem klassischen Busmodell mit Verbrenner-Motor“, so der Rathauschef, „aber das Ganze soll schließlich auch einen Modellcharakter haben und beweisen, dass man auch im ländlichen Bereich eine elektrifizierte Buslinie betreiben kann.“

Die Kosten teilt sich die Gemeinde Georgensgmünd mit dem Landkreis Roth jeweils zur Hälfte. Landrat Herbert Eckstein, der ebenfalls der Bustaufe beiwohnte, unterstrich die Bedeutung dieses gemeinsamen Projekts. „Der Verkehr verändert sich zunehmend, und das, was wir heute in Georgensgmünd machen, ist in fünf Jahren eine Selbstverständlichkeit“, betonte Eckstein.

Kinderkrankheiten sind erlaubt

Aufgrund fehlender Erfahrungswerte dürfe diese erste elektrische Buslinie des Landkreises am Anfang auch Kinderkrankheiten haben. Daher wünschte er allen Beteiligten neben jeder Menge Fahrgästen und keinen Unfällen vor allem „viel Erfahrung, von der auch andere profitieren werden“.

Eine der Kinderkrankheiten dürfte sein, dass sich vermutlich die auf dem Papier stehende Reichweite von 240 Kilometern mit einer Ladung nicht mit der tatsächlichen Reichweite decken dürfte, macht Röhler deutlich. Er geht eher von etwa 150 Kilometern am Tag aus, das sei realistischer.

„Daher wird es nötig sein, einmal am Tag, wenn der Busfahrer Pause macht, aufzuladen.“ Dank des Schnellladesystems ist der Akku aber in rund einer Stunde wieder voll. Vor allem die Außentemperatur spiele bei der Batterielaufzeit eine wichtige Rolle. „Zur Not hat der eSchorschi eine fossile Zusatzheizung an Bord.“

Aber nicht nur das, auch ansonsten ist der neue E-Bus mit jeder Menge Extras ausgestattet: Neben einer Vollklimatisierung, einer Panorama-Windschutzscheibe und LED-Beleuchtung besitzt er auch eine USB-Ladestation, an der die Fahrgäste ihr Handy aufladen können, sowie ein WiFi-Funknetz. „Ein Aspekt, der vermutlich vor allem Jugendliche überzeugt“, glaubt Ben Schwarz. Der Einstieg für Rollstuhlfahrer erfolgt durch Niederflurtechnik mit ausfahrbarer Zusatzrampe.

Mindestens 25.000 Fahrgäste

Von Montag bis Freitag soll der Bus täglich 33 Fahrten vom Bahnhof ins Gewerbegebiet oder in den Ortskern unternehmen. Gerechnet wird mit rund 25.000 bis 27.000 Fahrgästen im Jahr. „Ich hoffe, dass unser eSchorschi hält, was er verspricht, und sehr oft sehr voll sein wird“, so Schwarz, der auch auf das seit Herbst neu geordnete ÖPNV-Angebot der Gemeinde hinwies, das neben einer neuen Linienführung und besserer Taktung auch das neue „Nachttaxi“ beinhalte, das die Nachtschwärmer, die mit der Regionalbahn aus Nürnberg in Georgensgmünd ankommen, Freitag- und Samstagnacht ohne Mehrkosten nach Hause bringt.


Boom bei Elektro-Autos: "Jetzt geht es erst richtig los"


Nach der offiziellen Taufe mit der obligatorischen Sektdusche sowie einem Imbiss anlässlich der „eSchorschi“-Einführung, brach der erste Elektro-Bus des Landkreises fast lautlos zu einer kleinen Rundfahrt durch Gmünd auf, bei der sich die Ehrengäste vom hohen Komfort des kleinen, aber feinen Transportmittels türkischer Bauart überzeugen konnten.

Keine Kommentare