Die "Testpiloten" sind glücklich gelandet

30.10.2020, 17:45 Uhr
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© Foto: Jürgen Leykamm

Die im April geplante Feierstunde war dem ersten Corona-Lockdown zum Opfer gefallen. Nun wurde sie kurz vor dem zweiten nachgeholt. So durfte ein zweijähriges Ringen um die Auszeichnung gekrönt werden. Schulchefin Ingrid Bär ist stolz auf diese Pionierleistung: "Wir haben gerne den Testpiloten gespielt."

Dank eines ausgeklügelten Hygienekonzepts konnte die Feier überhaupt stattfinden. Zur Freude der 15 Schülerinnen "einer historischen Klasse, die Einmaliges geschafft hat", lobte die Schulleiterin. Die strahlenden Augen, die über den Masken leuchteten, seien ein schönes Indiz hierfür.

Eine Frage der Fairness

Fairness sei schon immer ein großes Thema des bald 100 Jahre alt werdenden Rother Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit seiner Land- und Hauswirtschaftsschule gewesen, betonte Behördenleiter Werner Wolf: "Diese Entwicklung findet nun ihren Höhepunkt." Hinter dem Stichwort verbirgt sich ein einfaches, ungemein wichtiges Anliegen: Der Einsatz für faire Bedingungen in der Landwirtschaft – hierzulande ebenso wie in den anderen Teilen der Welt.

Die Konsequenzen: Eingekauft wird bei Landwirten aus der Region. Und die Erzeugnisse, die auf diese Weise nicht zu haben sind und importiert werden müssen, bezieht die Einrichtung im fairen Handel.

Das allein reichte aber noch nicht für den Erhalt des Siegels. Es galt zunächst einmal ein eigenes Schulteam zu gründen und einen "Kompass zu erstellen", der die Richtung vorgibt, so die Fairtrade-Koordinatorin Rosemarie Branner. Schrittweise kamen im gesamten Landwirtschaftszentrum und bei dortigen Veranstaltungen fair gehandelte Produkte zum Einsatz: Kaffee, Tee, Kakao. Gewürze und mehr folgen immer stärker nach. In der Schulküche selbst finden solche Erzeugnisse ohnehin Verwendung – im Bereich der Textilarbeit gesellt sich die faire Baumwolle hinzu. "Auch wenn dies im Einkauf ein bisschen teurer ist", so Branner.

Wer das Siegel will, muss auch jährlich eine Aktion vorweisen können: Die Rother Schule konnte hier mit dem Projekt "Faires Frühstück" punkten.

Weltweit wie vor Ort

Warum fairer Handel eine solch elementare Bedeutung hat, erläuterten die Schülerinnen bei der Feierstunde selbst. So verwies Mikyung Kim-Volz aus Schwabach etwa auf die ausbeuterische Kinderarbeit auf den Kakao-Plantagen, die nicht den Fairtrade-Richtlinien folgen. Für die hiesigen Direktvermarkter machte sich Sabine Lehner aus Kammerstein stark. Das Engagement gewürdigt wurde in einer Videobotschaft von Lisa Herrmann, Kampagnenchefin des "TransFair e.V." (Verein zur Förderung des Fairen Handels in der Einen Welt), der das Fairtrade-Siegel verleiht. "Und das habt Ihr mehr als verdient". erklang ihr Lob auf dem Bildschirm.

"Im Alltag leben"

Die Urkunde konnte von Ingrid Bär präsentiert werden. "Sie bekommt bei uns einen Ehrenplatz". Nun komme es darauf an, das Fairtrade-Motto "im Alltag zu leben". Den Anfang dazu machte das leckere Menü, das zum Abschluss der Feierstunde coronagerecht gereicht wurde. Hier trafen saisonal-regionale auf fair gehandelte Zutaten: Perlgraupen auf Reis, Grünkernschrot auf Quinoa oder Haselnüsse auf Schokolade. Die Ausstellung, welche die frisch gekürte Fairtrade-Schule porträtiert und die Hintergründe des Siegels erläutert, ist im Foyer zu den Öffnungszeiten des Amtes noch bis zum ersten Advent zu sehen.

Am Ende gab es – natürlich fair gehandelte – Rosen für alle.

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