Kriminalitätsstatistik

Zehn-Jahres-Tief: 2020 deutlich weniger Straftaten rund um Roth

Detlef Gsänger

Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung

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9.5.2021, 12:00 Uhr
Zehn-Jahres-Tief: 2020 deutlich weniger Straftaten rund um Roth

© Foto: dpa/Bildfunk

Sehr zufrieden zeigt sich Dienststellenleiter Martin Junglas damit, dass sich die Aufklärungsquote in seinem Inspektionsbereich um 4,6 Prozent signifikant verbessert hätte, denn mehr als zwei Drittel der Straftaten (68,3 Prozent) seien aufgeklärt worden – damit wurde der mittelfränkische Wert (68,1) sogar leicht überboten.

Diese Entwicklung sei zum großen Teil auf Fallaufklärungen im Bereich der Fahrraddiebstähle und der Sachbeschädigungen zurückzuführen, erklärt der Dienststellenleiter. Die "Häufigkeitszahl" – das ist die Zahl bekannt gewordener Strafdelikte insgesamt, umgerechnet auf 100 000 Einwohner – liegt im Bereich der Polizeiinspektion Roth statistisch gesehen bei nur 2535 Das heißt, sie fällt somit im Vergleich zu Mittelfranken (4322) und Bayern (4291) deutlich niedriger aus.

Corona und die Folgen

Wegen der Corona-Pandemie sei ein genauer Vergleich der Kriminalstatistik allerdings nur bedingt möglich, sagt Junglas. Zum einen sei ab dem Frühjahr 2020 ein Großteil von Veranstaltungen aller Art abgesagt worden. Zum anderen seien Einreisebeschränkungen erlassen worden, die Mobilität sei massiv zurückgegangen und das öffentliche Leben in Zeiten des "Lockdowns" insgesamt stark eingegrenzt worden. Diese Faktoren hätten teilweise einen starken Einfluss auf die Statistik, daher sei in vielen Deliktsbereichen der niedrigste Stand im Zehn-Jahresvergleich erreicht.

Im Dienstbereich der Polizei-Inspektion Roth wurden 2020 insgesamt 872 Tatverdächtige ermittelt. Die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen lag mit 183 Personen deutlich unter dem Wert des Vorjahres (246) und stellt einen Anteil von 21 Prozent dar.

In der Kinder- und Jugenddelinquenz ist ebenfalls ein Rückgang zu verzeichnen. So wurden im Vorjahr 22 Kinder als Tatverdächtige ermittelt. Hierbei handelte es sich um 17 männliche und fünf weibliche Täter. Bei der Gruppe der Jugendlichen wurden insgesamt 90 Straftäter ermittelt. Auch hier sind die männlichen Tatverdächtigen mit 77 weiter überrepräsentiert. Bei den Heranwachsenden, das sind junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 21 Jahren, wurden 81 Tatverdächtige bekannt.

Vier versuchte Tötungsdelikte

Vier versuchte Tötungsdelikte sind im Berichtszeitraum im Zuständigkeitsbereich aufgelistet. Die Aufklärungsquote konnte dabei konstant bei 100 Prozent gehalten werden.

Weniger erfreulich ist für den Dienststellenleiter Junglas, dass im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ein deutlicher Anstieg zu erkennen ist. Die Aufklärungsquote sank in diesem Deliktsbereich um 1,2 auf 95,7 Prozent. Sie bleibt damit aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau.

Zehn-Jahres-Tief: 2020 deutlich weniger Straftaten rund um Roth

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Der Zuwachs der Fallzahlen lasse sich fast ausschließlich mit einer Steigerung bei der Verbreitung von pornografischen Schriften erklären, sagt der Dienststellenleiter. Wurden im Vorjahr hier noch neun Fälle erfasst, sind es im aktuellen Zeitraum 20 Delikte.

In Sachen Körperverletzungen, Raub, Freiheitsberaubung, Nötigung und Bedrohung – mit nur 289 Fällen (minus 23 Fälle) ist laut Jahresbericht der niedrigste Stand in den zurückliegenden zehn Jahren erreicht. Die Anzahl der begangenen Körperverletzungsdelikte fiel im Vergleich zum Vorjahr von 240 auf 228 Fälle. Positiv wird von Junglas bewertet, dass Raubstraftaten auf dem niedrigen Vorjahresniveau mit nur fünf Delikten gehalten werden konnten. "Die Aufklärungsquote konnte hier von 80 Prozent auf 100 Prozent gesteigert werden."

Gewalt gegen Polizeibeamte

"Weiterhin besorgniserregend" sind für den Dienststellenleiter die Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte. Im Jahr 2020 ist zwar ein deutlicher Rückgang um zehn Straftaten im Dienstbereich der Polizei-Inspektion Roth zu verzeichnen. Mit aktuell acht Fällen liegt die Anzahl jedoch weiter über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (5,1 Fälle).

Der Rückgang sei auch hier auf die Corona-Krise zurückzuführen, sagt Junglas, denn 2020 sei der überwiegende Teil der Veranstaltungen abgesagt worden und auch das öffentliche Nachtleben sei dadurch stark eingeschränkt gewesen. "Somit ist der Rückgang zwar positiv zu bewerten, jedoch vor diesem Hintergrund – mit einer verbleibenden Anzahl von acht Delikten – trotzdem weiterhin auf einem hohen Niveau", so Junglas.

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Die Eigentumskriminalität ist im Vergleich zum Vorjahr (511 Fälle) stark gefallen und befindet sich mit nur 433 Straftaten auf dem niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Wurden 2019 noch 91 Ladendiebstähle erfasst, so sank diese Zahl im Vorjahr auf nur noch 55 Fälle, und zwar auch deshalb, weil der Einzelhandel teilweise geschlossen gewesen sei.

Im Berichtszeitraum gab es auch nur 15 Wohnungseinbrüche zu vermelden – der niedrigste Stand im Zehn-Jahresvergleich. "Die Aufklärungsquote stieg von 13,6 auf 26,7 Prozent und hat sich fast verdoppelt", bilanziert Junglas.

Im Inspektionsbereich wurden 216 Sachbeschädigungen und damit 64 Fälle weniger als im Jahr 2019 registriert. Die Aufklärungsquote erhöhte sich um sechs auf 30,6 Prozent. Einen großen Anteil an dieser Steigerung hatte eine Fallaufklärung, bei der Anfang 2020 ein 14-Jähriger ermittelt werden konnte, der für insgesamt 20 Fälle von Sachbeschädigungen im öffentlichen Raum verantwortlich war.

Illegaler Handel mit Rädern

Im Berichtszeitraum gab es nominell einen Anstieg der Fahrraddiebstähle auf 121 Fälle zu verzeichnen. Nach umfangreichen Ermittlungen konnten jedoch 15 Fahrraddiebstähle aufgeklärt werden, plus sieben Vergehen der Hehlerei. Bei Durchsuchungen seien 13 Fahrräder gefunden und wieder an die Geschädigten ausgehändigt worden, berichtet der verantwortliche Andreas Netter.

Dies führte insgesamt zu einer Aufklärungsquote von 34, 7 (Vorjahr 18,8) Prozent. Bei den ermittelten Beschuldigten handelte es sich um einschlägig bekannte Drogenkonsumenten, deren Diebstähle offenbar im überwiegenden Maße der Finanzierung ihres Betäubungsmittelbedarfs dienten. "Derzeit befindet sich noch ein Beschuldigter in Haft. Ein weiterer Beklagter wurde im September 2020 aus der Untersuchungshaft entlassen", so Netter.