„Die Kinder befähigen, ihre Hindernisse zu überwinden“

2.6.2016, 16:22 Uhr
„Die Kinder befähigen, ihre Hindernisse zu überwinden“

© Foto: Tschapka

Die Erfolgsgeschichte beginnt im Jahr 2004 und damit schon Jahre bevor die Inklusion 2011 in Bayern gesetzlich verankert wurde. Sie beginnt mit Lukas aus Eysölden, der mit dem Down-Syndrom zur Welt kam und das erste Kind mit Handicap war, das an der Thalmässinger Grundschule Lesen, Schreiben und vieles mehr lernte. Das war schon damals möglich, weil es an der Schule das „Flexible Klassenzimmer“, Wochenpläne für die Schüler, Lernstationen, freie und Gruppenarbeit gab. Und Lehrer und Eltern, die die Integration des Jungen wollten und förderten. Vereinfacht gesagt, sah die Integration so aus, dass Lukas „einfach länger an einer Station bleibt“, wie sein Lehrer seinerzeit erklärte.

Eine Methode, die an der Schule noch immer praktiziert wird, und zwar intensiver als zuvor. Und das nicht nur, weil die Zahl der so genannten Inklusionskinder, also der Kinder mit besonderen Lernhindernissen, seitdem stetig gestiegen ist. Von den derzeit 310 Mädchen und Buben, die die Klassen eins bis neun der Schule besuchen, sind 32 Kinder mit besonderem Förderbedarf, darunter vier Kinder in so genannter Einzelintegration. Doch diese Einteilung mag Ottmar Misoph eigentlich ganz und gar nicht, denn, da ist sich der Rektor der Schule sicher, „jedes Kind ist ein Inklusionskind, weil jedes Kind Hindernisse bei Lernen und Teilhabe hat. Sie sind nur unterschiedlich hoch.“

Aufgabe der Schule sei es daher, „die Kinder zu befähigen, ihre Hindernisse zu überwinden“. Möglich macht dies das Konzept der Schule, das schon seit Jahren auf unterschiedliche Lernangebote und unterschiedliche Lernzeiten setzt. „Stärken stärken durch eigenaktives Lernen“ — und zwar von jedem Schüler, ob mit „Handicap“ oder ohne — nennt Misoph als Weg und Ziel.

Der Jakob-Muth-Preis wird seit dem Jahr 2009 vergeben, seitdem bewirbt sich die Thalmässinger Schule auch dafür und hat es in den vergangenen Jahren laut Misoph „auch immer bis in die Endrunde geschafft“. Dass man diesmal quasi auf dem Siegertreppchen steht, sieht der Rektor vor allem als Lohn für die geleistete Arbeit an, als Bestätigung für Lehrer und Eltern der Schule, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Dass es dafür auch noch ein Preisgeld in Höhe von 3000 Euro gibt, sei „auch ganz gut“, aber sicher nicht so wichtig wie die Anerkennung.

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