Diakonin sorgt für neues Leben auf dem Rother Friedhof

10.11.2019, 06:05 Uhr
Diakonin sorgt für neues Leben auf dem Rother Friedhof

© Foto: Martin Regner

Dass sich Weidinger seit Anfang des Jahres um den alten Friedhof kümmert, betrachtet der Pfarrer als Glücksfall: "Sie hat ein Händchen für Pflanzen." Die historische Stätte an der Münchener Straße soll an ökologischen Kriterien ausgerichtet werden und sich zum Seelsorge-Ort entwickeln. Deswegen ändert sich auch das Pflegekonzept für die Grünflächen und Pflanzen, so Klenk.

Die Reaktionen sind zwiespältig

Aus Weidingers Sicht bringt das Gelände dafür gute Voraussetzungen mit: "Die drei Hektar Friedhof sind ein Biotop." Bedingt durch die vielen Leerstände biete es sich an, einzelne Bereiche komplett aus der Nutzung zu nehmen. Dann könnten auf ehemaligen Gräbern Blühflächen für Insekten geschaffen werden, um die biologische Vielfalt zu stärken.

Alte Bäume wurden auf etwa die Hälfte ihrer Höhe gekappt. "Dann haben die Bäume wieder Kraft", meint Weidinger. Die Alternative wäre früher oder später eine Fällung gewesen und das habe man vermeiden wollen. Hecken würden nur noch dort regelmäßig gestutzt, wo sie sonst Grabsteine verdecken oder in Wege hineinragen würden. Den Rest lässt Weidinger wachsen.

Abgefallenes Herbstlaub wird seit diesem Jahr nur noch von den gepflasterten, breiten Hauptwegen entfernt. Auf den übrigen Flächen lässt man es liegen. "Bis zum nächsten Jahr ist das Laub von alleine verschwunden", erklärt Weidinger. Dafür sorgen Regenwürmer, Pilze und Bakterien, die die alten Blätter zersetzen. Bislang seien die Regenwürmer auf dem Friedhof noch rar. Durch das Liegenlassen der Blätter bestehe aber die Chance, mehr dieser nützlichen Tiere anzusiedeln, die durch ihre Arbeit im Boden dann auch dessen Qualität verbessern.

Bäume filtern die Luft

"Ich versuche außerdem, die Leute dazu zu motivieren, die Gräber anders anzupflanzen als früher", sagt die Diakonin. Anstelle von speziellen Züchtungen, die jedes Jahr neu gepflanzt werden und kaum Nahrung für Insekten bieten, empfiehlt sie heimische Dauerpflanzen. Das spare auch Arbeit, weil die Bepflanzung nicht immer wieder nach dem Winter neu angelegt werden müsse.

Die Reaktionen auf dieses neue Konzept seien zwiespältig, das räumt Anneliese Weidinger ein: Die einen würden sich interessiert zeigen. Die anderen würden die Meinung vertreten, dass der Friedhof "nicht mehr sauber" sei, seit etwa das Laub am Boden liegen bleibt. An dem eingeschlagenen Weg will sie aber festhalten. Denn der Rother Friedhof sei "die grüne Lunge für die Menschen, die an der Münchener Straße leben. Von den alten Bäumen und Hecken wird die Luft gefiltert und verbessert." Den Friedhof sieht sie außerdem als "Ort des Artenerhalts" für Insekten, Vögel und viele Kleinlebewesen.

Auch an die lebenden Menschen, die den Friedhof besuchen, wird gedacht, wie Pfarrer Klenk ergänzt: Die hölzernen Sitzbänke zum Verweilen bestellt die evangelische Kirchengemeinde stets bei den Auhof-Werkstätten. "Wir betrachten das als Inklusionsarbeit", sagt Klenk. Die Wege über den Friedhof will er nach und nach so barrierefrei wie möglich gestalten, damit Menschen, die mit Rollatoren oder Rollstühlen unterwegs sind, möglichst leicht überall hin kommen.

Wer sich an der Gestaltung des alten Rother Friedhofs beteiligen möchte, kann beim "Friedhofsaktionstag" am Samstag, 16. November, von 8 bis 12 Uhr mitmachen. Dabei soll der Friedhof unter anderem winterfest gemacht werden. Schaufeln, Rechen, Gartenkleidung und Schubkarren sollten wenn möglich mitgebracht werden.

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